Zwei Dorfanger im Friedatal: Lengenfeld und Hildebrandshausen
Von den beiden genannten Dorfangern hat wohl der von Hildebrandshausen die Zeiten am besten überstanden. Je nach der dörflichen Baustruktur und die damit verbundene Dorfbild-Veränderung hat so mancher Anger an Charakteristik eingebüßt, während sie sich woanders bis in unsere Tage erhalten hat.
Über die Anger der beiden genannten Taldörfer lassen wir das Urteil eines Zeitgenossen von damals, nämlich des Lengenfelder Heimatdichters Adam Richwien (1889-1928), gelten. In einer seiner Hauptschriften, dem heimatkundlichen Essay Dorfheimat, schreibt er: „Unter einer grünen Lind ... – So einen rechten Anger, wie drüben das freundliche Dörfchen Hildebrandshausen in der Talmulde zwischen ‚Kessel’ und ‚Plesse’, hat meine Dorfheimat nicht mehr aufzuweisen. Der alte Baum, der da einst mitten des Angers stand wie ein traumversunkener Greis im Wintertag und wie ein lebensfroher, williger Jüngling im Lenz, ist längst der Axt zum Opfer gefallen. Den paar Dorfarmen, die in der Gasse, die zum Friedhof führt, in den schiefen Häuserchen mit den geflickten Schiebefenster lein ihre Tage verbrachten, wünsch- und freudlos, denn die Straße, wo sie wohnten, führte zum Friedhof, mag das Holz der alten, gefällten Angerlinde noch ein wenig Wärme gespendet haben für die kalten Tage und möglicherweise auch Erinnerungen geweckt haben an vergangene Dorfheimatjugend, an Stunden unter der grünen Lind“.
Dort, wo einst der Lengenfelder Dorfanger war, wurde ein nüchterner Tanzsaalbau errichtet. Nordwärts ragte eine aus Findelsteinen erbaute, etwa 3 Meter hohe, Angermauer empor. Den Abschluss bildete das ovalrunde Anger-Plateau, südlich wiederum eingeschlossen von einer über 2 Meter hohen Mauer, die die unmittelbar vorbeiführende Kirchbergstraße stützte und abdämmte. Links und rechts dieser Mauer führten Steinstiegen hinab zum Anger und eine dritte hinauf. Am Westende des Angers stand noch eine Linde mit einem Durchmesser von 1,5 Metern. Auf dem nördlichen Mauerpodium nahm, wenn die Burschen mit Musik aufmarschiert waren, die Dorfjugend Platz. Unterhalb der Mauer hatte sich die damals ortsansässige Dorfkapelle plaziert (vgl. auch Adam Riehwien Dorfheimat über den einstigen Lengenfelder Dorfanger).
Ähnlich beschaffen ist der heute noch gut erhaltene Anger des benachbarten Hildebrandshausen. Hier werden noch wie früher Kirmessitte und Brauchtum gepflegt. Zu seiner würdigen Erhaltung hat die Gemeinde viel getan. 1966 wurden Rasen, Martinsgasse und Anger mit einer Teermischsplittdecke versehen, und 1967 erhielten diese Plätze eine erweiterte Straßenbeleuchtung. Diese wirkt sich besonders für den Anger vorteilhaft aus. So wird alles getan, um seine Eigenart als Dorfmittelpunkt zu erhalten.
Vinzenz Hoppe (1981)