Heisemärtens Kämmerchen oder Heisens Kämmerlein

Nach dem Dreißigjährigen Krieg suchten die Großbartloffer, so die Überlieferung durch die Chronik, nach Schutz und Unterkunft in den Felsenklüften und Spalten des Klusberges im sogenannten „Heisenskämmerlein", um nicht den marodierenden Banden, die hier noch durchzogen, in die Hände zu fallen. Doch „Heisenskämmerlein“ oder „Heisemärtens Kämmerchen", was ist das eigentlich und wo kann man es finden? Noch um die Mitte des 20. Jahrhunderts gab es wohl kaum einen Jungen im Dorf, der das besagte Kämmer-
chen nicht wenigsten einmal aufgesucht hatte. Fragt man heute jemand danach, so erhält man nur ein Kopfschütteln als Antwort. Das liegt daran, dass die Jugend heute nicht mehr so naturverbunden aufwächst.

Mußten wir doch früher unseren Eltern bei der Feldarbeit helfen, hüteten Kühe und Ziegen, bauten Baumhäuser und Hütten und verbrachten somit unsere gesamte Freizeit in Gottes freier Natur. Heute sitzt man vor dem Fernsehgerät oder Computer und ist mit der ganzen Welt verbunden. Was es im heimatlichen Wohnort gab und gibt, gerät leider völlig in Vergessenheit. Um Heisemärtens Kämmerchen zu finden, begeben wir uns zunächst auf den quer laufenden unteren Waldweg des Klusberges. Dann gehen wir auf die große „Schurre". Die sogenannte Schurre ist eigentlich der direkte Weg zu den Klippen des Klusberges, der aber wegen des steilen Anstieges nur schwer zu meistern ist.

In halber Höhe, unterhalb des Bergfußes, gehen wir dann etwa 100 m nach rechts und finden eine geologische Besonderheit des Klusberges, die nicht zu übersehen, aber ebenfalls vergessen ist. Es sind die sogenannten sieben Säulen, die sich uns im Bergmassiv, genauer gesagt an dessen Fuß, zeigen. Erosionsbedingt sind zwischenzeitlich aber nur noch fünf davon zu sehen. Genau darüber befindet sich Heisemärtens Kämmerchen, welches man rechtsseitig, über einen nicht ungefährlichen Trampelpfad, erreicht.

Wer ängstlich ist, sollte den Aufstieg besser unterlassen. Oben angekommen, sollte man nicht enttäuscht sein, denn Heisemärtens Kämmerchen ist weiter nichts als ein natürliches, nach hinten konisch verlaufendes Loch in der Felswand mit folgenden Maßen: Breite und Tiefe etwa 1,50 Meter, Höhe etwa 1 Meter. Dass hier ein Mann namens Martin Heise gelebt haben soll, ist unwahrscheinlich, doch verstecken konnte er sich ganz gewiss hier, wenngleich nur für kurze Zeit. So wird die Entstehung dieses Namens uns weiterhin ein Rätsel bleiben.

Bernd Homeier,
Großbartloff