Nur das bemooste Mühlrad blieb übrig

Aus der Geschichte der Klostermühle bei Großbartloff

Schauen wir am Rande des Bahnplateaus stehend vom Bahnhof Effelder den steilen Berg hinab, fällt uns besonders das rot leuchtende Mansardendach der im Jahre 1927 in musterhafter Weise neuerbauten, sich an den Mühlberg anschmiegenden Klostermühle, auch Mittelmühle genannt, ins Auge.

Den Namen Klostermühle trägt sie deshalb, weil sie früher dem ehemaligen Benediktinerkloster Zella gehörte. Mittelmühle wird sie vornehmlich in Großbartloff bezeichnet, da sie in der Mitte der drei an den Oberlauf der Lutter gelegenen Mühlen ihren Platz hat. Sie stammt aus alter Zeit. Wurde sie doch bereits, wie auch ihre Nachbarin, die Luttermühle, in einer Urkunde aus dem Jahre 1215 erwähnt. In Aufzeichnungen vom Jahre 1615 brachte die Klostermühle dem Kloster Zella jährlich 40 Taler Pacht. Demzufolge wurde die Mühle nicht direkt vom Kloster Zella, sondern durch einen Pächter verwaltet.

Infolge der Säkularisation des Klosters Zella ging auch die Klostermühle am 1. Juni 1811 in den Besitz der Kommerzienräte Ludwig Wilhelm Lutteroth und Heinrich Wilhelm Rohling, Mühlhausen, über. Sie trennten die Klostermühle von dem Gesamtbesitz des Klosters Zella und verkauften sie durch den Vertrag vom 26. März 1851 an den Fabrikanten Johann Michael Voigt, Mühlhausen. Dieser ließ sofort ein drittes Stockwerk aufsetzen und richtete eine Spinnerei ein, die sich jedoch nicht rentierte und gar bald wieder eingestellt wurde.

Bereits nach vier Jahren finden wir daher die Mühle wieder im Besitz des Herrn Lutteroth zu Kloster Zella, der sie abermals am 21. März 1857 für 6000 Taler an den Müller und Landwirt Johann Georg Wilhelm Schweißhelm aus Effelder verkaufte. Dieser richtete eine Walkmühle ein und verpachtete sie an Herrn Ignaz Faupel in Küllstedt.

Georg Wilhelm Schweißhelm erbte das Grundstück von seinem Vater, war aber kinderlos und verkaufte die Mühle nebst einer halben Hufe Land, die er in der Effelderschen Flur besaß, am 7. April 1884 an W. Kühmstedt und Frau Pauline, geb. Rauschenberg. 25 Jahre blieb die Mühle im Besitz dieser Familie, bis sie dann 1908 von dem Mühlenbesitzer Aloys Pudenz aus Großtöpfer übernommen wurde. Der Mühlenbetrieb schlief nun nach und nach ein. Eine Mühlhäuser Familie, die ihre Mietwohnung dort gefunden hatte, verwaltete den Grundbesitz.
Durch den Kaufvertrag vom 27. März 1920 wurde der Fabrikant Paul Reise, Mühlhausen, Eigentümer der Klostermühle. Er ließ die gesamte Mühleneinrichtung vollkommen überholen, setzte sie wieder in Betrieb und verkaufte sie schließlich mit allem Zubehör 1921 an den Müller W. Breede, Lippoldsberg a. W. Die Mühle wechselte nun jährlich ihren Besitzer. 1922 heißt der Besitzer Knot, 1923 ist es der Müller Strunk und 1925 hat der Landwirt Wilhelm Köhler das Haus erworben. Bei dem letztgenannten Eigentümer wurde die uralte Klostermühle von einem Schicksal ereilt. In der Nacht vom 26. zum 27. Januar 1926 stand plötzlich der Dachstuhl in hell lodernden Flammen. Das ganze Gebäude brannte bis auf die Grundmauern völlig nieder.

Der Brandplatz sowie die zur Mühle gehörenden Grundstücke erwarb im Jahre 1926 der Oberpostsekretär Georg Töpfer und ließ auf den Grundmauern der alten Mühle ein prächtiges Pensionshaus aufbauen. An die frühere Mühle im lauschigen Wiesengrund erinnerte nur noch das bemooste Mühlrad. Von der einen Seite an den Mühlberg angelehnt, ist sie von drei Seiten von saftigen Wiesen, Gebüsch und einigen dunkel glänzenden Tannen umgeben. Mit der herrlichen Umgebung bildet die schmucke Klostermühle eine Zierde des malerischen Luttergrundes. Zu ihrem Areal gehören etwa zehn Äcker, Wiesen und Land, die um sie herum liegen. Nach Westen zu, an ihrem Grundbesitz anschließend, liegt die große Klosterwiese mit ungefähr 30 Morgen Fläche, welche Eigentum des Klosters Zella ist.

Der Grundbesitz der Klostermühle sowie die dahinter liegende Pfarrwiese von Effelder und die Klosterwiese bildeten früher die Grenzgrundstücke des Amtes Gleichenstein gegen die Bartloffer Flur, die ehedem zum Amte Bischofstein gehörte. Kaum fünf Minuten talaufwärts von der Klostermühle entfernt liegt die Luttermühle oder auch Obermühle genannt. Ihren Namen hat sie von dem Bächlein Lutter, das dort in ihrem Garten hervorquillt. Die Ansiedlung der Luttermühle fällt auch in die erste Siedlungsperiode. Der Probst Heinrich aus Kloster Zella verkaufte die Luttermühle am 21. Dezember 1363 für 18 Pfund Mühlhäuser Währung an Heinrich Schreck.

Der Klostermühle gegenüber, an der rechten Ecke des Westerwaldes, ist die Quelleneinfassung des „Gläseners“ zu finden. Seit 1911 liefert diese starke Quelle das Trinkwasser für die Höhendörfer. Begleiten wir den Lauf der Lutter bis zum Stauwehr, wo das Wasser der Lutter die Turbine des obereichsfeldischen Wasserwerkes speist, so gelangen wir an einen der schönsten Wasserfälle des Eichsfeldes. Geeignete Anlagen könnten den wilden Wasserfall in ein reizendes Fleckchen Erde gestalten, gleich der Scheuche bei Heiligenstadt. In den Kalenderblättern des Heimat-Jahrbuches »Mein Eichsfeld« ist verzeichnet, dass die Klostermühle von 1927 bis 1969 im Besitz der Familie Töpfer gewesen ist.

Um den Kindern der Belegschaft des Möve-Werkes Mühlhausen erholsame Ferienwochen zu ermöglichen, wurde am 1. Oktober 1959 die Klostermühle von der Familie verpachtet und 10 Jahre später an den Mühlhäuser Betrieb verkauft.

Beim Ausbau der Mühle als Ferienheim wurde das Gebäude elektrifiziert. Bis dahin sorgte ein über das Mühlrad angetriebener Generator für Strom. Da man dabei vom Wasserstand der Lutter abhängig war, mussten sich Gäste und Bewohner öfters mit Kerzenlicht begnügen. Leider fiel der Modernisierung des Gebäudes das alte Mühlrad zum Opfer.

Seitdem wurde die Klostermühle als betriebseigenes Ferienheim genutzt. Nach der Wende 1989 wurde die Mühle an den letzten Leiter des Heimes verpachtet. Nunmehr besteht für sämtliche Besucher und Gäste die Möglichkeit, dieses gastliche Haus zu nutzen und sich bei gutbürgerlicher Küche zu erholen und zu entspannen.

Autor: unbekannt
(Quelle: Eichsfelder Heimatstimmen, Heft 11 - November 1990)