Die Schranne
Das romantische Tal, in dem das ehemalige Kloster Zella liegt, wird im Süden begrenzt von einer aus der Höhenplatte des südöstlichen Obereichsfeldes hervortretenden Bergzunge, Schranne genannt. Herrlicher Buchenbestand nimmt den einsamen Wanderer auf. Nach Westen bildet die Höhe eine schroffe Felswand der Wellenkalkstufe. Am Rande des Steilhanges klammern sich die Wurzeln alter knorriger Eiben in die zahlreichen Risse des brüchigen Gesteines. Vor dem entzückten Auge breitet sich das Tal der Frieda, die bei Kloster Zella entspringt und der Werra zueilt. Aus der Ferne grüßt das Dorf Lengenfeld, das von der riesigen Brücke der Bahnlinie Leinefelde – Geismar überspannt wird. Dahinter erhebt sich der Hülfensberg.
Wohltuende Stille umfängt den Naturfreund. Zuweilen nur schlägt das Geschrei beutegieriger Greifvögel an sein Ohr. Aufgeschreckt durch den hier oben kaum vermuteten Menschen zieht ein Wanderfalke seine Bahn, sicher der Plesse oder der Gobert zu. Dieser leider selten gewordene Vogel findet in dem abwechslungsreichen Gelände mit Steilhängen seine besten Lebensbedingungen.
Autor: M. H.
(Quelle: Eichsfelder Heimatborn. Ausgabe vom Sonnabend, dem 14. Mai 1955)