Lengenfeld unterm Stein am Ende des II. Weltkrieges (finale Version, 1995)

Das Bild von den Zuständen in Lengenfeld unterm Stein während der letzten Tage des II. Weltkrieges und kurz danach wird im Wesentlichen kaum anders ausgesehen haben als sonst irgendwo auf dem Eichsfelde. Auf allen Gebieten der Wirtschaft war das Letzte für eine aussichtslos gewordene Kriegsführung herausgepresst worden. Die Landwirtschaft, die Industrie, der Handel, der Verkehr, das Handwerk, die Verwaltung und die menschliche Arbeitskraft hatten die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit nicht nur erreicht, sondern längst überschritten. Die Felder warteten auf ihre Bestellung. Für die Zugmaschinen fehlte der Treibstoff; künstlicher Dünger kam nicht heran. Amerikanische Flieger störten empfindlich den Verkehr. Die dringendst benötigten Waren blieben aus. Immer mehr Fäden der Wirtschaft zerrissen. Es herrschte empfindlicher Mangel an allen lebenswichtigen Gütern, nur nicht an Geld.

Die Gemeindewirtschaft mit 30 Bauernhöfen, 40 Geschäften, 6 Gaststätten, 3 Zigarrenfabriken, 1 Sägewerk, 30 Handwerksbetrieben, insgesamt 420 Haushaltungen mit 1.750 Einwohnern und 249 Evakuierten = 1.999 Gesamteinwohnern trieb einer katastrophalen Isolierung zu.

Für alle Zukunft werden sich die Einwohner der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein an die Ereignisse der Letzten Wochen und Tage des II. Weltkrieges erinnern. Am 16. März 1945, dem Zeitpunkt, an dem die Art. Ausb. u. Ers. Abt. (mot) 271 auf dem Bahnhof in Lengenfeld unterm Stein ausgeladen wurde, war der Donner der Geschütze an der Westfront bereits deutlich zu hören. Amerikanische Bombengeschwader überflogen im Geleitschutz ihrer „Jabos“ in täglichem Einsatz unsere Heimat in Richtung Osten. („Jabos“= im 2. Weltkrieg gebräuchliche Abkürzung für „Jagdbomber“)

Um einem Großteil der Schüler die Heimreise noch zu ermöglichen, wurde mit der Zeugnisausgabe am 23. März 1945 die Heimschule „Schloss Bischofstein“ geschlossen. Ebenfalls am selben Tage fand die Schließung der Lengenfelder Volksschule statt.

Am 27. März 1945 trafen 400 kriegsgefangene englische Offiziere aus dem Kriegsgefangenenlager Spangenberg unter deutscher Bewachung im Lengenfeld unterm Stein ein, um hier Rast zu machen. Da sie mit den Amerikanern laufend in Funkverbindung standen, waren sie über den Verlauf der Kriegshandlungen bestens unterrichtet. So gab auch die deutsche Bewachung wohlweislich den Plan auf, mit den Gefangenen weiter nach Osten zu marschieren. Die Gemeindeschänke und Schloss Bischofstein, wo sie untergebracht waren, und auch den Sportplatz bemalten die Gefangenen in großen Kalkbuchstaben mit „POW“ (englisch für „prisoner of war“ = Kriegsgefangener), um ihren Standort als Gefangene den amerikanischen Fliegern kenntlich zu machen.

Am 2. April 1945 hatten die amerikanischen Kampftruppen die Linie Eisenach – Eschwege überschritten und waren im beständigen Vormarsch nach Osten. Versprengte deutsche Truppen flüchteten durch Lengenfeld in Richtung Effelder. Ebenso rückte vom 2. zum 3. April die Art. Ausb. u. Ers. Abt. (mot) 271 in dieser Richtung durch das Effelder Tal ab.

