Walther Fuchs: Chronik "50 Jahre Fußball in Lengenfeld unterm Stein" (1972)

Zeitabschnitt: 1901 -1922
Eng mit der Entwicklung des Fußballsports in unserer Gemeinde ist die Gründung anderer Sportvereine verbunden. So fanden sich am 20. Dezember 1901 mehrere Radfahrer im Gasthaus „Deutsches Haus“ – heute (1972) Friseurgeschäft Gerhard Buchwald – ein, um über die Förderung des Radfahrsports zu sprechen. Das Ergebnis war die Gründung des "Radfahrervereins Lengenfeld unterm Stein 1901" mit einer Anfangsmitgliederstärke von 24 Sportlern. Gleichzeitig wurde der Vorstand gewählt, der sich wie folgt zusammensetzte:

Lorenz Wehenkel (Vorsitzender), Martin Fischer (Stellvertreter), Heinrich Riese (Kassierer), Edmund Hahn (Schriftführer), Michael Richwien (Fahrwart)

Schon im Jahr 1902 wurde das erste Radfahrerfest veranstaltet, auf dem das erste große „Rennen“ über Geismar – Frieda – Wanfried – Katharinenberg – Struth – Lengenfeld unterm Stein gestartet wurde. Sieger dieser Rennstrecke wurde Martin Fischer. Seit dieser Zeit waren die Lengenfelder Rennfahrer auf allen Rennen im Kreis und darüber hinaus in Mühlhausen, Heiligenstadt, Dingelstädt und Eschwege als gefürchtete Gegner vertreten. Die siegreichsten Fahrer in der Gründerzeit waren die Gebrüder Nikolaus und Martin Fischer, Joseph Weidemann und August Fuchs. Von den Gründern des Radfahrvereins lebt heute noch als einziger mit 96 Jahren (1972) Herr Nikolaus Fischer.

Mit großen Siegen in den zwanziger und am Anfang der dreißiger Jahre kamen stets die Rennfahrer Joseph Hahn (Mittelmühle), die Gebrüder Joseph, Heinrich und Paul Riese und Otto Hildebrand zurück.

Ein denkwürdiger Tag war auch der 29. Dezember 1910. An diesem Tag trafen sich aktive Turner in der Gemeindeschenke und riefen den Turnverein „Germania Lengenfeld unterm Stein 1910“ ins Leben. Die Gründer waren Joseph Kirchner, Johannes Sander, Lambert Rummel, Lehrer Christel Kellner (Vater von Dr. Kellner Mühlhausen) Lehrer Ferdinand Kleineberg, Franz Müller, Hugo Richardt, Zigarrenmeister Jungheim und Michael Marx. Den Vorsitz übernahm Joseph Kirchner, der dieses Amt bis 1933 bekleidete und unseren Turnverein mit dem Turnerfreund Lambert Rummel zu großer Höhe führte.

Mit der Gründung des Turnvereins wurden die Sportarten Turnen, Leichtathletik und Faustball jetzt aktiv betrieben. Nun starteten unsere Turner, Leichtathleten und Faustballer auf allen Turnfesten und kehrten oft als Sieger aus Eschwege, Heiligenstadt, Dingelstädt, Wanfried, vom Heldrastein und vom Gauturnfest zurück. Wenn die nachstehenden großen Sportler unseres Turnvereins in den zwanziger Jahren wie Gottfried Hagemann, Karl Höppner, und Ernst Fischer, die die gesamte Spitze des Eichsfeldes in den leichtathletischen Disziplinen wie 100m-Lauf, Weitsprung, Kugelstoßen und Langstreckenlauf schlugen, eine solche Förderung erfahren hätten, wie sie unserer heutigen Jugend durch unseren sozialistischen Staat zuteil wird, dann wären diese Sportler bis zur deutschen Spitze vorgestoßen. Von den aktiven Turnern aus der Gründerzeit leben heute noch Andreas Busse und August Hagemann in Lengenfeld unterm Stein und Peter Lorenz in Mühlhausen.

Nach dem Niedergang des Webereihandwerks im Eichsfeld im 19. Jahrhundert mussten auch die Lengenfelder Arbeiter in den Ziegeleien und Zuckerfabriken in Köln, Frankfurt/Main und Düren ihren Lebensunterhalt verdienen. Aus diesen Städten brachten dann die Arbeiter um 1900 die Nachricht von einer anderen Sportart mit, die durch Stoßen eines Lederballs mit dem Fuß betrieben wurde. Aber erst augenscheinlich bekannt mit dem Lederball wurde die Lengenfelder Jugend als von Dr. Marseille im Jahre 1908 auf Schloss Bischofstein eine Erziehungsschule gegründet wurde.

Als Zuschauer bei diesem Spiel auf Bischofstein begeisterte sich die Lengenfelder Jugend immer mehr dafür. Der Wunsch einen solchen Ball zu besitzen und auch zu spielen wurde immer größer. Aber woher das Geld dafür nehmen? Der Verdienst der Eltern reichte damals nur für den notwendigen Lebensunterhalt. Aber lassen wir selbst den Sportfreund Karl Witzel als Augenzeugen berichten:

„Ich war damals zehn Jahre alt. Da spielte uns das Glück eine beschädigte Fußballblase vom Bischofstein in die Hände. Als diese Blase geflickt war, fehlte nur noch die Hülle dazu. Mein Freund Heinrich Fischer wusste Rat. Er bat die Mutter, die selbst Schneiderin war, eine Hülle aus dicken Stoffresten zu nähen. Wenn auch dieser erste Fußball in Lengenfeld nicht gerade kugelrund war, so erfüllte er doch seinen wunderbaren Zweck. Nun jagten wir auf freien Plätzen und auf den Wiesen unserem Fußball nach. Die Tore wurden mit unseren ausgezogenen Röcken markiert. So war unser Fußballfeld schnell auf – und auch wieder abgebaut. Das Spiel endete dann jedes Mal mit einer Treibjagd des Wiesenbesitzers auf uns. Unser „Heiligtum“, der Fußball, konnte aber stets gerettet werden.“


Zeitabschnitt: 1922 -1930
Das Jahr 1922 hat für den Lengenfelder Sport eine besondere Bedeutung. In diesem Jahr gründeten zur Freude einer schon zu dieser Zeit fußballbegeisterten Jugend beherzte Sportler den „FC Lengenfeld unterm Stein“. Damit beginnt die  Geschichte des Lengenfelder  Fußballsports, der mit seinem auf und nieder, aber auch mit seinen Erfolgen gerade zu unserer Zeit die große Zahl unserer Sportenthusiasten jeden Sonntag immer wieder in seinen Bann zieht.

Der Wunsch einen Fußballclub zu gründen, wurde vorerst durch den 1. Weltkrieg, dem auch viele Lengenfelder Turner und Rennfahrer zum Opfer fielen, zunichte gemacht. Das Ziel wurde aber von der Jugend nicht aufgegeben. Endlich war es soweit. Ende März 1922 gründete die Lengenfelder Jugend im Eichsfelder Hof ihren „FC Lengenfeld unterm Stein 1922“. Den Anstoß dazu gaben Walter Paul, ein Sohn unseres derzeitigen Apothekers und Herr Aloys Fuchs, der gleichzeitig den ersten Vorsitz übernahm. Die ersten Mitglieder und gleichzeitig aktive Spieler waren:

Christel Eichner – Ewald Fischer – Heinrich Fischer – Hans Gries – Richard Günther – Joseph Hahn – Karl Hahn – Heinrich Hartmann – Willi Hartmann – Karl Höppner – Michael John – Georg Kramer – Walter Paul – Johannes Richwien – Wilhelm Richwien – Ewald Riese – Franz Riese – Heinrich Riese – Joseph Riese – Peter Riese – Karl Witzel

Leider erfuhr unser Fußballclub zu dieser Zeit keinerlei Förderung durch den Staat bzw. durch die Gemeinde. Die Bitte, ein geeignetes Gelände zum Bau eines Sportplatzes zur Verfügung zu stellen, wurde von der Gemeindevertretung am 2. April 1922 mit der Begründung zurückgewiesen: „[ ...] dass die an der Straße nach Hildebrandshausen gelegene Keudelsteiner Wiese, von der Gemeinde mit der Schule Bischofstein als ‚Turnerwiese‘ gepachtet, zum Treten eines Balles vorhanden und groß genug sei“. Leider entsprach dieses Teilstück der Wiese in Form eines Dreiecks keineswegs den Ausmaßen eines Fußballplatzes.

Trotzdem fand im April 1922 das erste Fußballspiel in Lengenfeld gegen Großbartloff auf einer Keudelsteiner Wiese (unterhalb der Teufelsnase, östlich des Petersberges gelegen) in folgender Aufstellung statt:

Heinrich Fischer (Tor ), Joseph Riese (Verteidigung (1)),  Richard Günther (Verteidigung), Peter Riese (Mittelfeld (2))

Hans Gries (Mittelfeld), Karl Hahn (Mittelfeld), Heinrich Riese (Sturm (4)), Karl Höppner (Sturm),  Walter Paul (Sturm), Georg Kramer (Sturm), Johannes Richwien (Sturm)

Tage vorher hatte man die Wiese, die in öst-westlicher Richtung lag, notdürftig als Spielfeld hergerichtet. Das östliche Tor hatten die Sportfreunde mit Pfosten und Querlatte aufgebaut. Das westliche Tor bestand nur aus zwei Pfosten und einem Seil als gedachte Querlatte. Die Tornetze fehlten.

Etwa 100 Zuschauer umsäumten das Spielfeld als die beiden bunt gewürfelten Mannschaften den Rasen betraten. Die Spieler waren durchwegs mit Sporthosen bekleidet, die bis zu den Knien reichten. Jeder trug das Sporthemd, das er gerade besaß.

Als Fußballschuhe dienten Rindslederschuhe. Glücklich schätzte sich der Spieler, bei dessen Schuhen die Absätze abgerissen waren. Dafür hatte dann der Sportfreund Kramer Stollen auf die Sohlen genagelt. Eine einheitliche Sportkleidung war zu diesem Zeitpunkt nur ein Traum. Demzufolge stand der Schiedsrichter bei diesen ersten spielen oft vor einer unlösbaren Aufgabe. Wie sollte er auch aus der Vielzahl von bunten Dressen bei einem Foulspiel die richtige Entscheidung treffen.

Leider hatte nun dieses erste Fußballspiel in Lengenfeld einen für heutige Verhältnisse unmöglichen Ausgang. Als das Spiel nach der Halbzeit wieder begonnen hatte und 2:1 für Großbartloff stand, erschien Oberst Frisch vom Keudelstein mit Gewehr und zwei Hunden wie ein drohendes Unwetter und löste unter Strafandrohung das Spiel auf „seiner“ Wiese auf. Man sah nur flüchtende Spieler und Zuschauer über die Frieda springen. Die Großbartloffer jagten den Entenberg hinauf, und die Lengenfelder stürmten quer über die Felder in das Bilstal und dem Weinberg zu. Damit war das erste Fußballspiel zu Ende.

