Die Schlapphanjes-Buche (Gedicht)

Die Schlapphanjes-Buche

Es stand eine Buche am Waldesrand,
Schlapphanjesbuche wurde sie genannt.
Es ist eine Geschichte so traurig und schwer,
und von der Buche findest du heute nichts mehr.

Die „von Stein“ zogen plündernd umher
und zerstörten die Dörfer rings umher.
Die sich wehrten wurden zu Gefangenen gemacht
und auf die Burg ins Verlies gebracht.

Der Schmied von Effelder sann und sann,
wie kann ich ihn retten, meinen liebsten mann.
Er ist mein Freund, ich muss ihn befrei´n,
ich muss hinauf auf die Burg zum Stein.

Und es gelang ihm, sie zogen fröhlich nach Haus,
doch die vom Stein blieben nicht lange aus.
Sie verlangten den Mann, lebend oder tot
und gaben Bedenkzeit bis zum Abendrot.

„Bekommen wir ihn nicht, unseren Mann,
so stecken wir das Dorf von allen Seiten an.“
Was tat der Schmied in seiner Not,
er selbst schlug den Freund mit dem Hammer tot.

Eh´ ihr ihn quält in endloser Pein
will ich, der Freund, selbst der Mörder sein.
Er grub´ihn dann am Waldesrand ein,
die Buche sollte sein Denkmal sein.

Wenn abends alles ging zur Ruh
schlich der Schmied heimlich dem Walde zu.
Hier betete er leise: „Du guter Gott,
du kennst meine Qual und kennst meine Not.“

Manche Leute sahen ihn beim Vorübergehen
und als er tot war, dachten sie, er müsste immer noch da stehen.
Weil er Hans hieß und mit Mantel und Schlapphut da stand,
wurde er auch der Schlapphanjesmann genannt.

Wer abends spät von Effelder kam,
um die große Buche einen großen Bogen nahm.
Denn überall war es bekannt,
dass hier immer noch der Schlapphanjesmann stand.

Ich hab noch den Stamm der Buche gesehen
Und blieb oft sinnend vor diesem stehen.
Es waren so ruhige friedliche Stunden,
der Schlapphanjesmann hat wohl längst seine Ruhe gefunden.


Auguste Riese
Lengenfeld unterm Stein