Dorfklubarbeit – aber wie? (1962)

In vielen Gemeinden werden immer wieder durch die örtlichen Organe Fragen über die Entwicklung und die Tätigkeit des Dorfklubs aufgeworfen. Wer gehört eigentlich zum Dorfklub, wie arbeitet er, wie wird er gelenkt und angeleitet, wer ist für die Tätigkeit verantwortlich? Alle diese Fragen sollen an dem Beispiel des Dorfklubs der Gemeinde Lengenfeld u. Stein dargelegt werden.

Auf Grund der Initiative einiger Einwohner wurde am 16. August 1956 die Ortsgruppe Lengenfeld u. Stein des Deutschen Kulturbundes gegründet. Zu dieser Gründung kam es, weil verschiedene Einwohner sich mit Heimatgeschichte, Naturwissenschaften, Briefmarkensammeln, Volkstanz, Chorarbeit usw. beschäftigten, ihnen aber die kollektive Arbeit, Zirkel und Gemeinschaftsarbeit, fehlte.

Innerhalb der Ortsgruppe des DKB entwickelten sich im weiteren Verlauf Arbeitsgemeinschaften wie Philatelie, Natur- und Heimatfreunde, Foto, Schmalfilm, Blas- und Tanzmusik.

Damit war wohl ein kulturelles Zentrum entstanden; aber es stellte sich im Laufe der Zeit heraus, dass ja auch die anderen Massenorganisationen noch Veranstaltungen durchführen und bestimmte Probleme behandelt werden, die mit anderen Massenorganisationen parallel liefen.

Anlässlich einer Aussprache im Ortsausschuss der Nationalen Front des demokratischen Deutschland kam man zu der Schlussfolgerung, dass es sich erforderlich macht, die Gesamtarbeit in der Gemeinde zu koordinieren, um zielstrebiger und bewusster auf die Entwicklung der Erziehung unserer Menschen zum sozialistischen Bewusstsein Einfluss zu nehmen. Mit Unterstützung der Parteien und Massenorganisationen wurde durch Delegierung von Vertretern des Dorfklubs, dem alle Einwohner angehören, die Dorfklub-leitung gebildet. Ein entsprechender Beschluss wurde durch die Gemeindevertretung gefasst. Der Rat der Gemeinde, die Ständige Kommission für Volksbildung, Kultur, Sport und Jugendfragen hatten somit den Auftrag, dem Neuen, der Dorfklubleitung, ständig Hilfe und Anleitung zu geben und mitzuhelfen, weitere Kreise der Bevölkerung zur selbstschöpferischen Tätigkeit und Mitarbeit in Zirkeln und Arbeitsgemeinschaften zu gewinnen. Zum Dorfklub, wie schon gesagt, gehören die Einwohner der Gemeinde. Die Dorfklubleitung setzt sich aus Vertretern der Parteien und Massenorganisationen zusammen. Weiterhin ist es ratsam dort, wo Industriebetriebe vorhanden sind, Vertreter der Betriebe bzw. der in den Betrieben befindlichen Brigaden der sozialistischen Arbeit zu delegieren. Den Büchereileiter, den Filmvorführer des Kreislichtspielbetriebes, ferner Vertreter der LPG mit in die Dorfklubleitung zu delegieren, ist richtig. Auch müsste die im Ort befindliche Oberschule in dieser Leitung vertreten sein. In dieser Form und mit dem genannten Personenkreis wurde die Dorfklubleitung gebildet.

Wie arbeitet nunmehr die Dorfklubleitung, und wie ist die Zusammenarbeit mit dem Ortsausschuss der Nationalen Front und den örtlichen Organen?

Jeden Monat führt die Dorfklubleitung eine Sitzung durch. Alle Vertreter unterbreiten ihre Vorschläge in Bezug auf die Tätigkeit ihrer Organisation. Gemeinsam wird das Monatsprogramm ausgearbeitet, und jede Organisation führt in eigener Verantwortung die Veranstaltung im Rahmen des Dorfklubs durch. Die Dorfklubleitung arbeitet die Vorschläge für die Höhepunkte – wie z. B. Dorffestspiele, Arbeiterfestspiele usw. – aus und unterbreitet das Ergebnis in einem Gesamtvorschlag dem Rat der Gemeinde und weiterhin der Gemeindevertretung zur Beschlussfassung. Ist in der Tagung der Gemeindevertreter der Beschluss gefasst, so ergeben sich die Aufträge an die Arbeitsgemeinschaften und Zirkel, um die Höhepunkte gemeinsam gut vorzubereiten. Fragen der Programmgestaltung, der Verantwortlichkeit für eine Veranstaltung sind Aufgaben der Dorfklubleitung.

Um mit den örtlichen Organen der Gemeinde die Gesamtarbeit gut zu organisieren, ist es immer sehr vorteilhaft, wenn bei den Beratungen ein Vertreter der Ständigen Kommission der Gemeindevertretung teilnimmt. Bei der Vorbereitung und Durchführung von Höhepunkten ist es sehr gut, wenn auch gemeinsame Beratungen des Rates der Gemeinde, der Ständigen Kommission der Gemeindevertretung und dem Ortsausschuss der Nationalen Front in bestimmten Zeitabschnitten durchgeführt werden. Sehr günstig wirkt es sich für die Gesamtentwicklung der Gemeinde aus, wenn der Dorfklubleitung einmal in einem Halbjahr Gelegenheit gegeben wird, vor der Volksvertretung Bericht zu erstatten und bei der Beratung des Fragenkomplexes Hinweise zur Verbesserung der Arbeit festgelegt werden.

Bei der Erarbeitung der Programme für die Veranstaltungen und für die Arbeit der Zirkel und Gemeinschaften muss unbedingt berücksichtigt werden, ob und inwieweit durch Schaffung weiterer Zirkel noch mehr Einwohner in die Mitarbeit einbezogen werden können und welche Möglichkeiten sich bieten, die volkswirtschaftlichen Aufgaben zu unterstützen.

In vielen Gemeinden gibt es Schwierigkeiten in der Frage der Mitarbeit der Jugend. Die Dorfklubleitung Lengenfeld u. Stein hat diese Frage so gelöst, dass sie eine Bedarfsforschung unter der Jugend nach ihren Interessengebieten und Neigungen durchgeführt und daran gearbeitet hat, die Jugendlichen an die Probleme heranzuführen. So bestehen bei der Arbeitsgemeinschaft

Philatelie, Blasmusik, Schmalfilm Jugendgruppen; jugendliche Mitarbeiter und selbst Jugendfreunde der Grenzpolizei und Kolleginnen des Zigarrenbetriebes haben sich eine Kunst-Kraftsport-Gruppe aufgebaut.

An dem Beispiel unseres Dorfklubs sollte einmal aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten gegeben sind, viele Menschen in die Arbeit einzubeziehen und zur selbstschöpferischen Mitarbeit zu gewinnen.

Alexander Münch, Abgeordneter des Kreistages Mühlhausen
(Quelle: „Mühlhäuser Warte“, Ausgabe 1962-03, S. 39-41)