Eine Anzeige an den derzeitigen Wachtmeister Arzinger in Geismar hatte eine Gemeindevertretersitzung am 27. April zur Folge. In dieser Sitzung wurde beschlossen: „Die Fußballer dürfen nur auf der ‚Turnerwiese‘ an der Straße nach Hildebrandshausen spielen“. Damit fand ein regelmäßiger Spielbetrieb in Lengenfeld sein vorzeitiges Ende. Trotzdem wollte die Lengenfelder Jugend ihren Fußballsport nicht aufgeben. Daher wurde auf der Turnerwiese immer fleißig trainiert. Leider konnten die Wettspiele nur auswärts stattfinden. Gegner für uns waren die Mannschaften von Faulungen, Diedorf, Großbartloff, Geismar und Wilbich. Die stärksten Gegner waren der FC Diedorf und der FC Geismar mit ihrem fairsten Spieler Paul Andres an der Spitze. Diese Spiele konnten wir in den zwanziger Jahren nie gewinnen. Dagegen brachte unsere Mannschaft gegen die anderen Fußballclubs manche Siege mit nach Hause

Schuld an mancher vermeidbaren Niederlage war das Fehlen eines eigenen Spotplatzes und damit der Mangel an einem regelrechten Training, das ein Zusammensiel förderte. So wurde immer wieder die Forderung nach einem vereinseigenen Fußballplatz erhoben. So wurde im  Jahre 1924 nach der Grummeternte die Keudelsteiner Wiese unterhalb des Turnplatzes nur für die Herbst- und Wintermonate zu Sonntagsspielen als Spielfeld freigegeben. Die Sportfreunde Ewald Riese, Heinrich Fischer, Ewald Fischer und Michael Otto schlugen Holz im Weinberg für die Tore, die der Stellmacher Anton Montag herrichtete. Die Freude über die aufgestellten Tore war nur von kurzer Dauer. Die einzelnen Wiesenpächter, die um ihre Erträge an Heu bangten, wurden zu Gegnern des Fußballsports. So kam es auch, dass von dieser Seite aus eines Nachts die Tore wieder entfernt wurden und auf Antrag nicht wieder aufgestellt werden durften. So blieb es mit den Auswärtsspielen wie eh und je bis zum Jahre 1929.

Das Jahr 1929 brachte für den Lengenfelder Fußballsport in zweierlei Hinsicht eine große Wende. Der Direktor der Erziehungsschule Schloss Bischofstein, Herr Dr. Wilhelm Ripke, ließ im Jahre 1929 mit dem Bau eines neuen Sportplatzes im „Tulchen“ eigens für die Schüler seiner Schule beginnen. Mit Kreuzhacke, Schaufel, Spaten und dem Einsatz von Loren musste die im nördlichen Teil des vorgesehenen Platzes abgetragene Erde im südlichen Teil wieder aufgetragen werden.

Wenn auch die Arbeit sehr schwer war, so waren mehrere Lengenfelder Arbeiter froh, in der Zeit der beginnenden Arbeitslosigkeit eine lohnende Beschäftigung zu finden. Als im Jahre 1930 dann der Bau des Sportplatzes beendet war, hatte die Schule Bischofstein, und wie wir dann später sehen werden, auch Lengenfeld eine moderne Wettkampfstätte mit Laufbahn für alle Sportarten.

Ebenso wichtig wie der Neubau des Bischofsteiner Sportplatzes war die Reorganisation des Lengenfelder Fußballsports Ende des Jahres 1929. Das geschah auf einer Versammlung am 28.12.1929, zu der die beiden großen Förderer des Lengenfelder Fußballsports, Aloys Fuchs und Karl Wegwerth, alle begeisterten Fußballanhänger eingeladen hatten. Der „Eichsfelder Hof“ war an diesem denkwürdigen Abend überfüllt. Als Vertreter des Kreises war auf Veranlassung des Sportfreundes Rudolf  Menge der Vorstand der DJK „Winfridia“ Heiligenstadt erschienen.

Das Ergebnis dieser Versammlung war der Anschluss unseres Fußballclubs an die deutsche Jugendkraft und damit die Neugründung des Ballspiel-Clubs 1930 DJK „Winfridia“ Lengenfeld unterm Stein. In den Vorstand wurden folgende Sportfreunde gewählt:

Karl Wegwerth (Vorsitzender), Aloys Fuchs (Stellvertreter), Rudolf Menge (Schriftführer), Franz Richwien (Kassierer), Erwin Günther (Ballwart), Michael Kattner (Spielführer I. Mannschaft) und Siegfried John (Spielführer Jugend).

Für die Spielerdresse wurden die Farben Blau-Weiß gewählt, die als Traditionsfarben bis 1964 bestanden. Zur Unterscheidung wählte die I. Mannschaft „Dunkelblau“ (Dress) und Hose mit „Weiß“ abgesetzt, die Jugend nahm „Hellblau“.

Gleichzeitig wurde zur Förderung des Lengenfelder Fußballsports ein Patenschaftsvertrag mit der DJK Winfridia Heiligenstadt abgeschlossen. Ebenso wurde zur Kenntnis genommen, dass unsere I. Mannschaft und Jugendmannschaft mit Beginn der  neuen Punktspielserie im Bezirk Hülfensberg spielen werden, zu dem nachfolgende Mannschaften gehörten: Geismar, Wilbich, Großbartloff, Effelder, Faulungen, Struth, Diedorf und Heyerode.

Da jeder Fußballverein zu einem geregelten Punktspielbetrieb zwei Schiedsrichter stellen musste, wurden als Schiedsrichter-Anwärter die Sportfreunde Aloys Fuchs und Franz Richwien gemeldet.

Der Lehrgang für alle von den Fußballclubs des Bezirkes Hülfensberg gemeldeten Anwärtern fand im wöchentlichen Turnus abwechselnd in Geismar und Großbartloff unter Leitung des Schiedsrichter-Obmannes Tulle statt, der die Prüfung auch am 15. März 1930 abnahm. Damit hatte Lengenfeld zwei geprüfte Schiedsrichter. Unser Vorsitzender Karl Wegwerth qualifizierte sich im August 1930 als Schiedsrichter.

Um auch die Heimspiel austragen zu können, wurde am 1. April 1930 mit Herrn Dr. Wilhelm Ripke ein Pachtvertag über die Benutzung des Bischofsteiner Sportplatzes abgeschlossen. Die jährliche Pachtsumme in Höhe von 120,- Reichsmark musste der Verein aus eigenen Mitteln aufbringen. Der Bischofsteiner Sportplatz wurde Ostern 1930 mit dem Spiel Bischofsteiner SC DJK Lengenfeld unterm Stein eingeweiht.

Das erste Spiel gegen Bischofstein bestritt unsere Mannschaft in folgender Aufstellung:

Erwin Günter (Tor), Peter Hahn, Franz Riese, Paul Riese, Michael Kattner, Ernst eichner, Heinrich Riese, Peter Fuchs, Josef Richwien, Johannes Witzel, Johannes Richwien.

Obwohl das Spiel gegen den Bischofsteiner SC mit 6:0 und das Spiel gegen Geismar auf Weißen Sonntag noch 5:1 verloren gingen, stiegen die Leistungen der I. Mannschaft von Spiel zu Spiel.

Unsere Jugendmannschaft, die schon seit 1929 in nachstehender Aufstellung zusammenspielte:

Erwin Günter (Tor), August Gebhardt, Martin Richwien, Albert Hahn, Siegfried John, Karl Hardegen, Albert Kattner, Heinrich Müller, Georg Kaufung, Fritz (Josef?) und Josef Eberhardt schlug im Bezirk Hülfensberg im Spieljahr 1930 jede Mannschaft, so dass sie in diesem Jahr Meister wurde.


Zeitabschnitt: 1930-1933
Ein besonderer Leistungsanstieg begann mit dem 12. Juni 1930. An diesem Tage wurde das Lebensmittelgeschäft „Gede“ in Lengenfeld unterm Stein eröffnet. Mit dieser Eröffnung trat Friedrich Grawe aus Meschede/Sauerland, ein ganz hervorragender Fußballspieler, seine Arbeitsstelle als Verkäufer in diesem Geschäft an. Sportfreund Grawe, ein brillanter Techniker, führte nun ein regelmäßiges Training ein, das er selbst leitete. Er selbst spielte nun Mittelstürmer, und wenn es ein Verteidigungsspiel war, Mittelläufer in unserer Mannschaft. Schon einige Wochen später war ein Leistungsanstieg und eine bessere Kondition spürbar.

Als dann auf dem großen Schulsportfest auf Bischofstein unsere I. Mannschaft gegen den Bischofsteiner SC am 20. August 1930 antrat, wurde das Spiel mit 7:2 gewonnen. Ein großer Erfolg für unsere Mannschaft war, mit der Beendigung der Punktspielserie 1931, der Vizemeister im Bezirk Hülfensberg hinter dem großartigen FC Geismar.

Ein weiterer Höhepunkt bildete das Spiel gegen den FC Warburg auf Ostern 1932, das nur mit 2:1 verloren ging. Ebenso wurde gegen den FC Eschwege  mit 1:2 ein recht gutes Ergebnis erzielt. Bei dem Rückspiel in Eschwege im Frühjahr 1932 erlitt unser Torwart auf dem Aschenplatz eine sehr schwere Verletzung am Knie. Dieser Torwart war unser unvergesslicher Sportsfreund Konrad Scharf, den man heute noch zu den besten Torhütern unserer Fußballmannschaften in der fünfzigjährigen Fußballgeschichte zählt. Noch heute denken viele alte Sportler daran, wie oft er durch seine bravourösen Paraden für unsere Mannschaft den Sieg errang.

Leider gab es zu dieser Zeit kein Penicillin und keine Tetanusspritzen, so dass unser Konrad Scharf an den Folgen dieser Verletzung am 17. Juli 1932 verstarb.

Ein besonderes Fußballtalent war unser rechter  Halbstürmer Heinrich Müller, der schon mit 16 Jahren als bester Jugendspieler in unsere I. Mannschaft berufen wurde. Mit seiner Schnelligkeit und seinen Dribbelkünsten stellte er manche Verteidigung vor fast unlösbare Aufgaben und gab manchem Torwart mit seinen scharfen Schüssen das Nachsehen.

Eine ganz besondere Verstärkung unserer I. Mannschaft in diesen Jahren war der Zugang der Sportfreunde Karl-Dietrich Viering als Torwart und Reinhard Thienken als linker Halbstürmer vom SC Bischofstein.

Der allerbeste Spieler, den wir besessen haben und unserer Mannschaft in den 1930er Jahren als Spielerpersönlichkeit das Gepräge gab, war unser Johann Kasperski.

Er kam aus der Reserve von Schalke 04 und brachte unserer Mannschaft durch fleißiges Training  die derzeitige Taktik und Spielweise der Schalker zu dieser Zeit, wenn auch in bescheidenem Maße, bei. Sein Einsatz war stets spielentscheidend.


