Obereichsfelder Brauchtum im Advent
Die Vorfreude ist die schönste Freude. Das weiß besonders auch das Volk des Obereichsfeldes in der vorweihnachtlichen Zeit zu schätzen. Jede Gegend hat ihr eigenes Brauchtum im Advent. Mit dem Barbaratag fängt es an. Die Kinder eilen hinaus und holen von den bereits verschneiten Kirschbäumen einige besonders schöne Zweige, die im warmen Zimmer aufgestellt werden. Tag um Tag beobachtet man mit ständig wachsendem Interesse diese sogenannten „Barbarazweige“. Mit Spannung sieht man dem Christfest entgegen, denn genau zu Weihnachten kommt die Überraschung: Die Barbara-Zweige blühen. Dieser Brauch versinnbildlicht so recht die Adventszeit als die Zeit des „Harren und Hoffens“, die uns am Christfest dann selige Erfüllung bringt.
In keinem Haus fehlt der Adventsschmuck, und sei es nur ein Tannensträußchen. Die meisten Familien aber haben ihren Adventskranz. Für die Kinder ist der Adventskalender da, an dem Tag für Tag ein Türlein geöffnet wird. Den adventlichen Höhepunkt für die Kleinen bedeutet der Nikolaus-Abend. Am Abend des Vortages von St. Nikolaus zog der heilige Mann mit seinem getreuen Rupprecht durch die Straßen der Höhendörfer.
In der Adventszeit beginnen auch wieder die gegenseitigen Abendbesuche innerhalb der Dorfgemeinschaft. Sie sind noch ein Überbleibsel der früheren Spinnstuben. Die Zeit beschaulicher Ruhe ist nun da, und man muss es dem Obereichsfelder lassen: Er hält am Brauchtum des Kirchenjahres fest.
Vinzenz Hoppe (um 1935)