Unser Schwimmbad feiert 25-jähriges Jubiläum

Am 25. Juni 1970 wurde das Lengenfelder Schwimmbad eingeweiht und seiner fruchtbringenden Bestimmung übergeben. Hierzu schreibt unser verehrter Herr Walther Fuchs in der Lengenfelder Ortschronik:

Bauzeit: 30 Monate (von 1968-1970)
Einweihung: 25.6.1970
Kosten 562.000,00 DM

Beim Bau unseres Schwimmbades wurden bei 257 Arbeitseinsätzen 15.359 Stunden im NAW geleistet. Das entspricht einem Wert von 53.756,50 M. Dazu kamen Geldspenden in einer Höhe von 52.116,00 M und Materialspenden in einer Höhe von 10.000,00 M.

Die Hauptinitiatoren unseres Badbaues waren der Bauingenieur Hubert Hagemann, der den Bau des gesamten Objektes leitete, der BHG-Leiter Willi Tasch, der den Bauablauf organisierte und für die Materialbeschaffung zuständig war und der Hauptbuchhalter der BHG Heinz Blankenburg, der für die Finanzierung, die Spendenaktion und die Tombola verantwortlich war: Alle drei Kollegen führten während der gesamten Bauzeit ihre Aufgaben ehrenamtlich durch.

Seit Fertigstellung des Bades haben 950 Lengenfelder Bürger das Schwimmen gelernt. Bis heute wurden 36 Rettungsschwimmer ausgebildet - aus deren Reihe ein Bademeister (Hans-Reinhard Eichner) hervorging. Aufopferungsvoll und verantwortungsbewusst versehen unser Bademeister Josef Hagedorn und der Kassierer Heinrich Mähler ihren Dienst.

Da ich selbst mit vielen anderen Lengenfeldern aktiv an der Vorbereitung der Bauorganisation und am Bau selbst beteiligt war, habe ich mir zu diesem 25-jährigen Jubiläum einige Gedanken gemacht. Bis zum Ende des II. Weltkrieges besaß die Gemeinde Lengenfeld schon einmal ein Schwimmbad – nahe gelegen dem jetzigen – wo jetzt der Anglerteich ist. Bademeister jener Zeit war Herr Karl Busse. Es war nicht so komfortabel wie das heutige Bad - aus Holzpfählen usw. errichtet - aber es erfüllte zu dieser Zeit durchaus seinen Zweck, und viele Kinder und Jugendliche erlernten bereits vor dem II. Weltkrieg das Schwimmen. Durch die Kriegs- und Nachkriegswirren wurde jedoch auch das Bad in Mitleidenschaft gezogen und musste aus Sicherheitsgründen geschlossen werden.

Seit Anfang der 50er Jahre wurde immer und immer wieder der Wunsch - von Kindern, Jugendlichen, Eltern, ja aus allen Schichten der Bevölkerung - geäußert, in Lengenfeld wieder ein Schwimmbad zu bauen. Mitte der fünfziger Jahre hing bereits in der Gemeindeschänke ein Bauplan aus, wie das neue Schwimmbad mal aussehen sollte. Doch immer nur war der Wunsch der Vater des Gedankens, denn es blieb nur ein Wunschtraum. Vom Kreis und Bezirk wurden keinerlei Signale gesetzt und Bereitschaft zur Finanzierungshilfe gezeigt, so dass im Entferntesten nicht mit dem Bau begonnen werden konnte. Immer und immer wieder wurden neue Baupläne geschmiedet und auch wieder verworfen.

