Kurze Geschichte der Familie Simon in Lengenfeld

Der Familien- oder Sippenname Sim on ist hervorgegangen aus dem Vornamen Symunt-Sigismund. Sigismund bedeutet: Kühner Sieger. Als Familienname findet er sich schon 1230 in einer Öhringer Urkunde (Württembergisches Urkundenbuch III 267).

Kaiser Karl V verlieh 1545 auf dem Reichstage zu Worms einem Vorfahren der Familie Simon ein Wappen: Im blauen Schild ein sitzender, silberner Falke auf einem grünen Dreiberg. Der Schild wird gekrönt von einem bürgerlichen Turnierhelm mit schwarzem Adlerflug und aufrechtstehendem grünen Obelisk. Es steht nur der an Rhein und Mosel ansässigen Sippe der Simon zu. Zu dieser Sippe gehören wir, die Simon in Uder, Lengenfeld und Struth, denn 1666 ist in Uder, Eichsfeld, ein Simon aus den Kölner Gebieten getraut worden. Die Urkunde in Uder lautet wörtlich:

Anno 1666
primo Novembris copulati sunt
Michael Simon, coloniensis regionis et
Anna Gräbenstein, Udr. (soll heißen Udrana)
 

Hier tritt also der Name Simon zum ersten Mal in Uder auf. Dort und in der Umgebung ist er jetzt ziemlich verbreitet.

Am 4. Februar 1765 sind in Lengenfeld unterm Stein getraut:

  • Simon, Johannes, faber ex Udra, (Schmied aus Uder) und Witzel, Anna-Maria.

Dieser Johannes Simon ist unser Vorfahr. Es folgen dann in Lengenfeld:

  • Simon, Thomas Johann, geb. 9.2. 1776,
  • Simon, Johannes, geb. 26.4.1801 (dessen Kinder: Thomas, geb. 1821, Anna Margarete 1826, Anton 1829, Anna-Maria 1833, Adam 1835, Josef 1843 (zwei Kinder sind gestorben).

Der erste Simon in Lengenfeld war Klosterschmied in Kloster Zella, wo seine Schwester Nonne war. Die Schmiede stand draußen links vor dem Klostertor, wie mir mein Vater oft berichtete. Sie wurde später abgebrochen und nach innen verlegt.

Vermutlich haben die Simon immer in Lengenfeld gewohnt. Vater bezeichnete eine Schmiede in Döringsdorf unter dem Hilfensberg als die erste selbständige seiner Vorfahren. Sie stand im Garten des jetzigen Bauern M. Wenzel, neben einem großen Birnbaum. Diese Schmiede wurde vermutlich 1809 übernommen, als das Kloster säkularisiert wurde. Jedenfalls haben die Simons immer für das Kloster gearbeitet.

Der erste Simon in Lengenfeld erblindete im Alter. Er muss aber noch rüstig gewesen sein, denn er tastete die Arbeiten seines Sohnes Thomas mit den Händen ab und prüfte sie so nach. (Bericht von Josef in Lengenfeld).

Das Stammhaus, abgebrochen beim Bau der Hochbrücke, stand unter der jetzigen Hochbrücke hinter der noch vorhandenen Pumpe auf der Nordseite der Straße.

Mein Großvater, Johannes Simon, geb. 1801, hatte um 1850 (?) auch die Gemeindeschenke mit Schlachterei. Letztere betrieb der Sohn Thomas, während Anton und Adam in der Schmiede arbeiteten. Thomas blieb unverheiratet. Er hinkte infolge eines Knöchelbruches aus der Kindheit. Der nächstältere Bruder meines Vaters, Adam, war in jungen Jahren ein Witzbold und zu mancherlei lustigen Streichen aufgelegt. In seinem Beruf war er tüchtig und baute später eigene Erfindungen aus wie Rübenschneider, Kartoffelquetsche, Grude u.a.m. Er starb mit 83 Jahren 1918. Zwölf Söhne und eine Tochter überlebten ihn.

Zwei seiner Söhne, Josef und Adolf, üben noch heute als Meister das Schmiedehandwerk aus in Lengenfeld.

Der Statur nach waren die Simons mittelgroß, eher untersetzt, blond und helläugig. Erst durch die Heirat mit unserer Großmutter, Katharine geb. Höppner, herrschte der dunkle Typ vor. Sie war groß und dunkel. Vier ihrer Brüder sollen bei der Garde gedient haben.

Vater berichtet: In jungen Ehejahren musste seine Mutter tagsüber in der Schmiede mithelfen, abends stand sie am Waschzuber, einen Fuß auf der Kinderwiege. Als Vater etwa 5 Jahre alt war, besuchte er an der Hand seines Bruders Adam das von den Struthern 1848 verwüstete Kloster Zella.

Der Bedarf an Schmiedkohlen wurde durch eigenes Köhlern auf dem Kälberberg gewonnen. Für meinen Vater war das immer eine große Freude. Einer seiner Brüder war bei dieser Gelegenheit einmal in einen Meiler gefallen und erheblich verbrannt worden. Während im Dorf allgemein noch ärmliche Verhältnisse waren, herrschte in seinem Elternhaus eine gewisse dörfliche Wohlhabenheit – Gemeindeschenke, Schmiede, Landwirtschaft.

Dieser Umstand machte des Öfteren Fuhren nach Mühlhausen notwendig. Der Weg führte damals durch den sehr schwierigen Buchborn. Bis fast nach Eigenrieden mussten zwei Kühe Vorspann leisten. Seine Mutter war wintertags mit ihrer Mutter 1812 in Mühlhausen gewesen. Beim Rückweg setzte Schneetreiben ein. Sie verfehlten den Weg und irrten, oft bis an die Hüften im Schnee versinkend, vor dem Walde herum, bis sie spät in der Nacht Aufnahme fanden in der Schäferei auf dem Annaberg.

Später wurde der Buchbornsweg mit Bäumen bepflanzt, um den Weg zu markieren. Dass dieser Weg viel benutzt wurde, beweisen die vielen Funde, die beim Bau der Wasserleitung gemacht wurden: zahllose Hufeisen, meist klein, Schrauben und eiserne Spitzen von Wanderstöcken.

Werner Simon
(Quelle: Privatarchiv der Familie Simon in Lengenfeld, undatierter Schreibmaschinentext)