Es saß sich gut im „Weißen Roß“ - Lengenfelder Gaststätte schloss nach 125-jähriger wechselvoller Geschichte ihre Pforte (1974)

Ein herzliches „Dankeschön“ brachte unser Leser Walther Fuchs aus Lengenfeld/Stein in seiner Zuschrift zum Ausdruck. Er schreibt:

„Am 1.1.1974 hat eine der traditionsreichsten Gaststätten in Lengenfeld/Stein, das „Weiße Roß“, nach 125-jähriger wechselvoller Geschichte die Pforten für immer geschlossen.

Der erste Besitzer dieser Gaststätte war Jakob Lorenz, der vom 1.1.1833 bis zum 31.12.1848 für jährlich 62 Thaler die Gemeindeschenke mit dem Brauhaus in der Backgasse gepachtet hatte.

Im Jahre 1839 kaufte er von seinem Schwiegervater Nikolaus Menge das heutige Lorenz‘sche Grundstück, riss die alten Gebäude ab und baute dort 1840 ein neues geräumiges Wohnhaus. Da sich im Oberland zu dieser Zeit im Haus Nr. 120 – heutiger Besitzer Andreas Gunkel – nur eine Weinbrandschenke befand und er in seiner 15-jährigen Tätigkeit als Gemeindewirt große Erfahrungen in diesem Beruf gesammelt hatte, eröffnete er am 1.1.1849 in seinem für diesen Zweck errichteten Wohnhaus die Gastwirtschaft „Weißes Roß“. Schon 1874 übernahm dessen Sohn Karl die Gaststätte.

Zur größten Blüte aber führte Jakob Lorenz die Oberländer Schenke, nachdem er sie 1903 als Erbe von seinem Vater zugesprochen erhielt. Nun kam zu einer hervorragenden gastronomischen Betreuung der Versand von den altbekannten Eichsfelder Wurstwaren in viele Städte und ließ so den Namen Lorenz zu einem Begriff werden.

Diese gute Tradition führte dessen Sohn Joseph Lorenz fort, als er 1938 die Gastwirtschaft mit Fleischerei übernahm. Damit sich seine Gäste wohlfühlen sollten, baute er das „Weiße Roß“ im Jahre 1966 nach modernsten gastronomischen Gesichtspunkten um. Aus Rücksicht auf sein Alter und seine Gesundheit musste er leider mit Beginn des Jahres 1974 den Beruf des Gastwirts aufgeben.

So gibt es heute nur noch einen „Schenk-Jupp“, aber das „Prost Nabber“ ist im Oberland verstummt. Besonders die ältere Generation, aber auch manches Brautpaar, das auf seinem Hochzeitstag mit den Gästen einen Abstecher in das „Weiße Roß“ machte, jeder Betrieb, der dort ein Betriebsfest feierte und nicht zuletzt die Brüder der Skatrunde wissen es der Gastwirtschaftsfamilie Lorenz und besonders dem letzten Wirt Joseph Lorenz und seiner Frau noch heute zu danken, dass sie frohe und gemütliche Stunden bei guten Getränken und einem hervorragenden Essen in „dar Äbblaindischen Schänke“ erleben durften.“

Walther Fuchs
(Quelle: „Thüringer Tageblatt“, Januar 1974, genaue Ausgabe unbekannt)