Doch unsere Lengenfelder Bürger, ob Groß oder Klein, sie ließen sich nicht entmutigen, sie blieben am Ball. Durch diesen unaufhörlich vorgetragenen Wunsch der breiten Masse der Bevölkerung wurde im Jahre 1967 eine Bürgerbefragung durch die Gemeindevertretung über das Für und Wider durchgeführt, mit dem überwältigenden Ergebnis, dass sich 90 % der Befragten für den Bau des Schwimmbades aussprachen. Bei gleicher Befragung zeichnete die Bevölkerung über 40 Tausend Mark an Geldspenden und einige tausend freiwillige Arbeitsstunden. Überrascht und gestützt von solcher Spenden- und Opferbereitschaft, entschlossen sich der Gemeinderat und die Gemeindevertretung, mit dem Bau des Schwimmbades im Herbst 1967 zu beginnen. Eine Zustimmung von seilen des Rates des Kreises lag jedoch nicht vor, eher eine bremsende und abwehrende Haltung, die in dem sinngemäßen negativen Ausspruch des damaligen Vorsitzenden gipfelte: (Name eines Tierkreiszeichens) "Das wird sowieso nur eine Kurt Heller-Gedächtnisgrube". Kurt Heller war der damalige Bürgermeister unserer Gemeinde. Diese Aussage sollte bedeuten, ihr macht eine Baugrube, und dann ist es vorbei mit der Begeisterung. Ähnliches war kurz vorher in Großengottern geschehen, daher diese abwertenden und abwehrenden Worte des Vorsitzenden. Etwas trotzig geworden, ließen wir uns hier in Lengenfeld nicht dadurch beirren, eher beflügelte uns dies noch und spornte uns an: "Nun erst recht!" Zunächst wurde ein ehrenamtlicher Baustab gegründet, welchem folgender Personenkreis angehörte:

Kurt Heller - Bürgermeister, Alexander Münch – während der Bauzeit amt. Bürgermeister, Hubert Hagemann – Baumeister u. Bau-Ingenieur, Heinz Blankenburg – Buchhalter der BHG, Willi Tasch - Leiter der BHG, Gerhard Buchwald – Frisörmeister (eifrigster Schwimmer des Ortes), Alois Lorenz – Lehrer (sportlich sehr aktiv), Franz Hardegen – LPG-Vorsitzender, Arno Marx – Leiter der Puppenfabrik, Karl Hagemann – Bau-Ingenieur und Architekt.

Zeitweilig wurden diesem Gremium aktive Bürger und Fachleute hinzugezogen. Wöchentlich tagte dieser Personenkreis und legte Maßnahmen über den Fortlauf des Bauwerkes, die Materialbeschaffung (oft ein Kunststück mit Zauberstab), die Beschaffung von Transport- und Bautechnik (LPG, Puppe und BHG machten Unmögliches möglich), die Finanzierung (oft war kein Geld da, um offenstehende Rechnungen zu bezahlen), die Bauaufsicht bei den Arbeitseinsätzen und vieles andere fest. Bei den großen Arbeitseinsätzen an den Samstagen hatte jeweils ein Mitglied dieses Baustabes die Bauaufsicht. Bei den ersten freiwilligen Arbeitseinsätzen war die Beteiligung unserer Lengenfelder Bürger so spontan, dass an einem Spitzentag 108 Helfer gezählt werden konnten. Die Arbeitsbedingungen waren bei den Ausschachtungsarbeiten und beim Verlegen von Abwasserröhren oft unmenschlich. Öfters standen wir bis an die Knie im Matsch und Wasser, so dass wir uns oft gegenseitig Mut machen mussten, um den Kram nicht hinzuschmeißen. Die größten Verdienste und die unermüdlichste Ausdauer zeigten hierbei Hubert Hagemann und Alexander Münch.

