Schloss Bischofstein und der Bergfriedhof im Oktober 1966

[…] Frau Emmy Mund traf Ende Oktober in Erfurt mit Dr. Walter Marseille zusammen, der in seiner Eigenschaft als Erbe Bischofsteins – sein Vater gründete die Schule Bischofstein – zu einer Besprechung mit den maßgebenden Behörden nach Thüringen gekommen war. Von Erfurt ging die Fahrt nach Bischofstein, wo Dr. Marseille einen Überblick über den baulichen Zustand des Hauses von außen und innen gewinnen wollte. In Mühlhausen wurden die notwendigen Eintragungen ins Grundbuch erörtert.

„Dr. Marseille vermisste“, so schildert es Frau Mund in ihrem Reisebericht, „den ständig plätschernden Brunnen auf den Hof, von den heute nur noch das Becken vorhanden ist, das in der Sommerzeit mit frischen blühenden Blumen bepflanzt wird.“

Die Gelegenheit ihres kurzen Aufenthaltes in Bischofstein benutzte Frau Mund, um den kleinen Bergfriedhof zu besuchen, auf dem Wilhelm Ripke neben seiner Frau die letzte Ruhe gefunden hat:

„Die Umfriedung der Grabstätte ist sehr sorgfältig in flachen, übereinander geschichteten Steinen ausgeführt, eine Meisterleistung des Gärtners Joseph Hagedorn, der im vergangenen Jahr bei der Versorgung mit Tannengrün zum Allerheiligentag so unglücklich von einem Baum stürzte, dass er starb.

Der bestellte Grabstein, der die von Ripke selbst gewählte Inschrift aus Faust II tragen wird, war immer noch nicht geliefert. Seit Pfingsten wartet man darauf. Schön war es für mich, noch so viele altbekannte Gesichter wiederzusehen, doch blieb kaum die Zeit, jedem die Hand zu schütteln. Unser liebes Käthchen, einst Köchin in Bischofstein, fuhr mit ihrem Jupp in eigenen Wagen nach Erfurt, wohin auch Frau Natorp aus Schmalkalden kam. Hier hatten wir dann Gelegenheit, Bischofsteiner Erinnerungen auszutauschen.“ […]


(Quelle: „Bischofsteiner Rundschreiben“, Weihnachten 1966, S. 3)