Hotze - Hotze - Fahre
Hotze - Hotze - fahre.
D' Jungen kosten en Taler,
D' Maichen kosten en Tübendrack
Schwimmen äbber d' Werra wack.
Hotze - Hotze - fahre.
Also soll ich, der Dorfjunge wieder selbst erzählen. Da muss ich Euch denn doch zunächst allesamt um Verzeihung bitten, dass ich auf der Welt bin. Ich kann nichts dazu. Erzählen soll ich. Da fahre ich am besten gleich fort, wo "Er" aufgehört hat.
Die Kartoffeln wären das Jahr noch recht gut geraten auf dem Bergstück bei den Tannen. -Ja. ich glaub's. Aber ja, - 's war halt ein "nasses Jahr". Da geraten die Kartoffeln auf solchem Land. Oben bei den Tannen legten "Unsere" die Kartoffeln ein. Unten lag ich im Hügelhausparadies in der großen Steghotze. Trotzdem mir außer dem vom himmlischen Vater beigegebenen verklärlichten Schutzgeist noch genügend andere in Fleisch und Blut, nämlich unser Jepp, unsere Male, unser Res und Lips und noch mehrere beigegeben waren, geschah ein Unheil.
Sie sangen allesamt das obige südeichsfeldische Wiegenlied und ließen lustig die Hotze pendeln. Taten noch mehr. Ließen sie überschlagen, so dass ich darunter begraben lag. Trotzdem möchte ich dem himmlischen Schutzgeist keinen Vorwurf machen. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn er nicht unsichtbarerweise auf dem Posten gewesen wäre.
Übrigens werde ich noch an anderer Stelle erzählen, wie mich später einmal mein Schutzengel in einer großes Leibesgefahr beschützt hat. Es mag glimpflich abgegangen sein. Aber nachhaltig ist die Sache gewesen in Form einer schönen pflaumenkernförmigen Stirnnarbe, die noch heute Zeugnis gibt, dass ich ganz schön blessiert wurde damals. Aber ich denke mir, die Sache hatte ihr Gutes. Wie denn so?
Die Verbrecherlaufbahn einzuschlagen, war für mich nun nicht mehr ratsam. Das polizeiliche Signalement: "Linksseitige Stirnnarbe" hätte mich schnell und unfehlbar in die Arme der rächenden Nemesis geliefert nach jeglicher Untat. Von Untaten bin ich deshalb aber doch nicht ganz frei geblieben. Nur habe ich die Sache im Kleinen betrieben und manches derlei ist auch niemals rausgekommen. Manches andere hingegen ist auch hinlänglich gesühnt worden.
In den meisten Fällen waren meine Richter und Vollstreckungsbeamten die Mutter und die Schullehrer, deren es drei jeweilig im Dorfe waren.
Vater ging seinen Brotwegen nach und hatte somit nicht immer Zeit und Gelegenheit, Untaten zu sühnen. Das besorgte Mutter und es lag das Amt da in guten Händen. Was ihr entging, ahndeten die Lehrer. Damit war sie einverstanden zufolge ihrer oftmaligen Rede: "Schade ver dan Schlag, dar fehlget." Also war ich bezüglich der Abbüßung zeitlicher Sündenstrafen nie in Verlegenheit.
Dem "nassen Jahr" sind damals noch viele andere gefolgt und gingen droben am Stück bei den Tannen böse Schauern nieder, so verschonten sie auch nicht das Paradies meiner Kindheit. Das "Nasse" rann in Tränen allda auch reichlich genug. Da behaupteten denn manche Leute, ich sei "am Wasser" geboren. Das war richtig.
An die hundert Schritt von unserem Häuschen rieselte das Abflusswässerlein des Rohrbornes. An dem Wässerlein habe ich manche Dorfheimatstunde verträumt und Pläne ausgesonnen, die aber denn zumeist auch alle wieder zu Wasser geworden sind. - Weil mein paradiesischer Namenspatron in Fall und Sünde kommen ist, konnts nit ausbleiben, dass mir, seinem Nachkommen in krummer Linie, ein gleiches nit erspart blieb.
-Die Erkenntnis ist mir jeweilig, wie auch dem paradiesischen Adam, gekommen - als es zu spät war.