Es waren die Persönlichkeiten, die die etwas schwach gewordenen Helfer immer wieder ermutigten und mitrissen. Sie waren fast immer am Ort des Geschehens, und Alexander Münch als Bürgermeister stand meistens selbst bis an die Knie im Schla(m)massel. Dieses Bild werde ich nie vergessen! Ursprünglich sollten die abgeschrägten Badwände nur mit Lehm geglättet und dann mit der verschweißten Schwimmbadfolie überspannt werden. Doch durch das viele Grund- und Schichtwasser bedingt – welches auch die unmöglichen Schlammschlachten verursachte – entschlossen wir uns kurzerhand, die Schrägen nicht mit Lehm, sondern mit Beton herzustellen und dann mit Folie zu überspannen. „Doch wo nehmen wir Kies, Zement, Sand und dgl. her?“, war dann die Frage. Wir hatten schließlich nicht eine müde Mark, noch ein Gramm Material als Bauanteil vom Kreis erhalten. „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, war dann unsere Devise. Nicht umsonst hatten die beiden Bürgermeister nach ihrem Wunsch, Leute mit etwas Einfluss und Organisationstalent in den Baustab delegiert. Es war oft, wie auf der Hochzeit zu Kanaa, wo es plötzlich hieß: „Es ist kein Wein mehr da.“

Doch es heißt auch: „Wo die Not am größten ...“ So halfen wir uns immer wieder über aufgetretene Klippen und Schwierigkeiten. Es war schon eine herausfordernde und tolle Gemeinschaftsarbeit, wo wir auch auf vergnügte und fröhliche Stunden zurückblicken können. Gern erinnere ich mich an die beiden Gastwirte des Ortes, wenn sie abwechselnd an jedem Samstag früh am Bad erschienen und sich nach jedem persönlichen Frühstücks- und Getränkewunsch erkundigten und dies dann persönlich per Handwägelchen zum Ort des Geschehens brachten. Unseren Gastwirten Josef Lorenz und Hans Stude kann man heute nach 25 Jahren zum Jubiläum nochmals ein „Dankeschön“ aussprechen.

Dann ging es mit der nächsten Ausbaustufe weiter – Sprungbretter und Sprungturm. Hier gab es unterschiedliche Meinungen und ein Für und Wider. Gott sei Dank, setzte sich die Meinung von Alois Lorenz durch, so das ein Sprungturm gebaut und an dieser Stelle das Bad auch entsprechend tiefer ausgeschachtet wurde. Mit fortlaufender Bauzeit nahm – und das muss man ehrlicherweise – was auch verständlich war – auch eingestehen – die Bereitschaft und Unterstützung von der Bevölkerung auch ab. Waren es in der anfänglichen Euphorie und dem Tatendrang manchmal zuviel an Helfern, so nahm diese Bereitschaft auch etwas ab. Wir brauchten dringend ein Erfolgserlebnis! So verzichteten wir zunächst auf das geplante Kinderplanschbecken, das machen wir dann später, sagten wir uns. Die Eröffnung und Nutzung war nun unser dringendstes Ziel. Leider war nach der Eröffnung die Luft heraus, und bis zum heutigen Tage ist es leider nicht mehr zum Bau des Planschbeckens für Kinder gekommen. Bei den Durststrecken waren es dann besonders Hubert Hagemann mit seinen Mannen, die LPG, die BHG und die Puppenfabrik, die Technik, Material und auch Arbeitskräfte zum Fortlauf der Bauarbeiten schickten.

Am 25. Juni 1970 war es dann soweit. Nach 2,5-jähriger Bauzeit, mit vielen unvorhergesehenen Schwierigkeiten, die gemeistert werden mussten, war die feierliche Einweihung und Eröffnung des Lengenfelder Schwimmbades vorgesehen. Die ersten Gäste waren schon erschienen, da wurden noch die letzten Gehwegplatten verlegt, ähnlich wie bei jeder großen Premiere. Nun waren alle Sorgen, Schwierigkeiten und Erschwernisse vergessen. „Hurra, wir haben ein neues Schwimmbad“, hieß es in der Eröffnungsrede. Nun strahlten alle und waren fröhlicher Stimmung. Der erste offizielle Badegast war unser verehrter und verdienstvoller Baumeister Hubert Hagemann, der im schwarzen Festanzug mit Zylinder – unter großem Beifall der Gäste – in das quellfrische kühle Nass sprang. Die Freude und der Jubel der anwesenden Gäste waren riesengroß. Eine kleine bescheidene Feier – bei so viel Geldnöten und Sorgen – schloss sich bei „Gastwirt Josef Lorenz“ an. Heute, nach 25 Jahren gehört es zum sommerlichen Alltag für unsere Kinder und Jugendlichen, dass sie in unser herrliches Schwimmbad gehen. Viele Väter und Großväter, ja Urgroßväter von ihnen, haben aufopferungsvoll und fleißig beim Bau mitgearbeitet sowie freiwillige Geldspenden geleistet. Dies sei mir, an diesem 25. Jubiläumstag erlaubt, einige Fakten die längst vergessen, ins Gedächtnis zu rufen.

