Einweihung des Ehrenmals auf dem Bischofsteiner Waldfriedhof (1992)
Das „Bischofsteiner Wetter“ hielt auch am Sonntag an. Von allen Seiten kamen die Teilnehmer des Treffens zum alten Schloss am Berghang, dessen Fenster in der Morgensonne leuchteten. Manche hatten schon wie einst ihren Frühlauf in den bunt werdenden Wäldern rings um den Stein hinter sich. Tische und Stühle wurden auf den Schulhof herausgetragen und Freundesgruppen setzten ihre Erinnerungsgespräche vom Vortag fort.
Um 11 Uhr ging es dann zum kleinen Waldfriedhof hinauf. Die Gemeinde Lengenfeld hatte hier ein kleines Wunder bewirkt. Der Weg über das „Kuhpalais“, der schon wieder durch wild wachsende Sträucher zuzuwachsen begann, war wieder freigelegt worden und sogar am Waldrand entlang ein Zufahrt geschaffen für gebehinderte Besucher. Die Mauer rings um die einsame einstige Begräbnisstätte war ausgebessert und die Fläche zwischen den Gräbern mit frischem Kies bedeckt worden.
Dicht an dicht umstanden die Bischofsteiner den kleinen Friedhof bei der Einweihung des Ehrenmals und gedachten der Menschen, die 1914 – 1918 und 1939 – 1945, teilweise kaum der Schule Bischofstein entwachsen, ihr Leben ließen. Jürgen Mahrenholz und Karl-August v. Massenbach entfernten das verhüllende grüne Tuch. In der dem Schloss zugewandten Ecke des Friedhofs zeigte sich der aus heimischem weißem Kalkstein errichtete Obelisk mit den beiden aus Messing gegossenen Gedenkplatten. Die Sonne, die den übrigen Teil des Friedhofes im Schatten der alten hohen Buchen beließ, leuchtete strahlend auf das würdige Ehrenmal, als die Bischofsteiner das Lied vom „guten Kameraden“ anstimmten.
Die Ansprache von Jürgen Mahrenholz, die mit dem Vaterunser endete, haben wir diesem Rundschreiben als Anlage beigefügt. Als ältester anwesender Bischofsteiner dankte Karl-August v. Massenbach allen, die an der Gestaltung diese Ehrenmals mitgewirkt haben, insbesondere Wilhelm Scheffer, dem Initiator, der im Gedenken an seinen im Osten vermissten Bruder Reinhard die Platte für die im letzten Krieg Gebliebenen gestiftet hatte, den vielen Bischofsteinern, die durch beträchtliche Spenden die Errichtung ermöglicht hatten, sowie Wolfgang v. Scharfenberg, der den Aufbau gemeinsam mit heimischen Handwerkern bewirkt hatte.
In Gedanken versunken gingen die Teilnehmer dieser kleinen Gedenkfeier hinunter zum Schloss. Dort erwartete sie eine von Gastwirt Kroll bereitete köstlich-würzige Nudelsuppe mit Einlage. Frau Kopf versorgte sie wieder mit Getränken.
Und dann hieß es langsam Abschied nehmen. Manche hatten ja noch eine weite Heimfahrt vor sich. Andere nutzten kürzere Heimwege zur Fahrt quer durch das sonnenüberglänzte Eichsfeld, in dem sich seit dem letzten Treffen vor zwei Jahren überall die Auswirkungen des Aufbauwillens bemerkbar machen. Diejenigen, die ohne „fahrbaren Untersatz“ gekommem waren, fanden in den Wagen von Bekannten eine Mitfahrgelegenheit. Alle aber schieden mit dem herzlichen Dank an Wolfgang v. Scharfenberg und allen, die das Treffen ermöglicht hatten und der festen Zusage, in zwei Jahren wieder dabei zu sein.
Unser Ehrenmal
Sehr herzlich möchten wir uns bei den 96 Spendern bedanken, die uns bei der Gestaltung unseres Ehrenmals großzügig unterstützt haben. Es wurde uns damit möglich, den einstigen Schulkameraden, die in zwei furchtbaren Kriegen ihr Leben ließen, eine würdige Gedenkstätte zu errichten. Mancher von uns, der zu dem kleinen Waldfriedhof hinaufsteigt, wird sich der Gefährten einer unvergesslichen Jugendzeit erinnern, die meist in der Blüte ihrer Jahre ihr Leben ließen.
Leider war es nicht möglich, auf dem steinernen Mal die Namen der Toten einzumeißeln. Bei der großen Zahl ist dies nur auf Tafeln in geschlossenen Räumen möglich. Im „Rundschreiben 1991“ hatten wir die Namen von 107 Gefallenen des Krieges 1939 – 1945 aufgeführt. Die Zahl der im Kampf an den Fronten und im Bombenhagel in der Heimat Umgekommenen ist sicherlich viel größer. Es wurden nur diejenigen bekannt, deren Angehörige an Ripkes geschrieben haben. Vergessen wurde auch einer der ersten Kriegstoten, Hans Joachim Kettler, der am 21.10.1939 als Leutnant zur See beim Untergang eines Küstenwachschiffes in der in der Aufstellung in der Nähe dänischen Insel wir Mon den Tod fand. – Falls ihr noch von weiteren Bischofsteiner Kriegstoten wisst, die in der Aufstellung fehlen, erbitten wir Eure Nachricht.
(Quelle: „Bischofsteiner Rundschreiben“, Weihnachten 1992, S. 5-6)