Die Käthe-Kollwitz-Sammlung der Beate Bonus verkauft (1992)
In den Rundschreiben 1989 und 1991 hatten wir über die Sammlung von 19 Originalzeichnungen und 37 Druckgrafiken der großen Bildhauerin und Grafikerin Käthe Kollwitz (1867 – 1945) berichtet, die diese ihrer Freundin Beate Bonus geschenkt hatte. Zur Erinnerung: Beate Bonus, seit dem gemeinsamen Studium der Künstlerinnenklasse der Münchner Akademie mit Käthe Kollwitz eng befreundet, hatte diese Werke in den langen Jahren ihres Aufenthaltes in Bischofstein 1921 – 1952 immer als großen Schatz gehütet.
Sie nahm diese auch bei der Übersiedlung in das Evangelische Altenheim im benachbarten Kloster Zella mit, wo sie am 22.02.1954 89-jährig verstarb. Ihr einziger Sohn, Dr. Heinz Bonus, Ministerialdirigent im Bonner Bundeswirtschaftsministerium, der zur Beerdigung der Mutter eine Einreisegenehmigung erhielt, ließ den wertvollen Nachlass, zu dem auch ein umfangreicher Briefverkehr gehörte, auf dem Dachboden des Heims einlagern, da er keine Möglichkeit sah, das Erbe aus der DDR freizubekommen.
Bei einer Brandschutzuntersuchung stießen die Feuerwehrleute auf den umfangreichen „Fund“. Er wurde dem Ostberliner Kupferstichkabinett zugeleitet und gut restauriert zum 20. Todestag der Künstlerin 1965 ausgestellt. Alle Bemühungen von Heinz Bonus, das Erbe für die Familie zurückzuerhalten, wurden mit dem Hinweis auf ein angebliches Gerichtsurteil abschlägig entschieden. Erst der Sohn des 1977 verstorbenen Heinz Bonus, Dieter Bonus, erreichte nach der Öffnung der Mauer die Freigabe der Sammlung.
Wie aus einem Bericht der „Welt am Sonntag“ vom 08.12.1991 (zugesandt von Heiner Kürbs) zu ersehen, wurden die Werke am 7. 12. 1991 in der Berliner Galerie Gerda Bassenge für eine Million DM versteigert. Das vor fünf Jahren in Berlin gegründete Käthe-Kollwitz-Museum konnte bei den teilweise hohen Steigpreisen nicht mithalten. Unter den an viele Einzelkäufer verstreuten Werken befand sich auch die Radierung „Gretchen“ von 1899, auf deren Rückseite die Künstlerin geschrieben hatte: „dies gehört niemand anderes als der Jeep“ (Mädchenname von Beate Bonus) für 78.000 DM sowie Käthe Kollwitz‘ letzte Arbeit „Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden“ (52.000 DM), 1942 als Protest gegen die Opfer des Krieges entworfen.
Bei den im Schloss Bischofstein in Vitrinen gezeigten Arbeiten und Erinnerungsstücken der bedeutenden Künstlerin handelt es sich um Abbildungen und Ablichtungen, die an zwei kurze Aufenthalte von Käthe Kollwitz beim Besuch der Freundin 1929 und 1932 erinnern.
(Quelle: „Bischofsteiner Rundschreiben“, Weihnachten 1992, S. 17)