Mehr als hunderttausend Badegäste konnten in den vergangenen 25 Jahren Erholung und Frohsinn in unserem Schwimmbad finden. Besonders auswärtige Besucher wissen unser Bad zu schätzen, da es inmitten einer herrlichen Waldrandidylle liegt und Sauerstoff aus nächster Nähe für das Wohlbefinden seiner Besucher bereithält. An einem Spitzenwochenende vor zwei Jahren – mit Bilderbuchwetter – zählte bspw. unser Schwimmbad 2500 Besucher. Was sich noch besonders fördernd für breitere Schichten der Bevölkerung in unserem Schwimmbad bemerkbar machte, waren die politische Wende und somit der Wegfall der abgeschirmten unerreichbaren Sperrzone für die auswärtigen „Otto-Normal-Bürger“.

Auch sollte man „Maras Imbiss“ nicht vergessen, dieser sorgt für Speis und Trank in vielen Variationen für große und kleine Badegäste. Nach Bad, Spiel und Sport gibt es bekanntermaßen auch Hunger und Durst. Danke, liebe Mara! Eines sei noch vermerkt, während unser Lengenfelder Bad in der Vergangenheit immer männliche Bademeister hatte, versieht seit vorigem Jahr Frau Kerstin Leonhardt aus Lengenfeld unterm Stein diesen verantwortungsvollen Dienst sehr umsichtig, freundlich und hilfsbereit. Ihr stehen einige Rettungsschwimmer/innen zur Seite. Auch haben ABM-Kräfte der Gemeinde und Kräfte des Bauhofes in den letzten Jahren viel Arbeitszeit in unser Bad investiert, so dass es immer einen einladenden Anblick bietet. Hoffen und wünschen wir, dass uns im Jubiläumsjahr noch viel hochsommerliche Badetage beschert werden und unser Schwimmbad eine Perspektive für die nächsten 25 Jahre hat. Auf dass unsere Enkel und Urenkel der kommenden Generationen die Früchte der einstigen Gemeinschaftsarbeit noch ernten können. Und diese Gemeinschaftsarbeit war wahrhaftig frei und ungezwungen von vielen Menschen unseres Dorfes geleistet worden. Mancher, der vierzig Jahre im anderen Teil Deutschlands gelebt hat, mag dieses vielleicht gar nicht glauben, aber dem war so! Etwas ketzerisch - nehmen Sie es mir bitte nicht übel, liebe Leser - möchte ich abschließend die Frage stellen: Könnten wir heute, nachdem wir nun alle Freiheiten besitzen, nochmals so ein imposantes, gemeinnütziges Gemeinschaftswerk in freiwilliger und kostenloser Mitarbeit auf die Beine stellen? Die Antwort hierauf überlasse ich jedem von Ihnen selbst! Ich für meinen Teil habe meine persönliche Antwort, aber die behalte ich wohlweislich für mich. Im persönlichen Gespräch würde ich schon gern mit Ihnen mal darüber reden!

Als einstiger aktiver Mitgestalter
Ihr Willi Tasch
(Quelle: Obereichsfeld-Bote, Nr. 26/1995)