Unsere stärksten Mannschaften in den 1930er Jahren waren:

I. Mannschaft:

Karl-D. Viering, Peter Hahn, Franz Riese, Paul Riese, Michael Kattner, Ernst Eichner, Heinrich Riese, Heinrich Müller, Johann Kasperski, Reinhard Thienken, Johannes Witzel.


Jugendmannschaft:

Albert Hahn, Kurt Hahn, Andreas Riese, Andreas Witzel, Walter Höppner, Heinrich Müller II, Hugo Hahn, Lorenz Witzel, Bernhard Müller, Walther Fuchs, Johannes Menge.

Infolge der Benutzung des Bischofsteiner Sportplatzes durch zwei Sportclubs, dem Bischofsteiner SC und dem BSC Lengenfeld unterm Stein, traten immer mehr Terminschwierigkeiten auf. Daher stellte der Lengenfelder Fußballclub am 2. Mai 1931 erneut einen Antrag an die Gemeinde, einen geeigneten Platz zur Verfügung zu stellen. Den Ausbau würden die Fußballer selbst übernehmen. Am 9. Mai 1931 fasste die Gemeinde folgenden Beschluss. "Einen Beschluss über den Antrag des Fußballclubs jetzt schon herbeizuführen, erübrigt sich, da die Angelegenheit noch nicht genügend geklärt ist. Eine Beteiligung der Gemeinde bei der Anlegung des in Aussicht genommenen Sportplatzes soll stattfinden und wird die Gemeinde zur gegebenen Zeit hier zu Stellung nehmen.

Nach dreimonatiger Wartezeit auf die Stellungnahme der Gemeinde stellte der Fußball -Club am 3.8.1931 wiederum einen Antrag , die Ausmaße der Turnerwiese, auf der schon ein Tor stand, weiter nach Westen zu verlegen, um darauf einen Sportplatz auszubauen.

Laut Protokoll vom 15.8.1931 ab die Gemeindevertretung folgende Erklärung ab: „Zu diesem Antrag konnte keine Stellung genommen werden, weil der infrage kommende Besitzer des betreffenden Landes nicht erschienen war und der anwesende Vorstand des Fußball-Clubs keine greifbaren Vorschläge machen konnte.“

Damit war wieder einmal der Bau eines eigenen Sportplatzes ins Wasser gefallen. Die Lengenfelder mussten weiter auf dem Bischofsteiner Platz spielen. Eine Einigung mit Herrn Dr. Ripke wurde dahingehend erzielt, dass die Schulmannschaft am Sonnabend und der BSC Lengenfeld unterm Stein am Sonntag den Sportplatz für Wettspiele benutzten konnte.

Mit der Arbeitslosigkeit in den Krisenjahren 1931 bis 1933 verschlechterte sich auch die Finanzlage des Fußballvereins. Mehrere Sportler konnten nicht mehr ihren Beitrag und viele Zuschauer nicht mehr ihr Eintrittsgeld bezahlen. Daher stellte der Fußballclub den Antrag an die Gemeinde um Beihilfe zur Pacht für die Benutzung des Sportplatzes Schloss Bischofstein. Erst nach nochmaligem Antrag wurde die Angelegenheit am 19.1.1932 durch die Gemeindevertretung „dahingehend erledigt, die gepachtete Wiese unterhalb des Dorfes, welche für Sportübungen gepachtet war, zu kündigen und die dafür gezahlte Pacht in Höhe von 50,- Reichsmark dem Sportclub als Beihilfe zu überweisen.“

In dieser Not ermäßigte Herr Dr. Ripke in großzügiger Weise die Pacht von 120,- RM auf 50,- RM und verzichtete mit einem Schreiben vom 15.12.1932 für das Jahr 1933 vollkommen auf die Pacht.


Zeitabschnitt: 1933-1945
Das Jahr 1933 blätterte mit der Machtergreifung der Faschisten das traurigste Kapitel des Lengenfelder Fußballsports ein.

Die Reichstagswahlen vom 5. März 1933 brachten der Nazipartei nicht den beabsichtigten Erfolg. Die Mehrheit des Volkes (57 Prozent) stimmten gegen Hitler. Um aber trotzdem den Reichstag auszuschalten, brauchte Hitler eine Zweidrittelmehrheit. Daher erklärte er die 81 kommunistischen Reichtagsmandate unter Verfassungsbruch für ungültig. Da nun alle bürgerlichen Parteien Hitler ihre Stimme gaben, erhielt er die Ermächtigung, Reichsgesetze zu diktieren. Aufgrund dieses Ermächtigungsgesetzes schalteten die Nazis alle Parteien und Organisationen aus, die ihnen in ihrer aggressiven Politik nicht passten.

Als nun der Vorstand unseres Vereins am 10. Juni 1933 von der Auflösung des FC Geismar und des FC Wilbich erfuhr, wurde unser Kassenbuch dahingehend mit Belegen abgeschlossen, dass nur noch 3 Pfennige als Bestand vorhanden waren.

Am 15. Juni 1933 war es dann auch für unseren Verein soweit. An diesem Tag hielt ein Auto vor der Wohnung des Sportfreundes Franz Richwien, der damals Kassierer war. Die vier Männer in Uniformen, die diesem Auto entstiegen und die Wohnung betraten waren der derzeitige Ortsgruppenleiter A. Wiegand, der Sportkommissar Dr. Krüger, der Wachtmeister Stein und ein SS-Offizier. Nachdem der Ortsgruppenleiter ein Schreiben des Kreisleiters verlesen hatte, erklärten er und Dr. Krüger den „BSC Lengenfeld unterm Stein 1930 - DJK Winfridia“ für aufgelöst. Die Protokollbücher, das Kassenbuch, die Kasse mit einem Bestand von 3 Pfennigen, drei Fußbälle, die unser Ballwart Erwin Günter noch holen mußte und unser Tischwimpel wurden beschlagnahmt.

Der Schock über das unrechtmäßige Eingreifen der Faschisten war bei allen Sportlern so überwältigend, dass vorerst niemand bereit war unter anderem Namen weiterzuspielen. So ging das Jahr ohne Punktspielbetrieb zu Ende. Lediglich die Bischofsteiner Schulmannschaft, die sich durch Spieler unserer 1. Mannschaft verstärkt hatte und unsere Jugend- und Schülermannschaft trugen Freundschaftsspiele aus, die fast ausschließlich gewonnen wurden.

So blieb trotz allem die Begeisterung für den Fußballsport aber auch die Frage: „Wie soll es nun weitergehen?“

Um nun doch weiterhin organisiert Fußball spielen zu können wurde in der am 1. Dezember 1933 durchgeführten Versammlung der Anschluss an den Deutschen Fußballverband unter der Bezeichnung „BSC Blau-Weiß Lengenfeld unterm Stein“ beschlossen. Den Vorsitz übernahm wieder einmal dem Fußballsport zuliebe unser Karl Wegwerth.

So begann mit dem Jahre 1934 noch einmal ein reger Punkt- und Freundschaftsspielbetrieb. Die beiden erstklassigen Mannschaften, der FC Diedorf und der FC Geismar schafften den Aufstieg in die I. Kreisklasse. Der BSC Lengenfeld unterm Stein erreichte den dritten Platz im Kreis, im Bezirk Hülfensberg den zweiten Platz.

Da nun in Vorbereitung der Faschisten auf einen Krieg überall Rüstungsfabriken aus dem Boden gestampft und Autobahnen gebaut wurden, begann in der Wirtschaft ein scheinbarer Aufschwung. Damit fanden die Lengenfelder Arbeiter wieder Beschäftigung, hauptsächlich in diesen Rüstungsbetrieben. Das hatte zur Folge, dass auch die Spieler unserer I. Mannschaft an den meisten Spieltagen nicht mehr zu Hause waren und daher in der Mannschaft nicht eingesetzt werden konnten. Hinzu kam, dass Hitler am 16. März 1935 die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht bekanntgab. Daher spielte die beste Jugendmannschaft der dreißiger Jahre als I. Mannschaft weiter. Eine Verstärkung erfuhr diese Mannschaft stets dann, wenn die alten Spieler wie Erwin Günther, Heinrich Müller, Alois Höppner, Paul Riese, Michael Kattner und Ernst Eichner an einigen Sonntagen von ihren auswärtigen Arbeitsstellen auf Urlaub zu Hause waren.

Noch einmal hervorheben möchte ich auch an dieser Stelle die gute Zusammenarbeit die wir seit Bestehen unseres Fußball-Clubs, aber ganz besonders in den dreißiger Jahren, mit dem Bischofsteiner Sportclub (BSC) gepflegt haben. Da die Bischofsteiner Schulmannschaft ihre Spiele im Rahmen der Schulmeisterschaft nur an den Sonnabenden austrug, konnten wir uns gegenseitig ergänzen und verstärken. Die besten Spiele dieser Zeit waren 1935 gegen Heiligenstadt 4:2, Mühlhausen 1936 mit 6:1, Eschwege 1936 mit 5:3.

Mit dem Überfall auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Schon bei der Mobilmachung und in den Tagen bis zum Kriegsbeginn wurden 69 wehrfähige Männer und Jugendliche, darunter natürlich alle Spieler der I. Mannschaft, eingezogen. Wenn auch die Schüler- und Jugendmannschaft in den Kriegsjahren noch einige Freundschaftsspiele austrugen, so kam mit der Verkündigung des totalen Kriegs jeglicher Sportbetrieb zum Erliegen.

Ruinen, Millionen Tote, Hunger und Elend - das war im Jahre 1945 das Ergebnis des Hitlerkrieges für das deutsche Volk wie auch für die Völker Europas. Für unser Dorf brachte er unermessliche Trauer ob der 98 Toten, unter denen wir auch 29 unserer besten Fußballspieler beklagen. Hinzu kam noch, dass ein großer Teil als Köperbehinderte aus diesem sinnlosen Krieg zurückkamen. Was hätten diese Sportler nicht alles dafür gegeben, um noch einmal auf unserem Sportplatz zu spielen und die Tore für unser Lengenfeld unterm Stein zu schießen.


Zeitabschnitt: 1946-1954 – Die neue Zeit –
Als nun 1945 die ehemaligen Sportler nach und nach aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrten, fanden sie ein Deutschaland vor, das in vier Besatzungszonen aufgeteilt war, dessen Wirtschaft vollkommen am Boden lag, in dem jede Sportbetrieb aufgehört hatte und in dem nur Hunger, Elend und Not als Folge des verbrecherischen Hitlerkrieges herrschten. Aber der Wille, ein besseres Deutschland aufzubauen als je zuvor und auch selbst dabei mitzuhelfen, war bei allen vorhanden.

Was war 1945 von unserem so beliebten Fußballsport übrig geblieben? Ein paar Knirpse und Schüler, die auf dem Schulhof mit in allen Nähten geflickten Bällen Fußball spielten. Ja, der Sportplatz war noch da! Aber auch mit unserem Sportplatz geschah noch im Herbst 1945 etwas Schreckliches. Da auch die Fläche des Sportplatzes in den Abgabesoll an landwirtschaftlichen Produkten gesetzt wurde, ließ der Besitzer den Platz im Herbst umpflügen und mit Weizen bestellen. Nun standen wir wieder am Anfang unserer Fußballgeschichte. Aber etwas „Großes“ war uns doch geblieben – die Begeisterung, die Berge versetzen konnte.

