Lengenfeld und Bischofstein heute (1977)
Lengenfeld hat zurzeit etwa 2000 Einwohner, von denen 80 % katholisch sind. Eine standesamtliche Trauung wird meistens in Bischofstein vollzogen. Die Dorfstraße ist jetzt eine feste Teerstraße. Das Innenministerium baut unterhalb von Morgenthal, also in der Nähe vom Schuster Fuchs, drei Blöcke (Bungalows) für die Grenzpolizei.
Hinter der Hagemühle beginnt das Sperrgebiet. Auch Kloster Zella ist jetzt dem Sperrgebiet zugeschlagen worden.
Das Försterhaus soll angeblich leer sein. Der letzte Förster war ein Herr Auerbach.
Die Bäckerei Rummel wird vom Neffen des alten Rummel geführt. Außerdem gibt es noch zwei Bäckereien in Lengenfeld. Sie sind alle privat. Ein 4 Pfund Brot kostet 1,24 DM Ost. Im Gegensatz zu den privaten Bäckern gibt es Fleisch nur über den Konsum. Jede Woche trifft eine Lieferung von Fleisch aus Mühlhausen ein. Der Durchschnittspreis für ein Pfund liegt bei ca. 5 DM Ost. Butter gibt es in zwei Sorten: einmal 2 DM Ost und 2,50 DM Ost.
Im Krankenhaus wirkt Frau Dr. Holldack und ein Dr. Schulz aus Heiligenstadt. Es gibt dort keine Sprechstunden. Dahingegen existiert noch ein Dr. Hans Vocke, der staatlich angestellt ist und auch Sprechstunden abhält. In der ehemaligen Praxis des verstorbenen Zahnarztes Hagemann wirkt als Zahnärztin Frau Vocke. Nach wie vor gibt es noch das Lokal Peter Hahn, in dem man für 0,80 DM Ost Würstchen und für DM 1,20 Ost ein Kotelett essen kann. –
Sally Hahn ist, wie Ihr wahrscheinlich alle wisst, schon seit Längerem verstorben. Ihr Sohn ist Maurer in einer Brigade, die wohl in Mühlhausen arbeitet. Sein Lohn dürfte sich auf 800 – 1000 DM Ost belaufen.
Anton Hartmann arbeitet neben seinem alten Beruf noch für die Soziale Versicherungskasse.
Es gibt in Lengenfeld eine Taxe.
Dass die alte Eiche auf dem Stein noch steht, aber ausgebrannt ist, dürfte wohl allen bekannt sein.
Hildebrandshausen zu besuchen, ist verboten.
Und nun zu Bischofstein.
Der derzeitige Heimleiter ist ein Herr Erbrecht. Angeblich ist Bischofstein seit einem 3/4 Jahr verstaatlicht, da der Erbe Walter Marseille verstorben ist. (Soweit bekannt, hat er aber doch zwei Söhne?). Bischofstein ist nach wie vor ein FDGB-Heim und wird meistens von Besuchern aus Leipzig und Dresden frequentiert. Dachrinnen und Dächer sind ausgebessert. In der ehemaligen Turnhalle wurde eine Bar mit Eisdiele eingerichtet.
Das ist fast alles, was ich berichten kann. Die Lengenfelder sagen: „Die schöne Landschaft ist uns geblieben.“
(Quelle: „Bischofsteiner Rundschreiben“, Weihnachten 1977, S. 10)