Schwedengräber bei Keßlingerode
Reinhold Strauß, Stadtsekretär in Wanfried, an den unser heutiger Beitrag in der „Eichsfelder Ehrentafel“ erinnert, schrieb vor Jahren eine Notiz, in der er über Schwedengräber bei Keßlingerode berichtet, die zugleich eine wichtige Ergänzung zu v. Wintzingerodas „Wüstungen" Nr. 96 und 217 (Keßlingerode und Grünrode) ist:
„Wenn man zu Fuß von Wanfried nach Faulungen geht, zweigt von der Katharinenberger Straße der Fußweg dahin ab. Halbwegs, unter der Hildebrandshäuser Straße, liegt eine mit Zwetschenbäumen bestandene Fläche und etwa 200 Meter darüber ein großer Steinhaufen.
Das erstere ist der frühere Friedhof, der Steinhaufen die Überreste der Kirche des ehemaligen Dorfes Keßlingerode. Zur rechten Seite, gegenüber der Katharinenberger Chausee, lag das nach Keßlingerode eingepfarrte Dörfchen Grünroda, weiter oberhalb das Kloster Katharinenberg. Die Mühlhäuser Straße bog damals bei der alten Straße ab, so dass die beiden Ortschaften nicht durch die Straße getrennt waren. Bis jetzt war man immer der Meinung, dass die beiden Ortschaften im Bauernkrieg untergegangen seien. Dies scheint jedoch nicht der Fall zu sein, wenn auch eine Beschädigung der Ortschaften nicht in Abrede gestellt werden soll, wenigstens was die Ortschaft Keßlingerode betrifft. Dies ging erst am 11. Dezember 1623 in dem Gefecht mit den Schweden unter. In ihm sollen über 1000 Schweden gefallen sein. Ein hiervon stammendes Massengrab wurde beim Bau der Eisenbahn (Mühlhausen – Treffurt) gefunden. Die aufgefundenen Gebeine, zwei Eisenbahnwagen voll, wurden auf dem Friedhof beigesetzt.
Die Sage erzählt noch von zwei Massengräbern, eines bei der Dorfstelle Keßlingerode und eines am Nixenteich, die beide bis jetzt nicht aufgefunden werden konnten. An das vorerwähnte Gefecht knüpft sieh folgende Sage: Alltäglich mittags um 12 Uhr erscheinen bei den vier Buchen auf dem Karnberge – eine mit vier Buchen bestandene auffällige Stelle - vier schwarz gekleidete Träger mit einer Bahre, auf der ein schwedischer Oberst mit weißem Bart liegt. Nach Niederstellen der Bahre bei den vier Buchen entblößen die Träger das Haupt und verharren in stillem Gebet, bis mit dem Glockenschlag eins die Erscheinung verschwindet. Nur Leute, die am Sonntag geboren sind, vermögen die Erscheinung zu sehen.“
Autor: unbekannt
(Quelle: Eichsfelder Heimatborn, Ausgabe vom 03.05.1958)