Da erschien am 4. Februar 1946 in der Thüringer Volkszeitung folgende amtliche Mitteilung: „Sportbetrieb in Thüringen – Das Landesamt für Kommunalwesen teilt mit, dass die SMA (Sowjetische Militäradministration) Weimar den Sportbetrieb im Lande Thüringen auf kommunaler Grundlage gemäß der Richtlinien des Alliierten Kontrollrates vom 17. Dezember 1945 genehmigt hat. Weitere Einzelheiten werden in der Presse demnächst veröffentlicht.“


„Eichsfelder Hof“ – 50 Jahre Sportlokal

Die Wirte, die uns stets sehr gut betreut haben:

1922 – 1936      Peter Hahn sen.                         
1936 – 1945      Peter Hahn jun.
1946 – 1956      Christoph Hahn
1956 – 1961      Erich Hahn                     
1962 – 1964      Konrad Witzel
1965 –               Willi Mai


Unser Jubiläumswirt Willi Mai, der in den Jahren 1954 bis 1964 einer unserer aktivsten Spieler war und den wir sowohl als Aufbauspieler auch als Angriffsspieler mit Erfolg einsetzen konnten, gab uns nicht nur als Gastronom seine größtmögliche Unterstützung, sondern er war auch stets bereit, uns beim stetigen Aufbau unsere BSG mit Rat und Tat zu helfen.

Mit dieser Mitteilung und den herausgegebenen Richtlinien mit ihren Ausführungsbestimmungen war uns die Möglichkeit gegeben, den Sport in unserer Gemeinde auf demokratischer Grundlage wieder aufzubauen.

Daher trafen sich am Freitag, dem 19. April 1946 die alten Sportfreunde, die man als Sportaktivisten der ersten Stunde bezeichnen kann, wie Karl Wegwerth, Aloys Fuchs, Peter Fuchs, Johannes Richwien, Johannes Witzel, Willi Fischer, Josef Schneider, Felix Kronig und Walther Fuchs im Eichsfelder Hof, um über die Möglichkeit einer Neugründung eines Sportvereins zu beraten. Nach einer kurzen Aussprache war man sich über die Notwendigkeit der Einberufung einer Sportlerversammlung für Freitag, den 26. April 1946 im Eichsfelder Hof einig.

Als dann diese Versammlung am 26.4. 1946, die sehr stark besucht war, zu Ende ging, hatten wir unsere neue Sportgemeinschaft „Blau-Weiß Lengenfeld unterm Stein“ aus der Taufe gehoben. Nachdem sich 54 Mitglieder an diesem Abend eingeschrieben hatten, ging man zur Wahl des Vorstandes, der sich wie folgt zusammensetzte:

Karl Wegwerth                Vorsitzender

Johannes Witzel             Stellvertreter

Walther Fuchs                Sektionsleiter

Edmund Fischer              Schriftführer und Kassierer

Peter Fuchs                     Technischer Leiter

Willi Fischer                    Betreuer I. Mannschaft

Josef Schneider               Betreuer II. Mannschaft

Felix Kronig                      Schiedsrichter-Obmann

Johannes Richwien        Jugendarbeit


Als Vereinsfarben wurden wieder einmal in alter Traditionsverbundenheit die Farben „Blau-Weiß“ gewählt – blaue Hose, weißes Hemd mit blauem Kragen und blauen Ärmelstutzen.

Der Linksaußen des ersten Fußballspiels
Wenn wir die 50-jährige Geschichte des Lengenfelder Fußballsports durchblättern, dann dürfen wir unseren Sportfreund Johannes Richwien nicht vergessen, der diese Chronik mit seinem persönlichen wirken für unseren Sport seit 1922 mitgeschrieben hat.

Er ist der einzige Spieler, der von der Mannschaft in Lengenfeld noch lebt (1972), der das erste Spiel gegen Großbartloff bestritten hat. Er war einer unser besten linken Außenstürmer. Ich sehe ihn heute noch bei den großen Spielen der dreißiger Jahre vor mir, wenn er wie ein Wirbelwind an der Außenlinie bis kurz vor die Eckfahne stürmte und dann den Ball hoch vor das Tor flankte. Seine Flanken und mit dem Außenspann angeschnittenen Eckbälle brachten jedes Mal Gefahr für das gegnerische Tor.

Besonders aber möchte ich hervorheben, dass unser Sportfreund Johannes Richwien zu den Aktivisten der ersten Stunde im Fußballsport nach 1945 gehörte. Seiner Initiative und seiner Begeisterung ist mit zu verdanken, dass wir bereits im Jahre 1946 unsere Sportgemeinschaft neu gründen konnten und zu großen Erfolgen kamen. Sein Wahlspruch war stets: „Fördert den Nachwuchs und ihr helft dem Lengenfelder Fußballsport zum Erfolg.“

Mit Herrn Dr. Ripke wurde folgende Vereinbarung über die Benutzung des Sportplatzes geschlossen: „ Nach dem Abernten des Weizens steht der Sportplatz dem Sportverein unentgeltlich zur Verfügung. Die Fläche des Sportplatzes wird von der Gemeinde aus dem Abgabesoll herausgenommen.“

Die Wochen bis zur Ernte wurde von unseren Spielern durch fleißiges Training auf dem eingezäunten Schulhof ausgenutzt. Dieses Jahr brauchte Herr Dr. Ripke nicht lange auf die Erntearbeiter zu warten. Innerhalb von zwei Tagen hatten die Sportler den Weizen abgemäht und abgefahren. Am 2. August war der Sportplatz vom Getreide leer. Da die Tore noch standen, brauchten wir nur neue Tornetze. Auf unsere Bitte hin stellte uns Herr Dr. Ripke als Notlösung den Maschendraht des vorderen Tennisplatzes zur Verfügung. Die Sportfreunde Johannes Witzel und Willi Fischer montierten das Draht ab und befestigten es als Netze an den beiden Toren. Nun wurde der Platz noch abgeeggt, eingesät und gewalzt.

Das Eröffnungsspiel für den Lengenfelder Fußballsport nach dem Krieg fand am 1. September 1946 statt, an dem Tag, an dem unsere Schule auch das erste Kinderfest auf Bischofstein feierte und wir alle im Gedenken an den Beginn des II. Weltkrieges den Weltfriedenstag begangen. Gegner unsere Mannschaft war eine Mühlhäuser Mannschaft, die wir wegen ihrer gelben Spielkleidung nur die „Gelben“ nannten (Vermutlich Post Mühlhausen). Unsere I. Mannschaft spielte in folgender Aufstellung:

Willi Fischer (Tor), Karl Steinwachs, Willi Hedderich, Hans Ruhland, Erhard Riese, Helmut Apel, Josef Busse, Siegfried Witzel, Paul Fischer, Alois Lorenz, Helmut Fuchs, Schiedsrichter war unser Sportfreund Felix Kronig.

Um den Platz zu schonen wurden nur die Wettspiele darauf ausgetragen. Das Training fand bis Ende Oktober stets auf dem hinteren Schulhof statt. Zu dieser Zeit wurde der Schulhof als Gartenland an die Umsiedler parzellenweise abgegeben, um ihre Lebenslage zu verbessern. Das Training fand nun im Saal der Gemeindeschänke  statt. Ebenso wurden die Spiele bis zum Frühjahr 1947 meist auswärts durchgeführt.

An dieser Stelle muss ich den Sportfreund Alois Lorenz, einen gebürtigen Ershäuser, erwähnen, der durch die Kriegsereignisse von Berlin aus wieder auf das Eichsfeld in seine alte Heimat verschlagen wurde. Da er von Geismar stark umworben wurde und dort schon einige Spiele mit großem Erfolg bestritten hatte, war es für unseren Fußball ein großes Glück, dass er am 1. September 1946 als Lehrer an unserer Schule angestellt wurde.

Damit kam ein Fußballspieler zu uns, der mit seiner Technik, Ballbehandlung, überlegten und fairen Spielweise und seiner Kameradschaftlichkeit unser Fußballspiel in den ersten Nachkriegsjahren entscheidend beeinflusst hat. Als nun noch unser Sportsfreund Heinrich Müller, einer unser besten Spieler der dreißiger Jahre, im März 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte und Sportfreund Peukert, Student der russischen Sprache auf Bischofstein, 1947 unser Tor hütete, hatten wir mit unseren besten beiden Torschützen Siegfried Witzel und Helmuth Fuchs und den beiden standsicheren Verteidigern Willi Hedderich und Karl Steinwachs die schlagkräftigste Mannschaft nach 1945.

Nun konnten alle Mannschaften des Obereichsfeldes kommen. Lengenfeld war ein gefürchteter Gegner. Zum ersten Mal in der Lengenfelder Fußballgeschichte konnte am Pfingstmontag 1947, dem Beginn des traditionellen Lengenfelder Sportfestes, Geismar mit 5:2 geschlagen werden. Ebenso waren nun Wilbich uund Großbartloff kein Angstgegner mehr. Die schönsten Spiele führten uns mit Diedorf und Treffurt zusammen.

Die Heimspiele gegen diese Mannschaften wurden knapp gewonnen und die Auswärtsspiele knapp verloren.

Ein besonders harter Brocken für unsere Mannschaft war die gleiche Vertretung von Struth mit ihrem besten Verteidiger Erwin Richardt an der Spitze, der sich stets mit unseren beiden Angriffsspielern Siegfried Witzel und Alois Lorenz harte aber faire Zweikämpfe lieferte. Das Ergebnis dieser Spiele war ebenfalls nur ein knappes Ergebnis.

Wenn wir heute noch einmal die ersten Nachkriegsjahre an unseren Augen vorüberziehen lassen, dann muss man immer die große Begeisterung für den Fußballsport bewundern, die jedes Hindernis und die größten Schwierigkeiten überwand.

Fußballschuhe wurden in jedem Haus  gesucht und auch mit viel Geschick aufgetrieben. Sporthosen und Dresse wurden in der jeweils familieneigenen Schneiderei genäht. Dabei musste manche blau-weiße Fahne daran glauben, die ursprünglich für einen ganz anderen Zweck bestimmt war. Aber das größte Problem war der Transport zu den Auswärtsspielen.

Die Nachbardörfer wurden natürlich nur zu  Fuß erreicht. An den auswärtigen Spieltagen sah es auf unseren Straßen so aus, als wäre eine aufgelockerte Prozession unterwegs. Natürlich war auch unsere Mannschaft oft mit Rädern unterwegs, die sogar als Zwei- und Dreisitzer dienten. Wie war es nun mit dem Transport bei Spielen in weiter entfernt gelegenen Orten wie Treffurt, Oberdorla usw.?

