Peter-Nisteln
Auf Petri Stuhlfeier, am 22. Februar, wurde in früherer Zeit „genistelt“.
Das war ein nicht ganz so schöner Brauch, wohl mehr ein Schabernack. Ich kannte ihn nicht. Mein Mann erzählte mir davon, und er selbst war schon mit dabei gewesen. In den fünfziger Jahren war es noch gang und gäbe. Davon wissen noch viele. Genistelt wurde gern von jungen Burschen in Häusern, in denen sich junge Mädchen befanden. Ältere Leute wurden mitunter auch nicht verschont! Ein alter Mann saß einmal und löffelte am Abend des 22. Februar seine Bohnensuppe, als plötzlich die Tür aufging und Spreu überall umherflog.
Als er sah, dass sein Essen auch einiges davon abbekommen hatte, sagte er, jetzt könne er die Suppe aber nicht mehr weiter essen.
Derzeit waren die Haustüren noch nicht verschlossen, und man konnte ohne Schwierigkeiten in Häuser und Zimmer gelangen.
Beim Nisteln wurde geschwind ein Sack voller Spreu auf den Flur und ins Zimmer geschüttet.
Die Spreu flog dann überall umher, nicht nur auf den Boden, sondern auch auf den Tisch, die Schränke, den Ofen, überallhin. Diejenigen, die den Sack ausgeschüttet hatten, machten sich schleunigst wieder auf und davon.
Von Holungen erhielt ich die Information, dass man dort das Nisteln auch noch in den sechziger Jahren eifrig betrieb.
Wenn an diesem Tage jemand zum Nisteln kam, dann brachte er jedoch nicht immer nur Spreu, manchmal sogar auch was Brauchbares, wie z. B. Holzschlittern (zerkleinertes Holz).
In den Häusern wurde gleichzeitig aufgepasst, da standen dessen Bewohner mit einem Eimer Wasser bereit, sodass derjenige, der es wagte zu kommen, mitunter klatschnass geschüttet wurde.
Hatte man ihn nicht getroffen, dann hatte er sich ein rotes Osterei verdient, also „ernistelt“. Er bekam dann aus der Familie, bei denen er gewesen war, tatsächlich zu Ostern ein rotes Osterei geschenkt. Normalerweise wurde viel gelacht bei der Ausübung dieses Brauches.
Anneliese Blacha