In memoriam Pater Capistran Bavendiek (1903 – 2001)

Die längste Zeit seines Lebens auf dem Hülfensberg

Wir Älteren kennen ihn alle noch recht gut. Mit einer Unterbrechung war er seit 1940 fast 40 Jahre auf dem Hülfensberg. Die Rede ist hier von Pater Capistran, der am 2.Juli im Alter von 98 Jahren verstorben ist. Ein wirklich gesegnetes Alter. Uns, die wir ihn kannten, klingt sein oldenburgischer Dialekt seiner Predigten noch im Ohr.

Pater Eusebius vom Hülfensberg hat ihm unter dem Titel: „Als Diener des Berges hinterließ er seine Spuren“ einen würdigen Nachruf gewidmet.

Da dieser das ganze Leben von Pater Capistran streift, möchte ich ihn nachstehend den Lesern des „Lengenfelder Echo“ übermitteln.

HERR, GIB IHM DIE EWIGE RUHE!

Willi Tasch
(Quelle: Lengenfelder Echo, August-Ausgabe 2001, S. 6)


Als Diener des Herrn hinterließ er seine Spuren
Pater Capistran Bavendiek ist tot. Er starb im Alter von 98 Jahren, im 76. Jahre seines Ordenslebens und zwei Monate vor dem 70. Jahrestag seiner Priesterweihe am 2. Juli in Warendorf.
Geboren am 18. Februar 1903 in Mühlen/Oldenburg als Josef Bavendiek, trat er nach dem Abitur im April 1925 in Warendorf bei den Franziskanern ein. Nach Studienjahren in Dorsten und Paderborn wurde er am 10. August 1931 zum Priester geweiht.
In den ersten Jahren nach seiner Weihe arbeitete er als Missionsprokurator in Dorsten, Paderborn und Halle.
1940 kam er erstmals auf den Hülfensberg, wurde erster Pfarrer der Pfarrvikarie Hülfensberg-Döringsdorf.
Nach drei Jahren musste er das Eichsfeld wieder verlassen, wurde Seelsorger in Hiddingsel und Warendorf.
1949 sollte er nach Kiel versetzt werden. Stattdessen wurde für die nächsten 30 Jahre der Hülfensberg seine Heimat. Dort hat er sich als Seelsorger im Umkreis des Hülfensberges und im ganzen Eichsfeld einen Namen gemacht und Spuren hinterlassen.
1951 veröffentlichte er die Kleinschrift „Der Hülfensberg – die altehrwürdige Wallfahrtsstätte“ und 1960 zum 100-jährigen Bestehen des Franziskanerklosters „Wallfahrer pilgern zum Hülfensberg“.
Der Marienbildstock am Bonifatiusblick, die Schiefereindeckung der Wallfahrtskirche, die Marienfigur in der Kirche und die hintere Orgel gehen auf seine Initiative zurück.
Seinem Verhandlungsgeschick war es mit zu verdanken, dass Wallfahrten zur Zeit von „Sperrzone“ und „Schutzstreifen“ – wenn auch nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen – durchgeführt werden konnten.
Mit Leib und Seele war Pater Capistran Pfarrseelsorger. Als Bischof Aufderbeck 1968 von den Behörden keine Zuzugsgenehmigung für einen Pfarrer nach Faulungen bekam, übernahm Capistran von 1968 bis 1972 die Pfarrseelsorge. Er schaffte sich ein Moped an, fuhr damit zur neuen Arbeitsstelle. Dafür legte er mit Männern aus Bebendorf und Döringsdorf einen schmalen Fahrweg am Berghang an, aus dem später ein Fahrweg für Autos und jetzt die geteerte Straße wurde.
Pater Capistran hat viele Grundlagen geschaffen, auf denen andere nach ihm weiterbauen konnten.
In Anerkennung seiner großen Verdienste um den Hülfensberg verlieh ihm das Bistum Fulda 1985 die Bonifatius-Medaille.
Im September 1978 verließ er den Hülfensberg und siedelte in sein Heimatkloster Mühlen um, wo er bis 1998 im Rahmen seiner Möglichkeiten seelsorglich tätig war.
Als seine Kräfte nachließen, verbrachte er seine letzten Lebensjahre auf der Kranken- und Pflegestation im Kloster in Warendorf.  Seine letzte Ruhestätte fand er in seinem Heimatort Mühlen.

Pater Eusebius Thüne OFM
(Karl-Heinz Thüne)
(Quelle: Lengenfelder Echo, August-Ausgabe 2001, S. 6)

Nachtrag
1941 verwarnte die Gestapo Pater Capistran Bavendiek, weil er in schulischen Räumen Religionsunterricht erteilte, und wegen einiger Predigten, die als „Hetze gegen die Partei“ verstanden wurden.