Wir hatten damals einen Eugen Fahrion mit Sohn Wolfgang als Einwohner in Lengenfeld, der eine klapprige Zugmaschine mit zwei vollgummibereiften Anhängern besaß. Es war jedes Mal schnell geschehen mit Klötzen und Bohlen als Bänke aus diesem Gespann ein für derzeitige Verhältnisse komfortables Personentransportmittel zu schaffen. Bis zu 50 Personen saßen oder standen  auf diesen Anhängern, als unser Wolfgang, durch das Ankurbeln des Traktors schon fast schwarz wie ein Mohr vom Öl und Qualm, mit lautem Getöse unserem Spielort entgegenpupperte. Wenn wir dann and der „Eiche“ oder am „Nussgrund“ waren, blieb unsere Zugmaschine stehen. Dann schrie Wolfgang: „Alles runter und schieben!“ Dann wurde geschoben und geächzt, bis wir oben waren. Trotz aller Schwierigkeiten erreichten wir stets unser Ziel. Nach einem Sieg war die Heimfahrt umso fröhlicher. Die "Weißen Mäuse" hätten heutzutage unserem Wolfgang die Fahrerlaubnis entzogen und den Traktor aus dem Verkehr gezogen.

Eines meiner schönsten Erlebnisse war das Sportfest in Treffurt im Jahre 1948, bei dem wir bis ins Endspiel gegen Creuzburg vorgestoßen waren. Man nahm unsere Mannschaft nicht ernst. Die Creuzburger Mädels winkten schon beim Anstoß ihrer Mannschaft als dem vorausbestimmten sicheren Sieger zu. So groß wie am Ende des Spiels ihre Enttäuschung war, so groß war unsere Freude über den 2:1 Sieg unserer Mannschaft.

Die schmerzlichste Erinnerung, die mir in meiner persönlichen dreiundvierzigjährigen Fußballgeschichte geblieben ist, war die durch mehrere Abgänge hervorgerufene Auflösung gerade dieser Mannschaft im Jahre 1950, die ihre große Kameradschaft im sportlichen Wettstreit und auch beim fröhlichen Beisammensein stets unter Beweis stellte. Dabei denke ich an all die Spieler wie Willi Fischer, Peukert, Richard Lemmel, Willi Hedderich,  Karl Steinwachs, Helmut Riese, Hans Ruhland, Helmut Apel, Ernst Brückner, Josef Busse, Siegfried Witzel, Hubert Hagemann, Hugo Hahn, Paul Fischer, Erich Hahn, alois Lorenz, Helmuth Fuchs, Willi Fuchs, Heinrich Müller und Johannes Witzel, die miteinander und füreinander um jeden Sieg kämpften.

Obwohl unsere Schüler schon immer begeisterte Fußballspieler waren und schon Turniere im Rahmen von Schulsportfesten durchführten, spielten sie erst ab 1948 in unserem BSC organisiert. Der Spielmacher zu dieser Zeit war der Sportfreund Herbert Hildebrand, der diese Schülermannschaft oft zu schönen Siegen führte, ab 1949 als Spielführer mit der besten Jugendmannschaft nach dem Krieg große Erfolge errang und unserem Fußballsport in Verbindung mit dem Sportfreund Ludwig Graul in den 50er und Anfang der 60er Jahre das Gepräge gab. Lassen wir selbst unseren Sportfreund Herbert Hildebrand über seine Zeit als Fußballspieler berichten: "Im Jahre 1948 wurde die erste Schülermannschaft in Lengenfeld unterm Stein nach dem Krieg gegründet. Schon immer war ich ein begeisterter Fußballanhänger und spielte in dieser Mannschaft Halbstürmer. Die Mannschaft fand sich sehr gut zusammen, und schon bald hatten wir in der näheren Umgebung keinen ernsthaften Gegner mehr. Herausragende Ergebnisse brachten die beiden Spiele gegen Dingelstädt, die jeweils 4:4 endeten. Bereits im 8. Schuljahr spielte ich dann in der Jugendmannschaft. Hier wurde ein erstklassiger Fußball demonstrieret. Sieg um Sieg wurde erspielt. Alle Fahrten zu den Spielen mussten mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Sogar bis Dingelstädt und Treffurt saßen wir zu zweit auf einem Fahrrad. Das spricht von dem großen Ehrgeiz, der in dieser Mannschaft steckte. Von 1949 bis Anfang 1952 spielte ich in dieser Mannschaft. Die erste Mannschaft hatte sich Ende 1950 aufgelöst.

Mit einem Durchschnittsalter von knapp 18 Jahren spielten wir als I. Mannschaft weiter.

Unvergessen bleibt der Pokalgewinn in Struth. Alle lachten und unterschätzten uns, als wir Jungens auf das Spielfeld liefen. Im Ergebnis konnten wir zwei schöne Siege gegen Lengefeld 1:0 und gegen Bickenriede 2:1 verbuchen. Damit waren wir Pokalsieger. Das Jahr 1951 spielten wir als 1. Mannschaft noch voll durch. Infolge vieler Abgänge löste sich auch unsere Mannschaft Anfang 1952 auf. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Herbst 1954 spielten in Lengenfeld nur noch eine Schüler- und eine Jugendmannschaft. Da ich meinen geliebten Fußballsport nicht aufgeben wollte, spielte ich mit meinen Sportsfreunden Willi Hedderich und Heinz Rummel in Faulungen, wo damals eine sehr gute Mannschaft bestand. Im Herbst 1954 stellten wir dann in Lengenfeld nach einer Reorganisierung unserer Sportgemeinschaft wieder eine I. Mannschaft auf. Im ersten Punktspieljahr mussten wir viel Lehrgeld bezahlen, da nur zwei meiner Mitspieler Erfahrung besaßen. Doch durch viel Fleiß und Training waren wir schon im Spieljahr 1956 ein starker Gegner für jede Mannschaft. Leider wurden wir durch Fehlentscheidungen in den Spieljahren 1957 und 1958 jeweils um den Aufstieg in die I. Kreisklasse gebracht. Im Laufe meiner aktiven Sportlerzeit wurde ich mehrmals in die Kreisauswahlmannschaft berufen. Bewerbungen von Diedorf (I. Kreisklasse) und Dingelstädt (Bezirksklasse) lehnte ich ab, da mir gerade zu dieser Zeit die Förderung des Lengenfelder Fußballsports am Herzen lag. Herausragende Ereignisse waren immer wieder unsere jährlichen Sportfeste am Pfingstmontag und unsere Teilnahme an den Sportfesten anderer Sportgemeinschaften. Unsere sportlich wertvollsten Pokale gewannen wir in Wilbich, Ebertshausen und Faulungen. Dabei wurden in Faulungen so starke Gegner wie Bickenriede und Diedorf aus dem Rennen geworfen. Unvergesslich bleiben für mich die herrlichen Ausflüge nach Ebertshausen. Infolge vieler Verletzungen musste ich auf ärztliches Anraten hin meine Fußballstiefel an den Haken hängen. Aber noch immer schlägt mein Herz für den „König Fußball“!


Zeitabschnitt: 1954-1968
Da sich unsere I. Mannschaft, durch den Abgang mehrerer Sportler , die aus der Jugendmannschaft von 1949 hervorgegangen war,  Anfang 1952 aufgelöst hatte und nur die Schüler und Jugend noch den Spielbetrieb bis 1954 aufrecht erhielten, war es unbedingt notwendig, unseren Sport auf der Grundlage des beginnenden Aufbaus des Sozialismus neu zu orientieren.

In einer außerordentlichen Versammlung, die durch den Sektionsleiter Walther Fuchs für Sonnabend, den 13.11.1954 in den Eichsfelder Hof einberufen und von dem Lehrer Aloys Lorenz geleitet wurde, konnte aus unserer damaligen SG die „BSG Empor Lengenfeld unterm Stein“ gebildet werden. Trägerbetrieb für unsere BSG wurde der VEB Zigarrenfabrik Dingelstädt – Zweigbetrieb Lengenfeld unterm Stein. In den Vorstand wurden folgende Sportsfreunde gewählt:

Aloys Lorenz (Vorsitzender), Hugo Montag (Stellvertreter), Walther Fuchs (Sektionsleiter), Edmund Fischer (Kassierer und Schriftführer), Erich Metz (Technischer Leiter), Willi Hedderich (Verantwortlicher für Training), Herbert Hildebrand (Spielführer I. Mannschaft), Lorenz Witzel (Verantwortlicher für Jugendfragen), Josef Schneider ( Schiedsrichterobmann).

 Als Farben für unsere neue Sportbekleidung wurden angenommen:

I. Mannschaft Blau mit Weiß abgesetzt

Jugend: Gelb-Schwarz

Schüler: Rot-Schwarz

Nun wurde uns als Betriebssportgemeinschaft eine große materielle Hilfe zuteil. Der Betriebsleiter Philipp Rosenstock, selbst ein eifriger Förderer des Sports, gab uns nur jede mögliche  Unterstützung. Finanzieller Sorgen enthoben, konnte sich unser Sport immer mehr und breiter entfalten.

Wenn auch das erste Spiel gegen unseren Namensvetter Empor Mühlhausen am 21.12. 1954 noch mit 6:1 verloren ging, und wir mit Beginn der Punktspielserie 1955 gegen Bickenriede eine Niederlage von 12:1 hinnehmen mussten, so ließen sich unsere Spieler nicht entmutigen. Sie wussten, nur fleißiges Training führt zum Erfolg. Diese Erfolge stellten sich dann auch im Laufe des Jahres 1955 ein. In Faulungen wurde ein 4:4 erreicht, Wilbich mit 5:2 und Großbartloff mit 4:2 geschlagen. Im Heimspiel, das der hervorragende Schiedsrichter Weißbauer leitete, gewannen die Bickenrieder nur noch mit 3:2. Eine Verstärkung erfuhr unsere Mannschaft durch die Spieler Ludwig Börner als hervorragenden Torwart, Josef Montag und Ewald Diete aus Hildebrandshausen und die Aufstellung des sehr guten Jugendspielers Heinz Schröder.

Unsere Mannschaft spielte zu dieser Zeit in folgender Aufstellung:

Ludwig Börner (Tor), Dieter Neumann, Willi Hedderich, Gerhard schade, Alois Predatsch, Gerhard Fischer, Heinz Schröder, Herbert Hildebrand, Karl Hagemann, Joseph Ruhland und Herbert Hagemann.