Die von deutschen Truppen vorbereitete Sprengung der großen (Lengenfelder) Eisenbahnbrücke wurde durch ein beherztes Eingreifen des Bürgermeisters Franz Müller mit einer tatkräftigen Unterstützung eines Hauptmanns der Bewachungsmannschaft zum großen Glück für unser Dorf verhindert. In einer waghalsigen Aktion fuhr der Bauer Peter Wehenkel aus dem Unterland die für die Sprengung der Brücke vorgesehene Munition mit zwei Pferdefuhrwerken zu den in der Entenmühle noch stationierten deutschen Truppen.

Am 2. April 1945 fuhr um 12:15 Uhr der letzte Zug mit 34 Personenwagen und zwei Lokomotiven, der bis zu diesem Zeitpunkt im „Frieda-Tunnel“ (Schwebdaer Tunnel = 1.040 m) gestanden hatte, durch unseren Bahnhof in Richtung Leinefelde. Die Fahrt ging nur langsam vorwärts, da die amerikanischen Jagdbomber über unserer Heimat kreisten.

An diesem Tage ließ der Leiter unseres St.-Elisabeth-Krankenhauses, Dr. med. Frank Holldack, auf dem Dach des Hauptgebäudes eine große Rotkreuzfahne errichten. Mittlerweile war unser Krankenhaus zu einem Hilfslazarett für verwundete deutsche Soldaten und kranke gefangene englische Offiziere eingerichtet worden.

Am 4. April 1945, gegen 12:30 Uhr, begaben sich drei von den kriegsgefangenen englischen Offizieren mit einer weißen Flagge zur Plesse, südwestlich des nahen Hildebrandshausen, wo ein Gefecht der Amerikaner mit deutschen Nachhutstreifen im Gange war. Bei diesen Nachhutgefechten der ständig zurückweichenden deutschen Truppen im Raume der Plesse und nordwestlich von Katharinenberg sind kurz vor der Einnahme von Hildebrandshausen durch die Amerikaner auf dem Mühlhof oberhalb Hildebrandshausens am 4. April 1945 drei deutsche Soldaten gefallen:

  • Walther Müller, Unteroffizier, geboren am 20.09.1919 in Chemnitz
  • Leonhard Straub, Stabsgefreiter, geboren am 04.04.1914 in Frankfurt am Main
  • Wilhelm Meffert, Obergefreiter, geboren am 14.03.1919 in Braunfels, Kreis Fritzlar

Diese drei Soldaten wurden am 8. April 1945 in Hildebrandshausen beerdigt.

An diesem denkwürdigen Mittwoch kamen um 16:40 Uhr diese drei englischen Offiziere mit den ersten Amerikanern von Hildebrandshausen über die „Heide“ die Lengenfelder Bahnhofstraße herab, gefolgt von motorisierter Infanterie. Mit dem Glockenschlag 16:45 Uhr übergab Bürgermeister Franz Müller unser Dorf den Siegern. Die Freude, der bis dahin gefangenen englischen Offiziere war unbeschreiblich. Sie vertauschten ihre Rollen als Gefangene mit der ehemals deutschen Bewachung. Alles vollzog sich fast friedensmäßig.

Nur rings um Lengenfeld in den Wäldern ging der Krieg weiter. So sind bei einem Nachhutgefecht der zurückweichenden deutschen Truppen am Schlossberg am 7. April 1945 vier deutsche Soldaten gefallen:

  • Georg Rauch, geboren am 17.04.1899 in Kattenturm (Ortsteil in Bremen)
  • Berthold Werneburg, geboren am 13.07.1904 in Kammerforst
  • Günther Rienhardt, geboren am 11.03.1918 in Heidenheim
  • Rudolf Kaufmann, geboren am 17.03.1927 in Rudolstadt

Diese vier gefallenen Soldaten fanden ihre letzte Ruhestätte in einem gemeinsamen Soldatengrab auf unserem Friedhof. Nachdem dieses Soldatengrab genauestens vermessen worden war, wurde es als besonderes Ehrenmal im Jahre 1994 wieder aufgebaut und am 01.11.1994 (Allerheiligen) durch unseren Pfarrer Lothar Förster eingeweiht.

