Die Käthe-Kollwitz-Sammlung der Beate Bonus (1991)

Im „Rundschreiben 1989“ hatten wir über das Künstlerehepaar Arthur und Beate Bonus berichtet, das einen Großteil der älteren Jahre in Schloss Bischofstein verbrachte, nachdem schon ihr Sohn Heinz von 1917 – 1920 unser Mitschüler war. Beate Bonus war seit dem gemeinsamen Studium an der Münchener Akademie eng befreundet mit der großen Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz. Letztere besuchte die Freundin auch zweimal in Bischofstein, 1929 und 1932. Sie schenkte der Freundin im Laufe der Jahre 37 Druckgrafiken und 19 Zeichnungen, viele davon mit handschriftlichen Widmungen. Diese sowie eine Vielzahl von Briefen stellten eine wertvolle Sammlung dar, die Beate Bonus bis zu ihrem Tod am 22. Februar 1954 in Kloster Zella als großen Schatz hütete. Sie war auch die Grundlage für ihr Buch „60 Jahre Freundschaft mit Käthe Kollwitz“, das sie der 1945 verstorbenen Freundin widmete.

Dr. Heinz Bonus, Ministerialdirigent im Bundeswirtschaftsministerium, der zur Beerdigung der Mutter gekommen war, lagerte diese Sammlung zunächst auf dem Dachboden des Altenheimes Kloster Zella ein, da er keine Möglichkeit sah, das wertvolle Erbe aus der DDR freizubekommen. Eine, Bericht von Ricarda Främcke im „Hamburger Abendblatt“ vom 11.09.1991 entnehmen wir den weiteren Weg dieser Sammlung:

„Neun Jahre später macht die Feuerwehr in dem Haus eine Brandschutzuntersuchung – und entdeckt die wertvollen Arbeiten, dazu Briefe und Dokumente. Die DDR-Maschinerie setzt sich in Gang ...

Heinz Bonus, der in seiner Jugend einige Jahre als Pflegesohn bei Käthe Kollwitz verbracht hat, fahndet nun bei offiziellen Stellen nach seinem Erbe. Vom Berliner Kupferstichkabinett erfährt er am 23. Februar 1965, dass die Blätter aufwendig restauriert worden seien. Was er nicht weiß: Akribisch genau wird über die Werke, die bald in einer Berliner Ausstellung gezeigt wurden, Buch geführt.

Bei den DDR-Instanzen herrscht eitel Freude über den wertvollen Fund. Es wird ein Büchlein über die Frauen-Freundschaft und die plötzlich „entdeckten“ Grafiken verfasst ...

Heinz Bonus indessen, der immer wieder nach seinem Erbe anfragt, erhält schließlich am 28.06.1967 vom Ministerium für Kultur in Ost-Berlin die Auskunft, dass ‚eine rechtskräftige Entscheidung eines Gerichtes‘ über die Sammlung vorliege und dass ‚die Gegenstände für das Volkseigentum eingezogen‘ worden seien.

Wie sich 23 Jahre später herausstellt, hat es ein solches Gerichtsurteil nie gegeben. ‚Das war schlichtweg gelogen‘, sagt der Hamburger Rechtsanwalt Franz-Josef Ortner, ‚um sich fremdes Eigentum einzuverleiben‘.

Sein Kollege Dr. Ivo Geis und er haben sich nach der Wende im Auftrag von Dieter Bonus, dem Sohn des 1977 verstorbenen Heinz Bonus auf die Suche nach den Kollwitz-Blättern gemacht.

In der Berliner Stadtbibliothek stößt Rechtsanwalt Ortner schließlich auf den Katalog der Ausstellung, die 1965 zum 20. Todestag von Käthe Kollwitz eröffnet wurde. Und was findet er dort aufgelistet? Eine genaue Aufstellung der in Kloster Zella ‚entdeckten‘ Bilder. Man trifft sich im August 1990 mit Dr. Werner Schade, dem Direktor des Ostberliner Kupferstichkabinetts. Ergebnis: Die Sammlung soll zurückgegeben werden. Schade sagt heute: ‚Es war uns völlig klar, dass sich die Familie irgendwann melden würde. Wir haben die Herkunft der Grafiken nie verheimlicht.‘

Natürlich sei diese Geschichte mit ‚einem Makel behaftet‘. Aber wenigstens habe man dafür gesorgt, dass die Werte sachgemäß erhalten blieben.

Und wenn die Sammlung demnächst versteigert wird, würde das Kupferstichkabinett einige von den seltenen Druckgrafiken gern erwerben. Diesmal allerdings käuflich.“

(Quelle: „Bischofsteiner Rundschreiben“, Weihnachten 1991, S. 17)