Wölfe im Eichsfeld
Der graue Räuber spielt in Volksmärchen und Sagen eine beträchtliche Rolle, denn er galt als der erklärte Feind aller Bauern und Hirten. Da er mordend in die weidenden Herden einbrach, richtete er einst großen Schaden an und musste deshalb mit allen Mitteln bekämpft und ausgerottet werden. Nach mündlicher Überlieferung sollen sich Wölfe noch vor rund 200 Jahren in der Nähe von Wachstedt aufgehalten haben. An einem Winterabend war ein Reiter in den Ort gekommen und wollte in Richtung Flinsberg traben. Vergeblich warnte man ihn vor den am Pfannenberg streunenden Wölfen. Am anderen Tag waren von Ross und Reiter nur noch Knochenreste gefunden worden, erzählt die Sage.
Wie eine schriftliche Nachricht aus dem Jahre 1608 ausweist, vermerkte der Propst vom Kloster Zella in seinem Tagebuch, dass ein Wolf unter dem Hopfenberge ein Schaf gerissen habe. Ferner soll damals ein beherzter Müller solch einem Raubtier mit dem Mühleisen den Garaus gemacht haben. Schließlich wurde auch noch berichtet, dass ein Büttstedter Mädchen auf dem Wege nach Küllstedt zur Abendzeit von einem Wolf angefallen und so zugerichtet worden sein, dass es starb.
Aus einer Urkunde des Klosters Teistungen geht hervor, dass in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts Wölfe noch ziemlich zahlreich auftraten. Für einen erlegten Wolf wurde dort dem Jäger ein Schießgeld von 15 Groschen bewilligt. Einer alten Rechnung des Amtes Bischofstein zufolge hatten sich damals sogar fressgierige Wölfe einen Esel zu Gemüte geführt. Übrigens sprechen auch die Flurnamen „Wolfskuhle". „Wolfstal" und „Wolfhagen" im Eichsfeld vom Vorhandensein Isegrims in früheren Zeiten.
Quelle: Eichsfelder Heimatstimmen, Heft 1 (Januar) 1984