Zur Geschichte der Dünberg-Grotte in Lengenfeld unterm Stein (2002)

Unsere liebe Frau von Lourdes und die Bernadette

Am 4. Mai vor 20 Jahren wurde unsere Grotte am Dünberg eingeweiht. Sehr viele können sich noch daran erinnern mit welchen Schwierigkeiten die Baumaßnahmen in unmittelbarer Grenznähe verbunden waren. Manch einer dachte auch über einem neuen Standort für die Grotte nach, um den Gläubigen unbeobachteten Zugang zu ermöglichen. Für die meisten war jedoch klar, dass es keinen besseren und schöneren Standort für die Grotte gab als der Dünberg – nur sollte die gute Frau von Lourdes nach Lengenfeld schauen und nicht, wie bei dem Vorgängerbau, in Richtung Schranne/Faulungen.

So wurde dann im Herbst 1979 mit den Bauarbeiten begonnen. Manche sahen es auch mit Skepsis, was man doch dort oben zu tun habe, wo es doch wichtigere Dinge im Ort gäbe. Während der Aufbauphase läuteten öfter mal die Glocken, um zu signalisieren: „Beton ist da“ oder „Material eingetroffen“. Viele folgten dem unkonventionellen Ruf des damaligen Pfarrers Ernst Witzel. Für die Baugrunduntersuchung und die Statik war Architekt Karl Hagemann zuständig.

Die Maurerarbeiten wurden von Mählers Jupp, Josef Gunkel sowie von Gaßmanns Jupp und Edgar Hedderich durchgeführt. Letztere teilten sich die Wand in eine linke und eine rechte Hälfte. Das Gewölbe schalte Töpper Henner ein. Das Material für die Grottenwand stammte aus dem Kellergewölbe des Hauses von Kattersch Albert. Die Sandsteine für die Böschungsmauer aus der Ziegelhütte. Viele Traktorenhänger, gefahren von Ficks Herbert, Bodens Jupp, August Hübental u.a., voll mit Material, fuhren den Dünberg hoch.

Den Beton lieferte das STK Leinefelde durch Karl-Martin. Fiege. Das Areal der Grotte wurde vergrößert sowie die Böschungswand als Trockenmauer ausgeführt. Die LPG stellte ein Wasserfass sowie einen Bauwagen zur Verfügung. Viele Helfer waren öfter oben am Dünberg, um mit Hand anzulegen. Die Ausgaben für die Grotte beliefen sich auf nur 2.000 Mark. Zum Einweihungsgottesdienst der Grotte am 4. Mai 1980 sah man alle paar Meter einen Grenzer, damit ja keiner „abhauen“ konnte.


Was war aber mit der Lourdes Maria und der Bernadette?

Nach dem Einsturz der Grotte im Jahre 1928 wurde die Maria mit der Bernadette im Küsterhaus aufbewahrt. Die Jahre vergingen, bis eines Tages der Kirchendiener F. Kaufhold, der unter anderem zuständig war, dass die Verstorbenen des Ortes ein würdiges Fleckchen Erde bekamen, sagte: „Wenn die Maria samt Bernadette nicht wieder aufgestellt wird, lege ich sie mit ins nächste Grab“.

Als dieses der Maler Joseph Richwien zu hören bekam, rettete er die Maria. Für die Bernadette war es bereits zu spät. Manch einer weiß es noch, in welchem Grab sie liegt. Die Lourdes-Maria fand Platz bei unserem ehrwürdigen Kirchenmaler, auf dessen Grundstück. Ein starker Sturm brachte sie ins Wanken, sie fiel zu Boden und zerbrach in viele Einzelteile.

Nun lagerte sie, verpackt in „DDR-Beuteln“ an einem sicheren Ort. Mit Bekanntwerden, dass die Grotte am Dünberg wieder aufgebaut werden sollte, restaurierte Joseph Richwien die Lourdes Maria mit sehr viel handwerklichem Geschick, sodass, wie wir ja heute sehen, von den ehemaligen Bruchstellen nichts mehr zu sehen ist.

Übrigens: Der Kleber für die Restaurierung der Maria wurde briefweise von Bekannten und Verwandten aus dem westlichen Teil Deutschlands geschickt, weil es Ähnliches in der DDR nicht gab. Dabei musste jeder Brief abgewogen werden, um das Maximalgewicht nicht zu überschreiten. Joseph Richwien übernahm auch die Gestaltung zum Neubau der Grotte und spendete die vom Steinmetz Thor aus Bickenriede angefertigte Gedenktafel.

Die jetzige Bernadette wurde von einem unbenannten Stifter gespendet. Auch sie stammt, wie die Lourdes-Maria, aus Lourdes und wurde 1996 von einer Pilgerreise Pfarrer Witzels mitgebracht. Im Mai 1996 weihte Sie Pfarrer Förster bei einer Maiandacht ein.

Aber was ist ein Fleckchen Erde, wenn es nicht gepflegt wird. Man kann nur Dank sagen an alle, vor allem die Dünberger, die in den vergangen 20 Jahren viele Stunden geopfert haben, um dieses Stückchen Lengenfeld in Ordnung zu halten.


Winfried Stöber
(Quelle: „Lengenfelder Echo“, Juni-Ausgabe 2002, S. 7)