Neuere Erkenntnisse über die Burg Stein (Teil 1-3)

- Teil I -

Um neuere Erkenntnisse über unsere Burg Stein zu gewinnen, müssen wir zurück in die Zeit des thüringisches Grafen Ludwig mit dem Barte, als dieses Grafengeschlecht zu Vizedomen vom Kurfürsten von Mainz über die Thüringer und Hessen gesetzt wurde. Unter seinen Söhnen Ludwig der Springer und Beranger kam erst das östliche und nördliche Eichsfeld an Thüringen (Rommel, Geschichte der Hessen).

Obwohl diese Grafen vorerst als Verwalter und Richter von den Kurfürsten über diese Länder gesetzt wurden, suchten diese Grafengeschlechter vor allen Dingen erstmal ihren Eigenbesitz und ihre Hausmacht zu festigen und zu vermehren. In diese Zeit fiel auch die Auflösung der Germarmark um 1070. Ludwig der Springer erbaute 1067 den ersten Wartturm auf dem Wartberg bei Eisenach. Das südwestliche Eichsfeld aber, unsere Flur, gehörte in der damaligen Zeit noch zur „winkischen Mark“ (ein alter Bestandteil der Germaramark), welche den welfischen Grafen von Northeim gehörten. In dieser Zeit begann der eigentliche Burgenbau auf den Bergen und Steinen. Zuerst nannten sich diese Vorburgen „Hüser“ (Steinerne Hüser). In dieser Zeit bauten in unserer nächsten Nachbarschaft die welfischen Grafen von Northeim auch das „Hahnstedehus“ (später den Hanstein).

Als 1130 der 3. Vizedom des Springers Sohn Ludwig die Landgrafenwürde von Kaiser Lothar erhielt, fiel dann auch das südwestliche Eichsfeld mit unserer Heimatflur an die Landgrafenschaft Thüringens. Vordem hatte unsere Heimat dem Werragrafen der Gisonen angehört. Nach der Thüringer Chronik von Heinrich von Falkenstein (II. Teil) ging diese neue thüringische Landesgrenze, wie es die alte Schreibweise besagt, wie folgt: Von Wannfreden, die diesseits strebende Straßen auf einen Berg, der heißt Eichenberg, jenseits dem „neuen Hoff“ zu dem Steine und jenseits dem scharfen Stein bis an die Leine usw. (Der Südwesthang des Hülfensberges heißt heute noch „der Eichenberg“.) Dieser „neue Hoff“ zum Steine ist somit sicher um 1100 von den Werragrafen der Gisonen, welche mit den welfischen Grafen von Northeim verschwägert waren, gemeinsam erbaut worden. Hierauf gründeten ja die Braunschweiger später zur Zeit des Thüringer Erbfolgekrieges ihre Ansprüche an den Stein. Da in dieser Zeit der Auflösung der Germarmark, in der kriegerischen Zeit der Raubgrafen untereinander, dieser Hof nicht ungeschützt bleiben konnte, bauten die verschwägerten Grafen Giso der Jüngere und der Graf von Northeim sicher den ersten Wartturm, das „Nidderste Hus“ auf dem Hof zum Stein. Als 1137 dieser Landgraf Ludwig I. nach dem Aussterber des Gisonischen Grafengeschlechts den Stein erbte, erhob auch der Erzbischof und Kurfürst von Mainz als früherer Lehnsherr dieser Gisonen seine Ansprüche auf den Stein. Hier wird auch schon 1137 diese Warte „Hus zum Stein“ genannt. (Somit liegt der Anfang der Bauzeit unseres Steines schon um 1100.)