Am 7. April 1945 verdichtete sich der Krieg bei und in Struth zu einer größeren Kampfhandlung. Geschütze der im Raum Lengenfeld in Stellung gegangenen amerikanischen Artillerie-Abteilung feuerten in Richtung Struth. Die Rauchsäulen des brennenden Nachbardorfes, die glühend wie aus einem Vulkan über dem Kälberberg empor zum Frühlingshimmel quollen, waren das Ergebnis eines sinnlosen Widerstandes der deutschen Truppen.

Am 8. April 1945 wurden drei deutsche Soldaten nach einer Verfolgungsjagd am Lengenfelder Schlossberg gefangen genommen, auf einem Jeep nach Hildebrandshausen transportiert und dort auf dem Grundstück der Ludwina Diete von den Amerikanern erschossen. Der Grund dieser Erschießung ist nicht bekannt:   

  • Leopold Vollmer, geboren am 20.12.1908 in Fretterode, beerdigt am 11.04.1945 auf dem Friedhof in Hildebrandshausen, wurde am 12.04.1948 exhumiert und in Thalwenden wieder beigesetzt.
  • Ludwig Kremer, geboren am 21.06.1906 in Dautphe (Landkreis Marburg-Biedenkopf), beerdigt am 11.04.1945 auf dem Friehof in Hildebrandshausen.
  • Waldemar Schildknecht, geboren 04.12.1907 in Kassel, wurde am 11.04.1945 auf dem Friedhof in Hildebrandshausen beerdigt.

Diese, drei gefallenen Soldaten gehörten zur „Schw. Heeresflak Ers. u. Ausb. Abt. 279“ in Gotha.

Am 13. April 1945 verließen die letzten Kampftruppen unser Dorf.

Ein kleines Besatzungskontingent, das ihre Kommandantur mit einem Major an der Spitze auf Schloss Bischofstein eingerichtet hatte, blieb zurück.

Auf Befehl des amerikanischen Kommandanten wurden am 26. April 1945 sofort alle Einwohner über sechzehn Jahren registriert und erhielten als vorläufigen Ausweis je eine „Zeitweilige Registrierungskarte“ („Temporary Registration“) mit Fingerabdruck.

Zu diesem Zeitpunkt stand alles wirtschaftliche Leben in unserer Gemeinde still. Die Ausgehzeit wurde von 6:00 Uhr bis 20:00 Uhr stark eingeschränkt. Niemand durfte sein Feld betreten oder ins Nachbardorf gehen. Die Eisenbahn führ gar nicht, da die Eisenbahnbrücken bei Frieda und Küllstedt gesprengt worden waren. Es kam nichts ins Dorf hinein, aber auch nicht hinaus, keine Lebensmittel und auch keine anderen Waren. Jeder Haushalt wurde „autark“. Jetzt zeigte sich ganz besonders die Nachbarschaftshilfe und die wahre Nächstenliebe.

Zwei Tage nach Beendigung des Krieges, am 10. Mai 1945 (Christi Himmelfahrt), traf eine amerikanische Panzereinheit als Besatzungstruppe in unserem Heimatdorf ein. Für diese Einheit mussten neun Häuser der oberen Bahnhofstraße von der Bevölkerung geräumt werden. Dies waren:

  • Haus Wehenkel (Nr. 34)
  • Haus Fischer (Nr. 35)
  • Haus Hartmann (Nr. 36)
  • Haus Stude (Nr. 37)
  • Haus Weidemann (Nr. 38)
  • Haus Schwehr (Nr. 40)
  • Hotel zum Bahnhof (Nr. 42)
  • Haus Fischer (Nr. 46)
  • Haus-Lorenz (Nr. 47, heute Hagemann)
  • und der Lengenfelder Bahnhof

Die Kommandantur befand sich im Haus 47 – Besitzer im Jahre 1995 ist Stefan Hagemann. Auf Befehl der „Military Government of Germany“ wurde der Bahnhof als ein wichtiges Wirtschaftsgebäude am 30. Mai 1945 geräumt und von dem Bahnhofsvorsteher August Günther wieder besetzt. Mit dem Eintreffen der Besatzungstruppen wurden die Ausgangsbeschränkungen für die Bevölkerung etwas gelockert und von 6:00 Uhr bis 21:00 Uhr festgesetzt. Der Bauer durfte wieder aufs Feld gehen und der Geschäftsmann konnte das Nachbardorf besuchen. Jeder ging nicht ohne Hoffnung an den Aufbau seiner Wirtschaft. Für die Felder war es zur Bearbeitung die allerhöchste Zeit.

