Plattditsch hätt g'wunn

Im Johre säwwezenhun’rtnienenachzig
Hätt mol in Mainz an Dink sich zugetragen,
Dns waert woll äs, weils gar z’ hebsch gemacht sich,
Das me’s sich’s noch verzehlt in unsern Tagen.

D'r Kurfirst Karl Jossepp gobb än Aessen
Un hotte ingeladt ’ne Masse Geste.
Se han vergniegt getrunken un gegaessen
Un ungerholen sich dobie uff’s beste.

Nit wied vum Firsten sooßen zwei Eichsfaell’r,
Vun daenen worren alle vull d’s Lowes.
Därch Dichtigkeit gelichtet han se haell’r
Als sist an Kärchenliecht d's Mainzer Howes.

Paul Oppermann, an Dingelstedter Junge.
An großer Meister in d’r Gotteslehre,
Un Eikemeyer, Duderstädt’r Zunge,
Inschenjeermajor bim Milleteere.

D’r Kurfirst fung met beiden an z’ storgen,
Un uff's Dappeet körn manche scheene Sache,
D’ schlaechten Zieden un d's Lannes Sorgen.
Un wie me alles besser kinnt' gemache.

Z’letzt do kom es uff d’ Muttersprooche,
D’r Kurfirst hüll das Hochditsch färr das beste.
„Nae, Platt äs veele schenn’r als das Hoche“,
Se han vum Eichsfaeld die behauptet feste.

Als se än Wielchen sich so rimgekawwelt,
Do schluck d’r Kurfirst lachend in d’ Hänge:
„Wir haben jetzt genug davon geschwawwelt,
Ihr bringt mich Armen böse in die Enge“.

Hae rief nu näwwer no d’m Musikchore:
„Jetzt Pfeifer pfeif uns auf ’ne lust’ge Weise,
Das ist ein bess’rer Schmaus dem müden Ohre
und bringt uns bald ins richtige Geleise.“

„I, Fiefer fief uff, klingt veel angenaehmer.
Mein ich", sprooch Oppermann, „bi min’s Ehre".
„Näi, Pipr pip upp, dat is doch bequäimer",
So luuß d’r Duderstädter sich druff heere.

„Wenn wir", so sprooch d’r First, „die Probe machten,
Wir waren dann in dieser Sache klüger.
Und dreißigmal den Vers herunter sagten?
Und wer zuerst an 30 ist, der ist der Sieger."

D’r First un Oppermann un Eikemeyer
Di gungen los jetzt wie an Donn’rwaetter
Än jedder baette runger sinne Leier.
Äl worr an Blappern, Buppern und Geschnaetter.

Das „Pfeifer, Fiefer, Piper“ hätt g’klungen.
Un änn’r wull d’n an’ren nädderdricke,
D’r Oppermann, daer hätt d’n First bezwungen.
Das Platt worr vorn, un’s Hochditsch bläbb z’ricke.

Dach lange durte nit d’s Fiefers Freide,
Daenn hae kom bole eklich ins Gedränge,
D’r flinke Piper schluck se alle beide
Z'letzt um änne vulle Nasenlänge.

D’r Kurfirst sprooch, als haell d’ Glaeser klungen:
„Das Plattdeutsch hat den Sieg davongetragen,
Drum möge immer und von allen Zungen
Sein Lob erschallen noch in fernsten Tagen.“