Um diese Frühburg des Steines fließen geschichtliche Tatsachen und im Volk überlieferte und bis heute noch erhaltene Legenden und Sagen ineinander. So rankt sich auch um unser „Nidderstes Hus“ die Sage der Zerstörung dieser Frühburg durch ein Fräubchen von Engeland. Sucht man die deutsche Geschichte nach, so finden wir um 1180 bis 1181 unter Kaiser Friedrich Barbarossa in seinem Zwist mit dem Herzog Heinrich des Löwen, welcher eine Tochter Heinrich II. von England zur Frau hatte, eine Möglichkeit, dieser Sage einen historischen Wert beizulegen. Über diesen Streit zwischen Barbarossa und dem Löwen finden wir in der Chronik (II. Teil) diesbezüglich Folgendes aufgeführt: „Als der Herzog Heinrich der Löwe 1180 sich von Neuem gegen den Kaiser auflehnte und der Kaiser hiervon Nachricht erhielt, befahl er dem Landgrafen Ludwig II. (auch „der Milde“ genannt), mit einer Armee in Sachsen einzubrechen und Hattißleben zu belagern und zu zerstören. Hierauf tat Herzog Heinrich der Löwe einen Einfall in Thüringen, nahm Mühlhausen und Nordhausen ein und verbrannte hin und wieder viele Dörfer. Wie Landgraf Ludwig dieses inne wurde, brachte er so viel Volk auf, als er immer konnte und vermochte und zog nebst seinem Bruder Hermanno gegen Herzog Heinrich den Löwen, der eben im Begriff war Thüringen wiederum zu verlassen. Wie aber Landgraf Ludwig ihn einholte, kam es zwischen Byden Teilen zu einem blutigen Gefechte, in welchem Landgraf Ludowicus nicht allein den Kürzeren zog, sondern auch noch dazu mit seinem Bruder Hermann gefangen wurde.“

Da nun mehrere Historiker über obiges Treffen verschiedener Meinung sind, so spricht aber die Sage von diesem Fräubchen im Friedatal dafür, dass dieses Treffen bei Struth stattgefunden habe. Anschließend hätte dann aus dem Gefolge des Herzogs eine Engländerin, welche vielleicht bei obigem Treffen ihren Mann verloren hatte, aus Rache auch die Burg Stein zerstört, wobei sie vom Vogt vom Stein erschossen worden sei. Von ihren Mannen sei sie dann unter der Burg Stein begraben worden. Nach diesen aufgeführten Hinweisen muss wohl diese im Volksmunde erhaltene Sage einen historischen Wert besitzen. Dass aber dieses Fräubchen unter dem Frauenstein begraben sein soll, habe ich mit den folgenden Beweisgründen widerlegt.

Lambert Rummel
(in: Lengenfelder Echo, April 1957)

- Teil II -

Vor Beginn des thüringischen Erbfolgekrieges hatte der Kurfürst von Mainz, Gerhard I., 1251 schnell die Burg Stein in seinen Besitz gebracht. Der Kurfürst setzte den Ritter Gottschalk von der Plesse als Wachmann auf die Burg Stein. Gottschalk von der Plesse befestigte auch den nördlichen Plesserücken durch einen Burgstall (später die „Keudelskuppe“ genannt). Der tiefer liegende Kopf nach Norden wurde ebenfalls befestigt durch das Vokenrod und Vokenmal (heute in Fackental umgedeutet). Wo sie einst standen, ist noch heute an ihren würsten Stellen festzustellen. Burg Stein, Vokenmal und der auf der Kuppe liegende Burgstall „riegelten“ im Verlauf der derzeitigen thüringisch-hessischen Grenze unser oberes Friedatal ab. Von dem Vokemal ist heute noch die Flurbezeichnung „der Schlag“ und „vorm Schlage“. Von diesem Gottschalk von Plesse erhielt der ganze Höhenzug den Namen: die Plesse. Der Kurfürst von Mainz machte nach dem kinderlos gestorbenen Landgrafen und einjährigen König Heinrich Raspe IV. (gest. 1249) als erster seinen Anspruch auf den Stein geltend. Gottschalk von der Plesse verlor aber im nachfolgenden Thüringer Erbfolgekrieg die Burg Stein wieder an den Braunschweiger Herzog, also an die Welfen. (Hier macht sich der „zweite“ Anspruch der Welfen an die Burg Stein bemerkbar.