Infolge der Kriegsereignisse in unserer Gemeinde konnte die erste heilige Kommunion nach zweimaliger Verlegung vom 2. Ostertag (02.04.1945) auf den Weißen Sonntag (08.04.1945) erst am Pfingstmontag (21.05.1945) gefeiert werden. An diesem Tage wurden 53 Kommunionkinder (30 Jungen und 23 Mädchen) von unserem Pfarrer Johannes Krebs an ihrem großen Ehrentag in feierlicher Prozession von der Pfarrei aus in die Kirche geleitet. Unter diesen 53 Kommunionkindern waren auch 23 Kinder aus dem Rheinland, aus Westfalen, aus dem Saargebiet und aus Berlin, die mit ihren Familien wegen der Bombenangriffe nach Lengenfeld unterm Stein umgesiedelt waren. Als an diesem Tage in unserer überfüllten Marienkirche für unsere gefallenen, vermissten und gefangenen Soldaten besonders gebetet wurde, blieb kein Auge trocken. Denn wenn auch Lengenfeld unterm Stein im Ersten Weltkrieg mit 68 gefallenen Soldaten schon große Opfer bringen musste, so waren demgegenüber die Verluste mit 127 gefallenen und vermissten Soldaten im Zweiten Weltkrieg weit größer. Alle diese Mütter, Kinder, Ehefrauen und Bräute haben vergeblich gehofft: „Kum dach werr häim!“ Ihnen allen war nur das Gebet geblieben:

„In Dein Erbarmen hülle
Mein schwaches Herz
Und mach es gänzlich stille
In meinem großen Schmerz.“

Unser Pfarrer Johannes Krebs rief am Pfingstsonntag, dem 20. Mai 1945, alle Lengenfelder Christen in seiner Predigt zur „Weihe an das unbefleckt empfangene Herz Mariä“ auf. Das Gelöbnis mit der feierlichen Weihe wurde zum ersten Male am Fronleichnamsfest, dem 31.05.1945, in unserer Pfarrgemeinde abgehalten.

Der Inhalt dieses Gelöbnisses war:

„Wir geloben zehn Jahre hindurch einen der letzten Sonntage im Mai in besonderer Weise dem unbefleckten Herzen Mariä zu weihen:

  • durch einen freiwilligen Fast- und Abstinenztag,
  • durch eine opferbereite Kollekte für den Wiederaufbau zerstörter Gotteshäuser,
  • durch eine Generalkommunion,
  • durch drei Betstunden am Nachmittag mit den drei Rosenkränzen und der Erneuerung der Weihe“

Dieser Gelöbnistag wurde über fünfzehn Jahre hindurch bis zum Jahre 1959 gehalten. Die Feier des letzten Gelöbnistages fand in unserer Gemeinde am 31. Mai 1959 statt.

Am 10. Juni 1945 begann nach der heiligen Messe, die um 5:00 Uhr von unserem Pfarrer Johannes Krebs in unserer Kirche gehalten wurde, um 5:40 Uhr die große Bonifatius-Wallfahrt zum Hülfensberg.

1.050 Lengenfelder Pilger waren zu dieser Wallfahrt angetreten, um ihre Sorgen, Bitten und Nöte, aber auch ihren Dank nach diesem Krieg zum Hülfenskreuz auf dem Hülfensberg zu tragen. Nach Ankunft der Prozession auf dem Berg des Heils wurde um 8:00 Uhr wie eh und je ein besonderes Hochamt für unsere Gemeinde in der Bonifatiuskapelle von unserem Pater Florentin gehalten und die große Wallfahrtskerze, die unser Gemeindediener Karl Braune zum Hülfensberg getragen hatte, für die gesamte Gemeinde am Hülfenskreuz geopfert.