Aus unserer Lengenfelder Fußballgeschichte der fünfziger und sechziger Jahre und auch heute noch ist ein Sportfreund nicht wegzudenken, unser Ludwig Graul. Er, der 1955 zum Grenzkommando Hildebrandshausen versetzt worden war, wurde von uns bei einem Spiel entdeckt, indem er als Aufbauspieler zur Verstärkung von Traktor Geismar gegen eine westdeutsche Mannschaft spielte. Da ich mir dieses Spiel angesehen hatte, war mir klar, dass wir diesen Spieler in unserer Mannschaft brauchten. Auf meine Bitte, doch bei uns in Lengenfeld zu spielen, erhielt ich eine Zusage. So hat der Sportsfreund Ludwig Graul, da man ihn wegen seiner hervorragenden Technik, Ballbehandlung und Spielübersicht auf jedem Posten einsetzen konnte, manches Spiel zu unseren Gunsten entschieden. Besonders hervorheben möchte ich seine Kameradschaft und Fröhlichkeit, die die Mannschaft von 1955 zu „Elf Freunden“ machte. Unser Sportsfreund Graul berichtet selbst über seine sportliche Laufbahn in Lengenfeld unterm Stein:

„An einem Sonntag im August des Jahres 1955 stand ich mit meinem Fußballköfferchen am Bahnhof Lengenfeld unterm Stein zur Fahrt nach Geismar, um dort bei Traktor Geismar gegen eine westdeutsche Mannschaft mitzuspielen. Ein freundlicher Herr, der das gleiche Ziel aber als Zuschauer hatte, fragte mich nach dem ‚Woher?‘ und ‚Wohin?‘. Bereitwillig gab ich Auskunft. Das Spiel der BSG Traktor Geismar gegen die Mannschaft aus Hannover ging 6:1 verloren. Auf der Heimfahrt mit dem „Eichsfeld-Express“ begegnete mir wieder dieser Herr. Er sprach mich abermals an und sagte folgende Worte, die bis zum heutigen Tag für mich Gültigkeit haben: ‚Soldat, spiele bitte in Lengenfeld mit Fußball! Dich brauchen wir!‘ (Es war der Sportsfreund Walther Fuchs.) Mein erstes Spiel bestritt ich gegen Faulungen. Wir spielten dort 4:4. Im September 1955 schloss ich mit unserem Mittelverteidiger Alois Predatsch Freundschaft, die für meine spätere Laufbahn als Fußballer mit entscheidend war und mir viel Positives gab.

Das Sportfest in Faulungen 1956 brachte uns einen, mir aber den ersten Pokal. Mannschaften wie Bickenriede, Wilbich und Diedorf, von meinen Mitspielern gefürchtet, wurden geschlagen. Da ich als ‚Neuer‘ vor diesen Mannschaften keine Furcht kannte, waren doch für die ‚alten Hasen‘, die in meiner Mannschaft spielten, Erfolge über diese Gegner zu dieser Zeit etwas Hervorragendes. Der ‚Igel‘ von Bickenriede war damals ein gefürchteter Spieler, der ein Spiel entscheiden konnte.

Ab Oktober 1955 spielte dann mein Freund Horst Ruß in unserer BSG mit, der für uns als brillanter Techniker viele Vorteile brachte. Ich habe in dieser Mannschaft viele Freunde gefunden: Herbert Hildebrand, Werner Witzel, Heinz Schröder, Ludwig Börner, Willi Mai, Gerhard schade, Willi Hedderich, Dieter Neumann, Herbert Hagemann, Gerhard Fischer, Karl Hagemann, Josef Ruhland und Erni Höppner. Da wir unter der Losung spielten ‚Elf Freunde müsst ihr sein, um ein Spiel zu gewinnen!‘, hatten wir schon im Jahre 1956 große Erfolge. Wie oben schon erwähnt den Pokalerfolg 1956 in Faulungen.

1956 im August in Wilbich: Endspiel gegen Ershausen 2:1 für uns. Unser Tormann E. Höppner wurde mit Steinen beworfen. Ernis Vater musste eingreifen, damit die unsportliche Haltung der Ershäuser Zuschauer unterblieb. Von Nervosität angesteckt, schlug unser sonst so zuverlässiger Verteidiger Dieter Neumann den Ball über unsere Querlatte. Ich glaube, allen Mitspielern blieb für Augenblicke das Herz stehen. Aber dann standen er, Willi Hedderich und auch Erni Höppner wie ein Bollwerk. Und der Pokal ging nach Lengenfeld.

Am 28. Juli 1957 fuhren wir nach Ebertshausen, einem kleinen Ort im Thüringer Wald. Obwohl Ebertshausen in der I. Kreisklasse einen guten Platz belegte, siegten wir mit 5:3. Bedauerlich war die Verletzung unseres Sportfreundes Willi Mai am Knöchel. In Ermangelung des zustehenden Schmerzensgeldes wurde er von der (von uns allen so sehr begehrten) hübschen Sanitäterin recht liebevoll betreut. Dagegen mussten wir noch mit unserem Bus das noch benötigte Bier aus dem Nachbardorf besorgen.

Sehr viel Mühe mit dem Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit für unseren Fußball gab sich als Sektionsleiter unser Sportsfreund Walther Fuchs, der mit uns jungen Menschen viel Geduld aufbringen musste. Seine größte Sorge galt unserem Lengenfelder Sport.

Eine schöne feste Kameradschaftlichkeit zeigte das Zusammensein nach jedem Spiel im Bauernhaus unter Anteilnahme vieler Freunde des Fußballs. Dabei denke ich besonders an die Förderer unserer BSG wie Paul Hildebrand, Josef Fischer (Gede), Hubert Hagemann und dem derzeitigen Wirt des Bauerhauses – Konrad Witzel.

Das Jahr 1958 sah uns, wie schon vorher das Jahr 1957, in der Punktspielserie ganz vorn. Marolterode, Faulungen, Mehrstedt, Fortschritt Mühlhausen und Wendehausen wurden von uns förmlich erschossen. Ein Missverständnis des Schiedsrichters beim Sportfest in Großbartloff brachte uns um den sportlichen Höhepunkt, den Aufstieg in die erste Kreisklasse. Unsere Mannschaft wurde für zwei Sonntage gesperrt. Das entscheidende Spiel gegen Bollstedt ging mit 5:3 verloren. Wenn auch in den kommenden Jahren mancher Sieg erkämpft wurde, so warfen uns doch immer wieder Entscheidungen am grünen Tisch zurück.

Erst 1970 wurde man wieder auf unsere BSG aufmerksam. Im Punktspielbetrieb blieben wir bis zum 11. Spieltag ungeschlagen. Der Aufstieg schien geschafft. Aber wieder brachten uns fehlerhafte Schiedsrichterentscheidungen um den Lohn unserer sportlichen Leistungen.

Ich spielte jetzt mit der jüngeren Generation wie Uli Hauffe, Heinz Ruhland, Martin Hardegen, Heinz John, Dieter Mähler, Peter Witzel, Klaus Mähler, Hansi Ernek, Joseph Ernek, Siegfried Geier, Josef Hagedorn, Manfred Richwien, Walter Mähler, Herbert Jagoda, Erhard Schäfer, Jürgen Richwien, Werner Schröder, Günter Hartmann und Reinhard Steinwachs. Es ist nicht einfach mit jungen Sportsfreunden in einer Mannschaft zu spielen. Aber in elf Spielen noch 19 Tore zu schießen, war für mich persönlich ein Ansporn, jung zu bleiben.

Überrascht, aber doch glücklich war ich, als ich auf der Jahresfeier 1971 die Auszeichnung  für ‚15 Jahre Mitarbeit und aktive Teilnahme am Lengenfelder Sport‘ erhielt. Gleichzeitig wurde mir ein Jersey mit der legendären Nummer 13 überreicht, das sämtliche Unterschriften meiner Mitspieler enthielt. Mit diesem Jersey hatte ich in der Saison die entscheidenden Tore geschossen. Aber auch bei meiner Aufstellung in der Mannschaft der ‚Alten Herren‘ spielte ich wieder mit den Sportsfreunden aus dem Jahre 1955 zusammen.

1970 wurden wir Pokalsieger in Geismar. Im Endspiel wurde wieder mal Ershausen durch Elfmeterschießen geschlagen.

1971 wurden aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Fußballsports in Geismar die Pokale von unserer I. Mannschaft, von den ‚Alten Herren‘ und von der Jugendmannschaft errungen. Das war für uns ein sehr großer Erfolg.

Im Namen der älteren Spielergeneration wünsche ich unseren Nachfolgern für die nächsten 50 Jahre viele große Siege zur Ehre und zum Ruhme des Lengenfelder Fußballsports.“

Für unsere BSG war es 1958 von ganz besonderem Wert, dass unser Sportsfreund Werner Witzel von diesem Zeitpunkt an die Betreuung unserer Jugendmannschaften übernahm. Seiner Befähigung, mit Jugendlichen umzugehen, seinem großen Eifer und seiner steten Einsatzbereitschaft ist es zu verdanken, dass unsere Jugendmannschaften bis heute zu den besten im Kreis zählen. Er war stets bestrebt, für unsere I. Mannschaft den notwendigen Nachwuchs heranzubilden.

Ein besonderes Verdienst ist es, dass er seit 1958 die Jugendfußballturniere bei uns einführte, die jährlich am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, stattfanden, jetzt aber am Sonntag nach der Hildebrandshäuser Kirmes durchgeführt werden.

Große sportliche Höhepunkte ab 1955 waren wieder die im Jahre 1947 eingeführten traditionellen Sportfeste am Pfingstmontag, auf denen immer Mannschaften aus höherklassigen Vereinen eingeladen wurden.

Das Jahr 1956/57 brachte unserer I. Mannschaft seit 1954 den größten Erfolg. Trotz Aberkennung von 4 Punkten erreichten wir bei 14 ausgetragenen Spielen einen Punktestand von 19:9 mit einem Torverhältnis von 34:17. Rechnen wir zu diesem Stand sämtliche Freundschafts- und Pokalspiele hinzu, so kommen wir zu folgendem Ergebnis:


Ausgetragene Spiele: 27

Gewonnene Spiele: 19

Unentschiedene Spiele : 2

Verlorenen Spiele: 6

Tore: 62:29

Punktestand: 40:14

Für den Erfolg unserer Mannschaft haben folgende Spieler mit ihren Torschüssen beigetragen:

Herbert Hildebrand: 23 Tore    

Horst Ruß: 5 Tore

Werner Witzel: 11 Tore

Willi Hedderich: 4 Tore

Ludwig Graul: 10 Tore  

Alois Predatsch: 1 Tor

Heinz Schröder : 6 Tore

Willi Mai: 1 Tor

Josef Montag: 1 Tor


Am 1. September 1957 trat der Sportsfreund Helmut Schietzelt aus Dresden seinen Dienst als Sportlehrer an der POS Lengenfeld unterm Stein an. In einer Versammlung am 11. Oktober 1957 wurde dem Sportsfreund Schietzelt als neuem Vorsitzenden das Vertrauen ausgesprochen. Damit nahm der Sport einen solch Aufschwung, der zur Folge hatte, dass unsere POS zweimal die Urkunde des Vorsitzenden des Staatrates errang. Ebenso blieb auch der Fußball im Jahre 1958 bei uns auf der gleichen Höhe. In der Punktspielserie wurden hervorragende Ergebnisse erzielt. Mannschaften wie Ammern 6:1, Marolterode 9:1, Eigenrode 3:1, Mehrstedt 8:0, Wendehausen 5:1 und Schlotheim 3:0 wurden geschlagen. Durch Schiedsrichter-Fehlentscheidungen wurden wir für zwei Spieltage gesperrt. Damit verloren wir 4 Punkte. Das dann alles entscheidende Spiel verloren wir nach einer 3:1 Führung noch mit 3:5. Obwohl wir hinter Bollstedt den zweiten Platz errangen, war unser Aufstieg wieder einmal fehlgeschlagen. Da nun mehrere Sportler glaubten, vom Kreisausschuss benachteiligt zu werden, resignierten sie und gaben ihre sportliche Laufbahn auf. Dadurch trat eine große Schwächung unserer Mannschaft ein. Trotzdem wurde als Folge der nimmermüden Arbeit des Sektionsleiters Walther Fuchs nie aufgegeben.