Auch diese Fehde birgt wieder die Möglichkeit der Zerstörung des nyddersten Huses auf der Burg Stein in sich.) 1264 mussten jedoch die Braunschweiger die Burg Stein an die Markgrafen von Meißen wieder abtreten, an die Erben und Nachkommen der Gräfin Jutta von Thüringen und ihres ersten Gemahls, Theodorikus von Meißen, und ihres zweiten Gemahls, des Thüringer Grafen von Henneberg. 1326 verkauften die Edelherren von Hardenberg die Burg Stein an den Erzbischof Mathias von Mainz für 2030 Mark Göttinger Gewichts feinen Silbers (der Thüringer Anteil). Aber die Markgrafen von Meißen hielten ihre Anrechtsteile an die Burg Stein aufrecht und nannten die Burg Stein „Markgrafenstein“ und hielten auf demselben eigene Burgmannen. So finden wir in Wilhelm Füßleins „Die Thüringer Grafen-Fehde 1342-1346“ in Beiträgen zur thüringischen und sächsischen Geschichte (Festschrift für Otto Dobeneker zum 70. Geburtstage, Jena 1929, Seite 111 ff.) auf Seite 122: „Wenn Wetzel vom Stein von Landgraf Friedrich 1342 eine Burg Stein als Treuhänder erhielt (40), so war das wahrscheinlich der Stein bei Lengenfeld westlich von Mühlhausen, nachmals der Bischofstein genannt …“ [(40): 1342 September 17. Schultes, Diplom-Geschichte des gräflichen Hauses Henneberg I. 1789 S. 240 f., Nr. 26.] In Dr. Hans Beschorner, „Registrum Dominorum Marchinorum Missnensium-Verzeichnis der den Lgg. In Thüringen und Markgrafen zu Meißen jährlich in den Wettinischen landen zustehenden Einkünfte 1378.“ (Leipzig-Berlin, 1933) heißt es unter „Markgrafenstein“: „2. Promo civitas Steyn subtus castrum Steyn dirictur esse liebera (K)“ (K) In der Ausgabe C dieses Registers: „die stat Steyn under den slos Steyn ist genannt frey(!)“

Dieses soll heißen, dass die Stadt Stein, welche unter der Burg liegt, von diesen Abgaben für die Meißner befreit war. Nach der ersten käuflichen Erwerbung der Burg Stein durch den Erzbischof und Kurfürsten Mathias von Mainz fanden nach 1326 die vielen Verlehnungen der derzeitigen Feudal- und Adelsgeschlechter, besonders derer vom eichsfeldischen Adel, als Burgmänner auf der Burg Stein statt.

Nachstehend die Erwähnung der wichtigsten Burgmänner, welche für unsere engere Heimat in den folgenden Jahrhunderten unsere politische Geschichte beeinflussten: Die von Hanstein, die von Keudel, die von Ereshusen, von Bülzingsleben und von Weberstedt. Erst um 1400 bereinigte Erzbischof Johann von Mainz die letzte der wirrigen und strittigen Angelegenheiten des Steines durch Abfindung der letzten Mitinhaber, die Markgrafen von Meißen. Seit dieser Zeit führt die alte Burg Stein den Namen Bischofstein. Leider kam zwischen die vielen Verlehnungen an den Adel nochmal eine Verpfändung der halben Burg Bischofstein und einiger der zugehörigen Dörfer des Amtes, wozu auch Lengenfeld gehörte. 1554 nannten sich die von Bülzingsleben „Herren auf Bischofstein“.

Nach Angaben des Vogtes Philipp Falk auf Bischofstein (1587-1617) hatten die von Bülzingsleben nach dem Bauernaufstand auf der Burg Stein ein Haus als ihren Sitz erbaut, welches 100 Schuh lang und 35 Schuh breit war. (Letztere Angaben verdanke ich unserem Landsmann und Heimatforscher, Herrn Anton Fick.) Diese über 200 Jahre dauernde Pfandschaft war für unsere Friedatal-Vorfahren alles andere als eine „gute, alte Zeit“, deren Unbilden und Drangsalen von den Herrenschichten auf die Rücken der kleinen Leute abgeladen wurden und welche zwangsläufig zum Bauernaufstand 1525 führen musste. Durch einen glücklichen Zufall kam mir 1955 in Worbis eine Kartenkopie zu Gesicht, welche Kurfürst Daniel von Mainz zwischen 1550 und 1583 hatte anfertigen lassen. Bei Einsicht der Karte wurde mir sofort klar, dass diese Karte die Irrungen beseitigen sollte, die an den Landesgrenzen zwischen dem Kurfürstentum Mainz und den Landgrafen von Hessen einerseits und des eichsfeldischen und hessischen Adels andererseits entstanden waren. Hierbei kam es zum Austausch des Dorfes Döringsdorf an das Eichsfeld, das Dorf Frieda wurde hessisch. (Hierzu vergleiche „Echo“ Nr. 3 vom März 1957. Urkunde von 1572.)