Durch den Vertrag von Jalta wurde mit Beendigung des Krieges Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Infolgedessen bildete die eichsfeldisch-hessische Grenze gleichzeitig die Zonengrenze zwischen den amerikanischen und sowjetischen Besatzungstruppen. So rückten am Sonntag, dem 1. Juli 1945, gegen 12:30 Uhr, die amerikanischen Besatzungstruppen in Lengenfeld unterm Stein in Richtung Eschwege ab. Angst, Sorge und die Ungewissheit vor dem nun Kommenden hatten die Einwohner unseres Dorfes ergriffen. Viele Evakuierte, 1944 vor den Bombenangriffen aus Westfalen und dem Rheingebiet nach Lengenfeld unterm Stein umgesiedelt, flüchteten auf Leiterwagen, Fahrrädern und mit Hand- und Kinderwagen über Großtöpfer in Richtung Westen. Der Besitzer des Klosters Zella, von Fries, setzte sich mit Lastwagen, die die Amerikaner zur Verfügung gestellt hatten, und mit eigenen Pferdefuhrwerken in die amerikanische Besatzungszone ab.

Am Donnerstag, dem 5. Juli 1945, gegen 7:30 Uhr, durchzogen sowjetische, mit Pferden bespannte Truppen, die von Hildebrandshausen kamen, unser Dorf und besetzten die Straßenkreuzungen und die Zonengrenze.

Bereits am 6. Juli musste das Doppelhaus der Familien Auguste Schröder und Ludwig Krebs im Schloßweg für die sowjetische Kommandantur einschließlich der Besatzungstruppen geräumt werden.

Am 7. Juli ging der Gemeindediener Karl Braune mit der Ortsklingel durch das Dorf und gab den ersten Befehl des sowjetischen Kommandanten bekannt:

„Der Kommandant des Dorfes Lengenfeld unterm Stein gibt bekannt:

1. Sämtliche Straßen des Ortes sind sofort zu fegen!

2. Heute Abend ist um 20:00 Uhr in der Gemeindeschenke Tanz. Alle Mädchen haben zu erscheinen!“

Von den Lengenfelder Mädchen waren „drei“ erschienen. Aber Schnaps wurde reichlich verzehrt.

Bei einer Razzia am Montag, dem 13. August 1945 wurden 96 Männer unter 50 Jahren von den russischen Truppen, die Lengenfeld umstellt hatten, aus den Häusern geholt, auf dem Steinwachs-Hof und auf der Meierei eingesperrt und gegen 12:15 Uhr über Hildebrandshausen, an Katharinenberg vorbei durch Eigenrieden nach Mühlhausen zu Fuß getrieben und als Gefangene in der Aula einer Schule unter Arrest gestellt. Nach drei Tagen mit vielen Vernehmungen wurden 1.500 Inhaftierte, nach einer Entlassung der Kranken in Weimar, mit Lastkraftwagen bis nach Pirna transportiert. Erst am 27. August 1945 kehrten die letzten Inhaftierten mit geschorener Glatze und einem Gefangenenentlassungs- und Passierschein wieder nach Lengenfeld unterm Stein zurück.

Mit dieser Razzia begann der Leidensweg der Bevölkerung eines „Dorfes an der Grenze“, der 44 Jahre dauern sollte und erst am 9. November 1989 mit der Öffnung der Grenzen der DDR sein Ende fand.

Insgesamt flüchteten 585 Personen nach Westdeutschland. Zwangsweise ausgesiedelt wurden am 6. Juni 1952 bei der Aktion „Ungeziefer“ 36 Familien mit 139 Personen, am 3. Oktober 1961 bei der Aktion „Kornblume“ 6 Familien mit 18 Personen und am 30. September 1981 die Familie Gisela Fischer.


Walther Fuchs (1918 – 1995), Ortschronist
Lengenfeld unterm Stein, im März 1995