Wo sind die Stücke geblieben? Die Kirche Kloster Zella war Privatmuseum (1959)
Vor 25 Jahren, im Frühjahr 1934, war die altehrwürdige Klosterkirche in Zella zu einem historischen Mittelpunkt des südlichen Eichsfeldes geworden. In diesem Zeitabschnitt hatte das weltabgeschiedene Klostergut die höchsten Besucherzahlen aufzuweisen. Der damalige kunstliebende Besitzer scheute keine Mühe, um historische Eigenarten zu sammeln und sie in seiner Privatsammlung über der Krypta der Kirche auszustellen.
Schreiber dieser Zeilen hatte öfters Gelegenheit, durch diese Sammlung zu führen und kann deswegen auch noch Angaben darüber machen. Zur Erinnerung für alle Heimatfreunde sei im Geist nochmals ein Rundgang durch das kleine Museum gemacht.
Die altersgraue Kirche hatte vordem lange Jahre hindurch profanen Zwecken gedient. Im Chorraum stand ein aus dem Jahre 1480 stammender Annen-Tryptichon, welcher noch ein Überbleibsel der früheren Annaberg-Wallfahrt war. Das eigentliche Anna-Selbdritt-Bild erhielt die Struther Kirche. Eine Gruppe „Beweinung Christi“ (gotisch, aus dem Eichsfeld um 1450) wirkte recht besinnlich auf die Besucher. Recht wertvoll waren auch die an den Wänden ringsum angebrachten Gemälde der 14 Kreuzwegstationen. Sie waren aus einer Werkstätte in Metz um 1750 erworben und später in die alte Kirche nach Effelder gebracht worden. Eine gotische Madonna (aus dem Rheinland um 1400) und ein Chorherrenstuhl aus dem Jahre 1650 bildeten ebenfalls eine Zierde des unteren Ausstellungsraumes.
Durch das polygone Treppenhaus führte eine schmale, steinerne Wendelstiege zum Emporraum über der Krypta (jetzt wieder formgetreu ausgebaut). – Hier standen Tische mit langen Glaskästen, in denen eine vielseitige Waffensammlung zu schauen war. Durch Jahrhunderte hindurch konnte der Besucher den Werdegang der Waffen – aus der Gattung der ersten Feuersteinzündung bis zu den neuzeitlichsten Pistolen, Gewehren und Geschossen – verfolgen. Dazwischen sah man auch uralte Urkunden, Siegel und Petschaften.
Aus der Vielhaltigkeit dieser Abteilung seien schließlich noch einige Gegenstände aus geschichtlicher Zeit erwähnt: eine Soldkasse aus dem Siebenjährigen Krieg, eine Feldflasche aus der Schlacht bei Langensalza 1866 sowie noch gut erhaltene Panzerrüstungen. Den Werdegang und die früher so primitive Handhabung des Ölschlagens verkörperte eine alte Rapsölmühle aus Kloster Zella. Viele kleinere Gegenstände aus den klösterlichen Tagen Zellas ergänzten die Sammlung. Wenn diese auch nur zum geringen Teil Anspruch auf Kunstwert hatten, so waren sie doch Zeugen einer historischen Vergangenheit des herrlichen Fleckchens Eichsfeld.
Mit dem Zusammenbruch 1945 ging auch diese historische Privatsammlung verloren. Wo sind nun die einzelnen Stücke geblieben? Eine Nachforschung beim greisen Kreisdenkmaispfleger Architekt Schäfer, Mühlhausen, erbrachte die erfreuliche Gewissheit, dass durch seine Initiative mehrere zerstörte Kunstgegenstände vom Landeskonservator renoviert werden konnten. Dies erforderte die Summe von 18.000 DM. Um dann eine missliebige Geschäftemacherei mit den geborgenen Stücken zu vermeiden, sorgte Schäfer für eine Unterbringung in staatlichen Museen. Vor allem war es der Kunsthistoriker Professor Knöll, Jena, an welchen sich der beauftragte Kreisdenkmalspfleger wandte. Prof. Knöll überwachte die Übernahme in staatlichen Besitz. Somit sind doch Reste der Sammlung, vor allem auch wertvolle Möbel, der Zukunft erhalten geblieben.
Vinzenz Hoppe
(Quelle: „Eichsfelder Heimatborn, Ausgabe vom 11.04.1959)