Lengenfeld unterm Stein (Gedicht)
Die schönsten Jahre meines Lebens
war ich in Lengenfeld unterm Stein.
Ich weiß, sie waren nicht vergebens,
dort durft‘ ich lange glücklich sein.
Viel liebe Menschen lernt ich kennen
und all die Berge rings umher.
Ich kann sie Dir beim Namen nennen,
vielleicht seh ich sie niemals mehr.
Wo einst die Burg zum Steine stand
ich manches schöne Blümlein fand.
Den Türkenbund, die Akelei,
das rote Waldvöglein war auch dabei.
Beim Försterhaus Anemonen standen
und weiter hinten wir Pilze fanden.
Im Effeldertal gab es Ziegenbart.
und auch einen Pilz ganz eigner Art.
Vom Blankental ging es zum Köhlersborn,
ein kleines Gerinnsel im Walde, ganz vorn.
Wie wohl dieser Name einst entstand
ob hier ein Köhler seinen Meiler gebrannt?
Und weiter ging es den Berg hinan,
die Himbeeren hatten‘s uns angetan.
Dann ging es nach Kloster Zella hin
hier waren einst fromme Frauen drin.
Die Kirche steht noch mit der Sonnenuhr
und so manches Wunder schuf die Natur.
Zwei Bäume eng umschlungen am Wege steh‘n
man kann nicht achtlos vorübergeh’n.
Wie die Sage erzählt, hat in alter Zeit
ein Ritter sein Lieb aus dem Kloster befreit.
Und als die Verfolger kamen angerannt,
da werden sie in diese Räume verbannt.
Die Klosterschranne sieht man schon von weitem,
hier musste das Fräubchen von England herunterreiten.
Im Buchborn in den kalten Quellen,
da gab es schöne bunte Forellen.
Der Keudelstein war einst ein schönes Gut,
es liegt an der Grenze und das ist nicht gut.
Nicht weit davon liegt des Eichsfelder Zier,
Bonifatius fällte die Donnereiche hier.
Hülfensberg wird er genannt,
weil mancher Leidtragender Erhörung hier fand,
Und kommt die Wallfahrtzeit herbei,
dann bin ich im Geiste immer dabei.
Dann hör ich vom Berg das Glöcklein klingen
und die schönen alten Lieder singen.
Bin ich fern, es kann ja nicht sein,
mein Herz gehört Dir, Du Lengenfeld unterm Stein.
Auguste Riese