Lambert Rummel
(in: Lengenfelder Echo, Mai 1957)

-Teil III -

„Wo einstmals auf dem Burgberge bei Lengenfeld unterm Stein die alte Feste „Hus zum Steyn“ mit „Stadt zum Stein“ gestanden hat, finden wir heute nurmehr Erdlöcher mit alten Mauerresten und Ruderas von dem Burgsöller des „Niddersten Huses“. Auch die die Stadt Stein umgebende Mauer war verschwunden und abgetragen. Aus der gefundenen Karte lässt sich nun das erste zuverlässige Bild der Burg entnehmen, wie es Augenzeugen in den Jahren zwischen 1550 bis 1600 aufgezeichnet haben. Die dargestellten Burggebäude stimmen mit den Angaben, überein, die Amtsvogt Phillip Falk um 1600 gemacht hat. Falks Angaben lauten:

Der Turm ist 62 Schuh hoch (3 Schuh = 1 m, gemeint ist hier der Ostturm.) Das Wohnhaus ist 100 Schuh lang und 35 Schuh breit, mit Ziegeln bedeckt, hat 3 Stockwerke. I. Stockwerk:
1 Wohnstuben mit 5 Fenstern, daran 1 Kammer mit l Fenster, ferner durch den Gang hin Schreibstuben mit 3 Fenstern und 1 Küchen mit 3 Fenstern, neben 1 kleinen Speisekammer, so 1 Fenster hat. Das II. Stockwerk hat 2 Stuben, deren eine die Amtsstuben mit 7 Fenstern, die andere, die Hofstuben genannt, hat 3 Fenster, 1 Saal hat 4, Fenster, item 4 Kammern, davon 2 nach dem Turmb, eine mit 1, die andere mit 2 Fenster, dann 2 an der Amtsstuben, deren auch eine mit 1 Fenster, die andere mit 2 Fenstern. Das III. Stockwerk hat 1 wüste Stuben, die Nonnenstuben genannt, neben einem kleinen wüsten Kämmerlein mit 1 Fenster, hiervor seindt 2 Bodden und ein Vorsaal. Darüber hat es einen Estrichboden mit 2 Rauchkammern; gar unter dem Dach (also 2. Boden), 1 kleiner Boden, etwan den 5. Teyl des Hauses haltend. Neben dem Waschhaus ist ein Pferdestall, so 48 Schuh lang und 30 breit, worauf 2 Kammern und 2 Böden mit Estrich übereinander. Überhalb dem Pferdestalle gegen dem Wohnhaus ist ein Schoppen, 58 Schuh lang und 15 ‚breit. Im Vorhofe ist ein Back- und Brauerhaus, so zusammen 56 Schuh lang und 71 breit; gegenüber ist ein wüster Schoppen mit einer Thorausfahrt. (Diese Angaben Falks verdanke ich unserem Landsmann und Heimatforscher Anton Fick.)

Unterhalb der Burg, am Berge, hat der Kartenzeichner ein schon halb wüstes‚ langes Gebäude ohne Dach dargestellt. Dieses wüste Gebäude war benannt Neukirchs. Dieses ist zweifellos die damals wüstliegende Georgskapelle (sie wurde neu erbaut, 1611 neu eingeweiht vom Bischof Gobelius auf seinen alten Titel St. Georg). Weiter unten am Berge in der Nähe des Teiches lag ein großes Vorwerk, wahrscheinlich da, wo noch heute der übermauerte Brunnen steht und das umliegende Gelände als „Wüstung“ anzusprechen ist. Diese Burg, das Vorwerk und die Georgskapelle sind im 30-Jährigen Kriege zerstört. Was ist nun von dieser alten Burg und Stadt außer Urkunden und Sagen „sichtbar und beweisführend“ übrig geblieben?

