Planer setzen auf den Schienenverkehr (1992)
Die Erhaltung der Nebenbahnen wird in einem Entwicklungskonzept für die Kreise Mühlhausen, Heiligenstadt und Worbis gefordert, das gestern Nachmittag in Lengenfeld vorgestellt wurde.
Der „Eichsfeldbahn“ zwischen Dingelstädt und Geismar, die die Landkreise Heiligenstadt, Mühlhausen und Worbis berührt, soll eine Schlüsselstellung für die Entwicklung der Nebenbahnen in Thüringen zukommen. Im gestern Nachmittag in Lengenfeld/Stein vorgelegten Entwicklungskonzept für die Region wird vor den nachteiligen Folgen einer Einstellung des Verkehrs insbesondere im Hinblick auf den im Aufbau befindlichen Fremdenverkehr nachdrücklich gewarnt.
In dem Papier (das Thema Personennahverkehr ist nur ein Teilaspekt) wird auf Äußerungen der Reichsbahndirektion Erfurt verwiesen, wonach für die Strecke Leinefelde – Geismar Investitionskosten in Höhe von 60 Mio. Mark erforderlich sind. Dies, so der Abschlussbericht der HLT-Gesellschaft für Forschung, Planung und Entwicklung, zwinge dazu, auch unkonventionelle Formen der Trägerschaft und Betriebsführung zu erörtern.
Die Strecke Geismar – Dingelstädt über Lengenfeld/Stein hat nach Ansicht der Fachleute für eine künftige Regionalbahn Bedeutung, die etwa ein Fünftel der Bevölkerung der drei Kreise erfasst; Sie sei damit Rückgrat für den öffentlichen Personennahverkehr. Voraussetzung: der Lückenschluss bei Teistungen mit Anschluss von Duderstadt.
Die Route im Süden mit vier Tunneln und dem denkmalgeschützten Viadukt über Lengenfeld in malerischer Lage sind nach Ansicht der Planer Mosaiksteine für ein Fremdenverkehrskonzept für die Region.
In der Frage, wie die Regionalbahn erhalten werden kann und wer am Ende zahlen soll, gehen die Meinungen auseinander. „Auch wenn das Viadukt in Lengenfeld in jedem Fall als Technikdenkmal zu sanieren und zu erhalten ist, kann sich
eine Begrenzung des Bahnbetriebes auf der Regionalbahnstrecke bis Lengenfeld als sinnvoll erweisen, wobei eine schon früher einmal andiskutierte Verlegung des Haltepunktes vor das Viadukt zum Tragen kommen würde“, heißt es in der Studie.
Die Sanierung der Kanonenbahn ist gemeinsam mit dem geplanten Bahndamm-Radwegenetz ein Kernstück des Tourismuskonzeptes Südeichsfeld. Die Kosten für die Erneuerung werden mit 13,3 Millionen Mark angenommen, davon entfallen sechs Millionen Mark auf das Viadukt.
Nach 22-monatiger Tätigkeit haben Arbeitskreise aus den drei Landkreisen ihr Entwicklungskonzept für die Region Mühlhausen, Worbis, Heiligenstadt präsentiert. Landrat Hilfreich Reinhold begrüßte dazu u.a. seinen Amtskollegen Dr. Werner Henning (Heiligenstadt) den Ersten Kreisbeigeordneten Senf (Worbis) und den Bundestagsabgeordneten Gerhard Reddemann. Reinhold setzte sich für einen raschen Bau der Südharzautobahn ein. Davon würden alle drei Kreise profitieren.
Quelle: „Mitteldeutsche Allgemeine vom 26.05.1992“