An dieser Stelle muss ich die große Einsatzbereitschaft der Hildebrandshäuser Sportfreunde wie Josef Döring, Karl-Heinz Müller, Josef Montag und Ewald Diete lobend erwähnen. Sie waren stets zur Stelle, wenn es galt, für Lengenfeld zu spielen. Ihnen und den Sportsfreunden Roland Rost, Egon Marx, Dieter Mähler, Walter Mähler, Klaus Mähler, Werner  Schröder, Erhard Schäfer und vor allem Peter-Klemenz Witzel, Ludwig Graul und Heinz Ruhland ist es zu danken, dass wir in manchen Krisenzeiten nicht aufgaben und am Ende der Punktspielserien Plätze in der ersten Hälfte aller Mannschaften errangen.

In Anwendung des ökonomischen Grundgesetzes der planmäßigen proportionalen Entwicklung der Volkswirtschaft wurde die Zigarrenindustrie in Lengenfeld unterm Stein am 31.12.1968 eingestellt. Der VEB Strumpfwarenfabrik Diedorf richtete dafür einen Zweigbetrieb bei uns ein. Damit hatte die BSG Empor  keinen Trägerbetrieb mehr. In einer Aussprache mit dem Vorstand der LPG „Befreites Land“ wurde vereinbart, dass die LPG die Pflichten und Rechte des Trägerbetriebes übernimmt. Gleichzeitig wurde unsere BSG in einer Mitgliederversammlung in „BSG Traktor Lengenfeld unterm Stein“ umbenannt.

Die großen Leistungen unserer Fußballer zeigen sich ganz besonders in den großen Erfolgen, die sie auf Sportfesten mit Siegen und Pokalgewinnen errungen haben.


Als Pokalsieger wurden unsere Mannschaften  auf folgenden Sportfesten geehrt:


I. Mannschaft

1947: Lengenfeld Stein 

1947: Wilbich   

1948: Effelder  

1948: Treffurt  

1948: Geismar 

1949: Großbartloff

1949: Effelder  

1951: Struth

1956: Faulungen

1956: Wilbich   

1957: Ebertshausen

1958: Faulungen

1959: Eigenrode

1960: Effelder

1963: Großbartloff

1965: Lengenfeld unterm Stein

1967: Ebertshausen

1968: Buttelstedt

1969: Hildebrandshausen

1970: Lengenfeld unterm Stein

1970: Faulungen

1970: Geismar

1970: Wilbich

1970: Lengefeld

1971: Geismar

1971: Ershausen


Alte Herren

1971 wurde unsere "Alte Herren"-Mannschaft Pokalsieger in Geismar.


Unsere Jugend als Pokalsieger

1947: Lengenfeld unterm Stein

1947: Wilbich   

1948: Geismar

1949: Großbartloff

1966: Struth

1967: Lengenfeld unterm Stein

1969: Struth

1970: Lengenfeld unterm Stein

1970: Wilbich

1971: Geismar


Im Jahre 1971 wurde unsere Jugendmannschaft als Staffelsieger geehrt.

All unsere Sportler waren nach 1945 stets bemüht, ihren Sportplatz stets in gutem Stand zu halten und weiter auszubauen. Daher führten sie mit Elan und Schwung in freiwilligen Arbeitseinsätzen Maßnahmen durch, die der Verbesserung des Spielbetriebes dienten:


1946    

Herrichten des Sportplatzes, der als Ackerland zweckentfremdet war.


1947    

Sauberhalten der Laufbahn-Schlacke aufbringen Markieren aller Auslinien, des Torraumes, 16-m-Raumes und der Mittellinie mit Kreis; Legen der Dränage hinter dem oberen Tor, um den Platz zu entwässern.


1948

Aufstellen eines Zaunes am Südende des Sportplatzes Aufbau von zwei neuen Toren.  Ausheben des Wassergrabens in einer Länge von 170m an der Nord- und Südseite.


1954

Aufstellen von zwei neuen Toren.


1955

Herrichten der Laufbahn.


1956

Anpflanzen von Pappeln am Rande des Sportplatzes als Windschutz.


1957

Bau der Umkleidekabine.


1958

Verlegen der Rohre auf der Westseite in einer Länge von 70-m-Bau von 2 Schächten-Anlegen von Zuschauerplätzen.


1959    

Bau der Toilettenanlage-Weiterverlegung der Rohre in einer Länge von 45-m-Bau eines Schachtes.


1960

Aufbau von zwei neuen Toren.


1961

Aufbau eines Zaunes am Südende des Sportplatzes in einer Länge von 70 m.


1962

Ausheben des Entwässerungsgrabens  an der Nordseite.


1963

Verlegen von Rohren als Anschluss zu Kanalisation.


1970

Bau einer Zuschauerbarriere aus Eisenrohr an der Süd- und Westseite in einer Länge von 175 m.


1971

Neubau eines breiten Treppenaufganges zum Sportplatz mit eiserner Eingangstür-Teilanlage eines Zaunes aus Maschendraht an der Südseite des Sportplatzes als Verlängerung zur Eingangstür. Neudeckung der Laufbahn mit Ziegelmehl.

Diese großen Aufbauerfolge zeigen, wie gut es unsere Sportler verstanden haben, ihre Sporteinrichtungen planmäßig zu verbessern. Aber ganz besonders sollen diese Leistungen ein Dank sein für die große Unterstützung, die der Lengenfelder Sport durch unseren Arbeiter- und Bauerstaat bisher erfahren hat.


Zeitabschnitt: 1968-1972
In Anwendung des ökonomischen Grundgesetzes der planmäßigen proportionalen Entwicklung der Volkswirtschaft wurde die Zigarrenindustrie in Lengenfeld unterm Stein am 31.12.1968 eingestellt. Der VEB Strumpfwarenfabrik Diedorf richtete dafür einen Zweigbetrieb bei uns ein. Damit hatte die BSG Empor  keinen Trägerbetrieb mehr. In einer Aussprache mit dem Vorstand der LPG „Befreites Land“ wurde vereinbart, dass die LPG die Pflichten und Rechte des Trägerbetriebes übernimmt. Gleichzeitig wurde unsere BSG in einer Mitgliederversammlung in „BSG Traktor Lengenfeld unterm Stein“ umbenannt.

Eine hervorragende Sportpersönlichkeit, die die Geschichte des Lengenfelder Fußballsports von 1963 bis heute mitgeschrieben hat, ist unser Sportsfreund Heinz Ruhland. Schon mit 17 Jahren wurde er, bekannt als sehr guter Spieler in der Schüler- und Jugendmannschaft, in unsere I. Mannschaft berufen. Als Spielmacher und Organisator gab er unserem Fußballspiel neue Impulse, so dass seit 1965 wieder ein Leistungsanstieg zu verspüren war. Daher wurde er 1969 als Mannschaftskapitän der I. Mannschaft eingesetzt und 1970 als BSG-Leiter  gewählt. Da sein Hauptbetätigungsfeld im Fußball lag, erfolgte 1972 seine Wahl zum Sektionsleiter dieser Sparte. Weil seine persönlichen Erlebnisse einen besonders wichtigen Teil unserer Fußball-Chronik ausmachen, soll er selbst darüber berichten:

„Obwohl ich während meiner Grundschulzeit zweimal (1958 und 1959) als Sieger der Tischtennis- Schulmeisterschaften hervorging und in den Wintermonaten an allen bekannten steilen Abfahrten rund um Lengenfeld zu finden war, blieb doch letztlich Fußball meine Lieblingssportart. Meine ersten Fußballschuhe bekam ich 1956; ich damals im 4. Schuljahr. Zu dieser Zeit hatte ich mir schon einiges in punkto Fußball von den Großen abgeguckt.

Die Straßenspiele in der Keudelsgasse sind mir unvergesslich geblieben. Hier spielten zwei Spieler gegeneinander auf der Straße. Als Tor zählte unser Hauseingang. In den meisten Fällen spielte ich gegen Karl-Heinz John. Wir beide beherrschten dann auch am besten das Dribbling und das Schießen der Tore.

Im Schülerfußball waren die interessantesten Spiele die Vergleiche der Klassen untereinander. Der Jahrgang 1946/47 mit Hansi Ernek und Dieter Mähler an der Spitze waren unsere stärksten Konkurrenten. Es gab immer wieder knappe Ergebnisse, natürlich auch Niederlagen, denen ich des Öfteren nachweinte. Die ersten Spiele in der Schülermannschaft sind mir noch in unangenehmer Erinnerung. Anlässlich eines Fußballturniers in Mühlhausen verloren wir beide Spiele gegen Menteroda zweistellig. Die Spiele  gegen unsere Nachbargemeinden verliefen ausgeglichener. Zu allen  Auswärtsspielen fuhren wir mit unseren Fahrrädern. In dieser Zeit bestand in Lengenfeld eine gute Männer- und Jugendmannschaft, deren Spiele ich stets aufmerksam verfolgte und die in mir einen solchen Ehrgeiz erweckten auch einmal so „große“ Spiele mitzumachen. Erwähnen möchte ich noch, dass Günter Hartmann und ich von der 6. Klasse an ehrenamtliche „Ballwarte“ der Grundschule waren. Teilweise hatten wir 9 Fußbälle in guten Zustand zu halten. Darunter waren auch noch einige Bälle zum Schnüren.

Mit Beginn der Punktspielserie 1963 wurde ich bei der Neuaufstellung in die I. Mannschaft berufen. Ich war natürlich sofort dabei und versuchte mitzuhelfen, die Mannschaft zu festigen und Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.

Diese Anfangsjahre waren für mich insgesamt die schwierigsten. Wir verloren mehrere Punktspiele, die Lust einiger Spieler fehlte, immer musste umgestellt werden und viele frühere Aktive ließen sich bitten. Trotz der hohen Niederlagen stecken wir nicht auf. Spieler wie Klaus Mähler, Günter Hartmann, Hans-Joachim Rodekirch, Franz-Josef Schäfer und Franz-Josef Ruhland bildeten mit mir in dieser Zeit den Stamm unserer I. Mannschaft. Auf diese Spieler konnte man sich verlassen. Sie bestritten alle Spiele und waren ebenfalls bemüht, die Mannschaft nach besten Kräften zu stärken.

Der Lohn zahlte sich in den nun folgenden Jahren aus. Durch Verstärkung mit einigen Soldaten der Grenzkompanie sowie Nachwuchsspielern konnte sich die Mannschaft so festigen, dass wir erfolgreicher Fußball spielten.