Diese Feststellung ist heimatgeschichtlich unbedingt nötig, da die Steine der Burg und Stadt Stein sämtlich zu Tal gebracht und zu neuen Bauten verwendet worden sind. Der Zahn der Zeit wird auch die letzten Mauerreste bald verschwinden lassen und sogar die Burggeländeformen so verändern, dass die Nachwelt nichts mehr finden kann. Auf dem Burgberg befindet sich das ca. 35 a fassende Gelände der eigentlichen Burg Stein. Die Gesamtlänge beträgt 140 Meter, die Breite der breitesten Stelle nur 40 Meter. Der Burggraben ist in diese Maße nicht einbezogen.

An der schmalen Stelle beim urkundlich erwähnten „Malzhus“ ist der Felsen nur 19 Meter breit. Das Gelände steigt von Südwesten nach Osten ca. 15 Meter. Die Burg war daher in das untere, das „Nidderste Hus“, und die höher gelegene „Oberburg“ geschieden. Auf dem weit ins Friedatal stoßenden Südwestfelsen des „Niddersten Huses“ befindet sich noch die Rudera mit Mauerresten des im Durchmesser 4 Meter starken Südwestsöllers. Der Felsen ist auf der Ostseite mit heute noch sichtbarem Mauerwerk verstärkt. Es hat auch den Anschein, als ob es einen Nebenbau des Südwestturmes getragen hätte. Mit diesem „Niddersten Hus“ bis an das Malzhaus waren 1420 die von Ereshausen belehnt und 1476 beim Ableben des letzten Ereshusen die von Hanstein.

Vom äußeren Ende des Südwestturmes sind es 45 Meter bis zum Malzhus. Von diesem Malz- oder Brauhaus, welches 8,70 Meter lang und 5,50 Meter breit war, sind die Kellergewölbe und Mauerreste noch vorhanden. Dort sind auch noch die Mauerreste eines Gebäudes zu sehen, welches 7,50 Meter breit gewesen sein muss; seine Länge ist nicht mehr festzustellen. In dem ansteigenden Zwischengelände bis zur Oberburg finden sich auf 65 Meter Länge keine Mauerreste mehr, aber das Erdreich ist durchsetzt mit Dachziegelbrocken. Man findet halbe Ziegeln, an denen man noch die alte Deckweise „Mönch und Nonne“ feststellen kann. Erst an der breitesten Stelle des Geländes stoßen wir auf die Mauerreste des Haupt- oder Amtsgebäudes, welches nicht längslaufend des Berges, sondern querlaufend gebaut war.

Dreißig Meter davon entfernt finden wir auf der höchsten Stelle der Oberburg die Rudera des Ostturmes. Der Eckfels dieses Turmes ragt 10 m aus dem sehr breiten Halsgraben am Ostende der oberen Burg empor. Dieser Turm, so wie er gestanden hat, ermöglichte die Übersicht
über sämtliche Eingänge zur Unter- und Oberburg. Man kann sie als eine sehr fest und gut angelegte Burg bezeichnen. Alle hier angegebenen Maße sowie die noch vorhandenen Mauerreste sind 1950 von Josef Richwien und mir festgestellt und in einem Grundriss 1:150 in unsere Ortschronik aufgenommen worden, damit diese Angaben so wenigstens unserer Heimatgeschichte erhalten bleiben.

„Stadt Stein“. Von der genannten breitesten Stelle des Halsgrabens am Ostturm lief ein Graben, von einer Mauer begleitet, südlich bergabwärts, dann scharf westlich abbiegend wieder nördlich aufwärts führend, bis unter den Felsen des Südwestturmes. Dieser Graben und diese Mauer, von der 1950 noch Reste zu sehen waren, schlossen die Stadt Stein ein. Es ist das Gelände, in welchem sich heute der Friedhof von Bischofstein befindet. Es steigt nordwestlich terrassenförmig an bis unter die Burgfelsen. Das Erdreich ist ebenfalls mit vielen alten Ziegelbrocken durchsetzt. In jüngster Zeit wurden noch eine Herdstelle und daneben Mauerwerk festgestellt. Kurze Zeit danach fand der Schlossgärtner Ewald Riese viele Topfscherben, welche noch aus der alten Stadt zum Stein stammten. Dieselben wurden von unserem Kulturleiter König in dankenswerter Weise in mühsamer Arbeit als eine Grape, ein Becher mit rundem Fuß und eine Vase aus Keramik zusammengefügt.

Lambert Rummel
(in: Lengenfelder Echo, Juni 1957)