Die Mühle an der Teufelsnase
Schon in der ältesten Gemeinderechnung vom Jahre 1700 finden wir das Grundstück als Eigentum der Gemeinde erwähnt, auf dem später die Teufelsnasen - Mühle errichtet worden ist. Hier heißt es u.a. in der „Desination der Commun Lengenfeld“:
„Hat besagte Gemeinde 1 Acker morastig Wiesen Flecken, die Teufelsnase genannt, muß jährlich zum Bischofstein zahlen 2 Schnb. Erbenzins.“
Diese morastige Wiese wurde von der Gemeinde auf ein oder mehrer Jahre verpachtet, um dadurch 2 Schnb. Erbenzins an das Amt Bischofstein zu zahlen und auch gleichzeitig eine kleine Einnahme für die Gemeindekasse selbst zu bekommen.
Als erster Pächter des „Krases“ wird 1700 Heinrich Weidemann erwähnt, der 3 Thaler Pachtgeld bezahlt.
1713 ist Joseph Morgenthal Pächter für eine Pachtzins „vor das Kras“ von 1 Thaler, 8 Schnb.
Schon 1732 werden „vor Heu und Grombt“ 3 Thaler eingenommen.
Ab 1748 zahlt Nikolaus Ochsenfahrt jährlich 4 Thlr. Pachtgeld.
Im Jahre 1792 hat zum ersten Mal ein Hahn, und zwar der Mittelmüller Josef Hahn, die Teufelsnasen - Wiesen für das Pachtgeld von 7 Thaler 5 ggr. in Pacht.
In der Gemeinderechnung von 1793 finden wir: „An Wiesenpacht hat Josef Hahn zum 2. male gezahlt 7 Rthlr. 5 ggr.“
1794 steht unter Einnahme der Gemeinderechnung „Hat die Gemeinde einen Fleck Wiesen unter der Teufelsnasen, welches an hiesigen Mitnachbar Josef Hahn auf 6 nacheinander folgende Jahre und zwar vom 12. Februar 1792 bis dahier 1798 gegen ein jährliches Pachtgeld von 7 Rthlr. 5 ggr. verpachtet worden ist wovon das Pachtgeld zum 3. male entrichtet worden und muß die Gemeinde alljährlich zum Amt Bischofstein an Wiesenzins zahlen 2 ggr.“
Der Mittelmüller Joseph Hahn behielt diesen „Fleck“ Wiese bis zum 16. Mai 1809 in Pacht. Am 17. Mai 1809 kaufte er die Teufelsnasen - Wiesen für 200 Rthlr., wie folgende Eintragung in der Gemeinderechnung von 1809 besagt:
„Auf Antrag des Maire Grundmann mit Zustimmung des Gemeinde Rathes und des hierauf erteilten Präfectur Genehmigung von 17. Mai 1809 Nr. 275 wurde die Wiesen an der Teufelsnase an den Einwohner Joseph Hahn für 200 Rthlr. = 730 Fr. 50 s verkauft, um Gemeindeschulden zu bezahlen. Hahn brauch von besagtem Fleck Land und Wiesen kein Zins und keine Contribution abführen.“
Die irrige Ansicht, daß schon im Dreißigjährigen Kriege eine Mühle an der Teufelsnase gestanden haben soll, ist hiermit schon widerlegt, da dieselbe an keiner Stelle der Gemeinderechnungen und Kirchenbücher bis 1809 erwähnt worden ist.
Um nun seinem Sohn Georg, der Müller und Mühlenbauer gelernt hatte eine Existenz zu gründen, baute der Mittelmüller Joseph Hahn im Jahre 1822 eine Oel- und Mahlmühle an der Teufelsnase.
Der älteste Sohn Christoph hatte schon 1815 die Mittelmühle übernommen. Daß die Mühle an der Teufelsnase zu diesem Zeitpunkt gebaut worden ist, besagt folgende Eintragung im Lagerbuch der Gemeinde Lengenfeld, Seite 87:
„Hat auf dieses Fleck Land und Wiesen mit Genehmigung Königl. Hochlöblicher Regierung eine Öl- und Mahlmühle gebaut aber von Joseph Hahn im Jahre 1822.“
Über die Teufelsnasenmühle finden wir noch folgende Eintragung im Flurbuch von 1822, Nr. 157:
„Joseph Hahn besitzt ein Grundstück bei der Teufelsnase im Felde, einstöckig mit Stallung und einer Öl- und Mahlmühle.“
1822 erbte Georg Hahn die Mühle von seinem Vater Joseph Hahn (Flurb. 1822).
Im Kirchenbuch finden wir die Eintragung, daß in der Mühle an der Teufelsnase folgende Kinder des Müllers Georg Hahn und seiner Ehefrau Juliana, geb. Döring, geboren sind:
Joseph Hahn geb.: 13.04.1823 22.04.1823
Barbara Hahn 11.07.1824
Joh. Heinrich Hahn 19.04.1826
Bernhard Hahn 05.02.1829
Maria Margaretha Hahn 04.11.1832
Joseph Hahn 08.04.1835
Diese Mühle blieb nun im Besitz der Familie Hahn bis zum Jahre 1845. Die abseitige Lage vom Dorf war für den Betrieb der Mühle recht ungünstig, da sich im Dorf selbst schon zwei und hart am Rande des Dorfes eine Mühle befanden. Hinzu kamen die Hungerjahre von 1842 - 1859.
So kam es, daß Georg Hahn aus der Notlage heraus 1845 die Mühle aufgeben mußte, die der Erbpächter Wilhelm Müller seinem Besitz einverleibte. Aber auch er mußte einsehen, daß der Mahlbetrieb in dieser Mühle sich nicht lohnte.
Daher wurde die Teufelsnasenmühle schon im Jahre 1861 abgerissen und nicht wieder aufgebaut. Somit war wieder ein Stück heimatlicher Mühlenromantik der Zeit und Not gehorchend in Trümmer gesunken. Noch heute rieselt an der Teufelsnase das Wasser durch das „morastige Fleck Wiesen“, das heute im Besitz von Karl Hildebrand ist, und läßt kaum vermuten, daß dort vor 100 Jahren eine Mühle gestanden hat.
Walther Fuchs
(Quelle: Lengenfelder Echo, Nr. 2/3, November/Dezember, 1960, S. 3 – 4)