Lagen wir in den Spieljahren 1963 bis 1965 immer ziemlich am Tabellenende der II. Kreisklasse, so erreichten wir im Spieljahr 1965/66 schon einen guten 5. Platz.

Ein besonderer Höhepunkt war für mich das Werbespiel zu unserem Sportfest am Pfingstmontag 1965 gegen Ershausen I (damals 2. Platz- 1. Kreisklasse Heiligenstadt). Wir gewannen das Spiel 3:1. (Heinz Ruhland zeigte eines seiner besten Spiele.) Es tat mir leid, dass ich im September 1966 die Mannschaft wieder verlassen musste, da ich in Köthen ein Ingenieurstudium aufnahm. Ich blieb aber in Köthen dem Fußball treu und spielte in der Schulmannschaft u. a. mit Hoja, jetzt Chemie Wolfen. Im Jahre 1968 errang ich mit meiner Klasse den Schulmeistertitel im Hallenfußball.

Nach Beendigung des Studiums passte ich mich wieder reibungslos in unsere Mannschaft ein  und erreichte mit dieser Mannschaft 1969/70 den 4. Platz und 1970/71 den 2. Platz. Im  Spieljahr 1971/72 nehmen wir nach 18 Spielen zurzeit mit 24:12 Punkten und 49:26 Toren den 3. Rang ein.

Ich wünsche unserer Mannschaft und damit auch mir aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums den Aufstieg in die I. Kreisklasse.“

Ein ganz besonderer  Leistungsanstieg begann mit der I. Halbserie des Punktespieljahres 1969/70 und steigerte sich über das Spieljahr 1971 bis zum heutigen Zeitpunkt (April 1972). Daher ist es ganz interessant, eine Gesamtbilanz dieser einzelnen Jahre aufzuzeigen.


In der Punktspielserie 1969/70 wurde von unserer I. Mannschaft folgender Stand erreicht:

Ausgetragene Spiele: 17

Gewonnene Spiele: 12

Unentschiedene Spiele: 1

Verlorene Spiele: 4

Tore: 63:32

Punkte: 25:9

Damit erreichten wir einen hervorragenden 2. Platz.


Wir trugen im Jahre 1970 zu den 17 Punktspielen noch insgesamt 22 Freundschafts- und Pokalspiele aus. Diese Spiele zeigten ebenfalls eine zu unserer Gunsten gute Bilanz, wie folgende Aufstellung zeigt:


Ausgetragene Spiele: 22

Gewonnene Spiele: 12

Unentschiedene Spiele: 4

Verlorene Spiele: 6

Tore:  46:34

Punkte: 28:16


Torschützenkönig im Jahre 1970 wurde Josef Ernek mit 28 Toren. Auf den weiteren Plätzen folgten Josef Hagedorn mit 27 Toren, Hansi Ernek mit 19 Toren, Martin Hardegen mit 15 Toren und Ludwig Graul mit 10 Toren, um nur die ersten fünf Torschützen zu nennen.

Einen besonderen Erfolg im Spieljahr 1971 errang unsere Jugendmannschaft bei der Teilnahme an dem „Junge-Welt-Pokal“. Mit den Siegen über Struth 3:1, Hüpstedt 3:0, gelangte unsere Jugend in das Endspiel, das gegen „Post Mühlhausen“ nur mit 3:0 verloren ging. Ein weiterer Höhepunkt war das Endspiel um den Kreismeistertitel, in dem unsere Jugend gegen Großengottern nur mit 2:1 unterlag. Trotz dieser Niederlage gebührt unserer Mannschaft ein besonderes Lob.


Im Spieljahr 1971/72 kann unsere I. Mannschaft bis zum 9.4. 1972 folgenden Stand in der Punktspielserie verzeichnen:


Ausgetragene Spiele: 18

Gewonnene Spiele: 11

Unentschiedene Spiele: 2

Verlorene Spiele: 5

Tore: 39:26

Punkte: 24:12


Um den Leistungsanstieg unserer I. Mannschaft zu zeigen, erwähne ich nochmals das Sportfest am 4.7.1971 in Geismar. Hier wurde unsere Mannschaft mit  4:1 über Wilbich und 6:2 über Ershausen eindeutiger Pokalsieger.

Diese großen Erfolge, die unsere Jugend und I. Mannschaft in den Jahren 1970 bis 1972 errangen, sind letztlich das Ergebnis einer zielstrebigen Arbeit des BSG-Leiters Helmut Richwien und des Sektionsleiters Heinz Ruhland.

Wie schon erwähnt, ist der Aufschwung des Lengenfelder Fußballsports in den Jahren 1970 bis 1972 eng mit dem Wirken  des Sportsfreundes Helmut Richwien verbunden. Er übernahm am 1.11.1969 in unserer BSG die Funktion des Sektionsleiters für Fußball. Von Beruf Meister des Straßenbaus verstand er es schon immer, mit jungen Menschen umzugehen, sie zu großen Leistungen anzuspornen und durch sein eigenes Vorbild zum Erfolg zu führen. Diese guten Eigenschaften setzte er nun als Sektionsleiter auf den Sport um.

Seine wichtigste Arbeit war es, die I. Mannschaft zu einem Kollektiv zu formen und zwei sehr gute Spieler, die Gebrüder Hansi und Josef Ernek, für unsere Sektion zurückzugewinnen. Begünstigt wurde dieses Vorhaben dadurch, dass einige Spieler in seinem Meisterbereich arbeiteten.

Seine zweite Sorge galt der Verbesserung unserer Sportplatzanlage. So ist es seinem Organisationstalent und seiner Begeisterung zu zuschreiben, dass die Zuschauerbarriere gesetzt, die Laufbahn mit Ziegelmehl gedeckt, ein vollkommen neuer Treppenaufgang mit moderner Eingangstür zum Sportplatz gebaut und ein Maschendrahtzaun angebracht werden konnten.

Um die BSG finanziell weiter zu stabilisieren, übernahm er mit den Sportsfreunden in freiwilliger Arbeit folgende Objekte:

- Abbruch von Stallungen und einer Scheune unserer LPG

- Bau ein er Betonmauer am „Eichsfelder Hof“ und an der „Tierarztpraxis“ in einer Länge von 30 m.


Mit diesen Aufbauerfolgen schufen die Sportler unter seiner Leitung einen Wert von 9.000 Mark. Die Erfolge unserer I. Mannschaft in den Jahren 1970 bis 1972, nach den Punktspielserien zweite und dritte Plätze zu belegen, ist mit der größte Verdienst unseres Sektionsleiters.

 In Anerkennung seiner Verdienste wurde unser Sportsfreund Helmut Richwien als BSG-Leiter für die Wahlperiode 1972 bis 1974 gewählt.


Die Sektionsleitung setzte sich im Jubiläumsjahr wie folgt zusammen:

Heinz Ruhland – Sektionsleiter

Hansi Ernek – Stellvertreter

Gerhard Fischer – Kassierer

Werner Witzel – Jugendsportleiter

Klaus Mähler – Technischer Leiter


Mit der 50-jährigen Geschichte „Fußball in Lengenfeld unterm Stein“ sind 43 Jahre meines bisherigen Lebens eng verknüpft.

Als ich die Lengenfelder Volksschule in den Jahren 1925 bis 1930 besuchte, war von einem regelmäßigen Schulsport wenig zu spüren. Lediglich in den warmen Jahreszeiten wurden die leichtathletischen Disziplinen Laufen, Springen und Werfen betrieben. Das einzige Ballspiel war zu dieser Zeit das Schlagballspiel, das viele Freunde gefunden hatte. Aber an den freien Nachmittagen waren wir Jungens immer auf der „Turnierwiese“ zu finden, um Fußball zu spielen oder den „Großen“ in den frühen Abendstunden beim Training auf ein Tor zuzuschauen. Glücklich waren wir, wenn wir Kleinen mitmachen durften. Ich war bald ein so begeisterter Fußballspieler, dass ich mir bei meinem Vater oft Stubenarrest dafür einhandelte. Trotz dieses Nachteils wurde ich im Frühjahr 1931 mit zwölf Jahren in die Jugendmannschaft aufgenommen und als linker Halbstürmer eingesetzt. Diesen Posten habe ich in allen Mannschaften innegehabt. Meine besten Nebenspieler in der Lengenfelder Mannschaft waren Walter Höppner als Mittelstürmer, den wir wegen seiner „kleinen“ Größe nur „Pflock“ nannten, Lorenz Witzel als rechten Halbstürmer und Johann Menge als Linksaußen.

Meine schönsten Spiele erlebte ich gegen Diedorf-Jugend mit 6:1, gegen Heiligenstadt I. 1935 mit 4:2, gegen Wanfried I. 1935 mit 4:3, gegen VFB Mühlhausen 1936 mit 6:1 und gegen Eschwege I. 1936 mit 5:3.


Zu meinen wichtigsten Etappen im Fußballsport zählen:

1931 – 1933: Lengenfeld Jugend und Bischofsteiner SC Jugend

1934 – 1938: Lengenfeld I. und Bischofsteiner SC I.

1935: 4 Wochen Trainingslagen in Düsseldorf unter Trainer Höger

1936: 3 Wochen Trainingslagen in Dingelstedt unter Trainer Knöpfte

1938 – 1939: Langensalza I.

Nach Kriegsende konnte ich infolge meiner schweren Verwundungen meinen geliebten Fußballsport nicht mehr ausüben. Aber noch schmerzlicher für mich war es, dass 29 Fußballfreunde, lebensfrohe Menschen, mit denen ich so manches Spiel gewonnen hatte, in einem sinnlosen Krieg ihr Leben lassen mussten.

Als es 1946 aber hieß, einen neuen Lengenfelder Sportverein zu gründen, war ich sofort wieder dabei, um den Fußballsport in unserer Heimat mit empor zu führen. In der Gründungsversammlung am 26. April 1946 wurde ich als Sektionsleiter für Fußball gewählt. In dieser Funktion habe ich bis zum 23.10.1969 die dreiundzwanzig schönsten Jahre meines Lebens mit jungen Menschen erlebt. Wenn es auch einige Krisenjahre mit einem mächtigen „Tief“ gab, so möchte ich diese Zeit aus meinem Leben niemals missen.

Aus meiner 43-jährigen Erfahrung im Fußballsport möchte ich hier an dieser Stelle zwei von mir gewonnene wichtige Lebensweisheiten allen jüngeren Sportsfreunden mit auf den Weg geben:


1. „Erfolge werden wir nur dann erzielen, wenn wir zusammenhalten.“

2. „Sport und Frieden sind untrennbar.“


Lassen wir noch einmal die 50 Jahre der Lengenfelder Fußballgeschichte an unseren Augen vorüberziehen, dann können wir heute mit Stolz berichten, dass in unserer Gemeinde die Ziele verwirklicht wurden, für die unsere Sportler in den 1920er und 1930er Jahren gekämpft haben.


Für die nächsten 50 Jahre wünscht Euch im Fußball weiterhin viel Erfolg
Euer Walther Fuchs
Lengenfeld unterm Stein, den 13. Mai 1972