Im Dreißigjährigen Krieg arg zerstört
Bischofstein und die uralte Burg "Stein"
Sie lag im Südeichsfeld, die uralte Burg »Steyn«. Ursprünglich im Besitz Giso von Gudenbergs, kam sie um 1137 an das Landgrafenhaus von Thüringen und Hessen. In Frankfurt am Main am 12.1.1409 datiert, wird Lutze von Wangenheim Burgmann »auff dem Ertzbischöfflichen Schlosse Bischofsteyn«, das damit zugleich seine Namenserweiterung erfuhr. 1459 ist der Bischofstein an die im Nordeichsfeld begüterten von Bültzingslöwen verpfändet. Über 200 Jahre blieben sie im Randbesitz und hatten einen eigenen Vogt. Während des Dreißigjährigen Krieges erlitt die Burg 1620 so arge Zerstörungen, daß sie sich nicht wieder erholte. Die der Anlage angegliederte Stadt Steyn (oberhalb und nördlich von Lengenfeld gelegen) ging unter, doch wurde das peinliche Gericht auf oder wenig unterhalb der alten Burg fortgesetzt. Gerichtstage fanden unter Beisitz von acht Diedorfer und Katharinenberger, mehrheitlich zwölf Bischofsteiner Schöffen statt. Noch 1611 hatte der Mainzer Weihbischof C. Gobelius im Burgareal eine St. Georgskapelle eingeweiht. Weil nur Archivalien die Vergangenheit zutreffend reflektieren, möge die eichsfeldbekannte Sage vom »Fräubchen von England« oder »Der letzte Bischofsteiner« des verstorbenen Schulmannes F. Hohnstock hier nicht erwähnt werden. Daß in der Burgkapelle St. Georgen noch im 17. Jahrhundert Amtshandlungen vollzogen wurden, lässt das Lengenfelder Taufregister erkennen: »Anno 1663, 5. Oktober, ist ein unächtig Kind in der Capellen zu St. Georgen ufm Bischofsteyn getauft, von einer Melefizpersohn (mutmaßlich hexereiverdächtig eingekerkert) gebohren. Als Vatter wurde derzu benennt: der Scharfrichter aus der Vogtey, ein Ehemann...«. Zwei Jahre später heißt es: »Anno 1695,5. Augusti ist ufm Amptshause Bischofstein in der Gefangenschaft ein unächtig Kind als Söhnlein gebohren von Margareta Kobold aus Fülung (Faulungen) gebürtig, zu welchem der Vatter H. H. Griesh aus dem Luneburgerlande von ermeldeter Person benannt worden. Dieses Kind ist an dem gedachten Orte zu St. Georgio getauft worden...«. Im 18. Jahrhundert wurden Reste der ehemaligen Stadt Steyn wiederentdeckt. Als 17477 48 das jetzige Schloß Bischofstein unter Kurfürst Joh. F. von Ostein auf halber Höhe unterhalb der alten Burg errichtet wurde, diente das damals noch ahnsehnliche Gemäuer als Steinbruch. Einstige Grabungen legten Wälle und Grundmauern des »nyddersten Huses« der Burg frei, das 12 Meter tiefer als die Oberburg lag, wo man zu Beginn unseres Jahrhunderts den Turmsockel des einst stattlichen Bergfrieds entdeckte.
Wolfgang Trappe
(Quelle: Eichsfelder Heimatstimmen, Heft 8 - August 1990)