In memoriam: Pater Erwin Schollmeyer zum 2. Todestag (1996)

Am 18. Oktober 1996 jährt sich bei Franziskanerpater Erwin Schollmeyer sein Todestag zum zweiten Male. Er war weithin bekannt, als langjähriger treuer Hüter des Hülfensberges. Er lebte dort fast 27 Jahre ganz allein auf diesem einsamen Posten.

Der Hülfensberg, das Nationalheiligtum des Eichsfeldes, war viele Jahre nicht erreichbar und nur für ganz wenige kleine Wallfahrtsgruppen von wenigen Eichsfeldgemeinden an bestimmten Wallfahrtstagen zugänglich.

Pater Erwin sah sich dort, den Berg des Heiles als Wallfahrtsstätte zu erhalten, seine Lebensaufgabe. Nach der Wende 1989 wurde der Hülfensberg wieder für alle zugänglich und in Scharen besuchten sie Pater Erwin und den Hülfensberg und er musste diesen Besuchern viel über die Geschichte dieses Berges erzählen bzw. berichten.

Er war ein Eichsfelder. Das Licht der Welt erblickte er am 15. November 1913 in Beberstedt. Bei der Taufe erhielt er den Namen Burkhard Schollmeyer. Er besuchte zunächst die heimatliche Schule. Später entschloss er sich, Ordenspriester zu werden. Einige der Verwandten waren auch Franziskaner und darum vielleicht trat er auch in den Franziskanerorden im Jahre 1933 ein und wurde dann eingekleidet und bekam den Ordensnamen Erwin Schollmeyer.

Nach dem Noviziat begann er sein Theologiestudium und legte später auch die Ewigen Gelübde ab. Am 7. Januar 1940 wurde er in Paderborn zum Priester geweiht. Er wurde dann aber zum Kriegsdienst einberufen. Es waren schwere Jahre für ihn, er hatte aber ein großes Gottvertrauen.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges stellte er sich dann in der sächsischen Ordensprovinz zum hl. Kreuz als Franziskanerpater wieder zur Verfügung. So wirkte er ab 1946 in den Klöstern in Dorsten und Werl. 1950 versetzte man ihn dann in die Ordensniederlassung in Halberstadt. Hier setzte er sich auch unter anderem für den Wiederaufbau des Franziskanerklosters und des Chores der Kloster- und Pfarrkirche „St. Andreas“ mit ein. Das Klostergebäude war 1810 säkularisiert worden, aber die Klosterkirche blieb Pfarrkirche.

Am 8. April 1945, beim Luftangriff auf Halberstadt, waren das ehemalige Kloster und auch die Kloster- und Pfarrkirche „St. Andreas“ schwer beschädigt worden. Durch Tauschvertrag erhielt man das Gelände des alten Klosters wieder zurück. Der Pfarrer dieser Kloster- und Pfarrkirche war Pater Innozenz Weber (gebürtig aus Ershausen). Pater Erwin und Pater Innozenz waren Eichsfelder und es verband sie eine große Freundschaft zwischen beiden. Pater Erwin half in der Seelsorge dieser Gemeinde mit und war auch in den Volksmissionen tätig.

Im Jahre 1965 versetzte man ihn in die Niederlassung auf dem Hülfensberg. Dort fühlte er sich besonders einheimisch, trotz großer Einsamkeit, weil der Hülfensberg kaum für viele zugänglich war. Immer wieder half er auch in der Seelsorge der Eichsfelder Gemeinden mit und wo er hinkam, strahlte er eine Fröhlichkeit, Herzlichkeit und Güte aus und fand gleich Kontakt zu jedem. Er fühlte sich aber auch zu den Mitbrüdern auf dem Kerbschen Berg in Dingelstädt verbunden, denn der Hülfensberg war bis zur Wende 1989 Filialkloster des Kerbschen Berges.

Er betreute auch vorbildlich die Pfarrvikarie Döringsdorf/Bebendorf als Seelsorger. Eine besondere Freude war es für ihn, als das große Konrad-Martin-Kreuz des Hülfensberges restauriert wurde. Das restaurierte Kreuz wurde am 11. Mai 1991 wiedereingeweiht in Anwesenheit von Erzbischof Dr. Johannes Dyba aus Fulda und Bischof Dr. Joachim Wanke aus Erfurt.

Laut Beschluss der Ordensprovinzleitung im Herbst 1992, dass Pater Erwin den Hülfensberg verlassen musste, rief bei vielen Eichsfeldern Empörung hervor. Er aber nahm dies als natürliche Sache eines Franziskaners an. So wurde er bei der Michaelswallfahrt 1992 verabschiedet und verbrachte dann seinen Lebensabend im Franziskanerkloster in Werl. Er starb am 18. Oktober 1994 im Krankenhaus in Soest/Westfalen nach langer schwerer Krankheit. Eine außergewöhnliche Gewohnheit wurde dann für Pater Erwin zuteil. Er erhielt nicht seine letzte Ruhestätte, wo er gestorben ist, sondern auf seinem beliebten Hülfensberg.

Heinz Nelz
(Quelle: „Obereichsfeld-Bote, Ausgabe vom 18.10.1996, S. 6)