Die Innenausstattung der katholischen Pfarrkirche in Lengenfeld unterm Stein (1992)

Der neue Hochaltar - Letztes Kunstwerk des Kirchenmalers Joseph Richwien
Aufstellung: 8.2.1991, Einweihung: 10.2.1991

Ein freudiges Ereignis feierte unsere Kirchengemeinde am Sonntag, dem 10. Februar 1991 mit einem feierlichen Hochamt. Anlass war die feierliche Einweihung des neuen Hochaltars, der nun in ganz besonderer Weise unsere Kirche schmückt. Unser Pfarrer Ernst Witzel – die drei Mitzelebranten waren Pfarrer Lothar Maßberg (Wesseling bei Köln ein gebürtiger Lengenfelder), Pfarrer Weihmüller (Ershausen) und Pater Meinolf vom Hülfensberg – ging in seiner Predigt darauf ein,  dass nun die Wünsche, die bei seinem Amtsantritt vor dreizehn Jahren geäußert wurden, ein neuen Gemeindezentrum sowie die Ausschmückung des Altarraumes im Lengenfelder Gotteshaus zu verwirklichen, durch die Gnade des Herrn in Erfüllung gegangen sind.

Die Altarbilder, die als letztes großes Kunstwerk von unserem, weit über das Eichsfeld hinaus bekannten Kunst- und Kirchenmaler Joseph Richwien unter Assistenz seines Sohnes, dem Restaurator Peter-Raphael Richwien, geschaffen wurden, zeigen in der Mitte in dem kreuzförmig angebrachten Bild die Kreuzigungsgruppe mit dem Petersdom im Hintergrund, der die Verbundenheit mit der Weltkirche darstellen soll. Darunter befindet sich das Bild von Jesus mit seinen Jüngern bei der Austeilung des Abendmahles. Die weiteren Motive lehnen sich eng an religiöse Ereignisse in unserer näheren Heimat an. So sieht man auf der linken Bildtafel die heilige Elisabeth, wie sie den Armen Brot gibt, zur „Burg Stein“ reitet, ihre Krone ablegt und mit ihren Kindern die Wartburg verlässt.

Auf der rechten Seite sind von oben nach unten zu sehen: Der heilige Bonifatius zerstört eine heidnische Kultstätte, verkündet das Evangelium, tauft am Sodborn und stirbt den Märtyrertod.

Die Tischlerarbeiten wurden von der Tischlerei Joseph Busse, die Schmiedearbeiten von Wolf Simon (beide Lengenfeld) und die Schnitzarbeiten von Hans Merker (Wilbich), der auch die wunderschöne Weihnachtskrippe in der Lengenfelder Kirche geschnitzt hat, ausgeführt. Höhepunkt des gut besuchten Gottesdienstes war die Austeilung des heiligen Abendmahles durch die vier Geistlichen. Der Gottesdienst wurde in hervorragender Weise von der Männerschola Lengenfeld unter Leitung des Organisten Lothar Steinwachs umrahmt.

Die anfallenden Kosten für die Altarbilder wurden überwiegend aus Spenden gedeckt.

Der Flügelaltar und sein Schöpfer

Als einer unter vielen, in bescheidener Zurückhaltung und gerührt vom Lob, das unser Pfarrer Ernst Witzel ihm und seinem Können spendete, saß er am Sonntag, dem 10. Februar 1991 beim festlichen Hochamt zur Altareinweihung in unserer Kirche. Er, der 79 Jahre alte Kirchenmaler Joseph Richwien, der Schöpfer unseres Flügelaltares. Sichtlich bewegt hörte er zu, wie Pfarrer Witzel vom Werdegang des neuen Hochaltares sprach, von den „Schleich- und Schmuggelwegen“, die der Pfarrer gehen musste, um vor der Grenzöffnung das durch Spenden und Kollekten finanzierte Blattgold von „drüben“ heranzuschaffen. Dann, warum auf dem Kreuzigungsbild in der Altarmitte die Petersdomkuppel abgebildet wurde, nämlich um ein sichtbares Zeichen zu setzen für die Verbundenheit mit der Weltkirche, warum gerade der hl. Bonifatius und die hl. Elisabeth als Themen für die beiden Seitenflügel gewählt wurden. Diese beiden großen Heiligen mit ihrer legendenhaften Verbindung zum Eichsfeld – der Ritt der hl. Elisabeth zur Burg Stein und das Fällen der Donareiche auf dem Hülfensberg durch den hl. Bonifatius – haben den Künstler Joseph Richwien inspiriert.

Für die Lengenfelder Katholiken und alle, die mittelbar an der Fertigstellung des Altars und Aufstellungsarbeiten - ob der Schnitzer Herr Merker, das Sägewerk Busse, Restaurator Peter-Raphael Richwien mit den Vergoldungsarbeiten, Schmiedemeister Wolf Simon oder die Frauen vom abschließenden Großreinemachen - mitwirkten und die Konzelebranten der heiligen Messe, war die Altareinweihung ein unvergesslicher Augenblick. Für Joseph Richwien war es noch mehr. „Ein Lebenstraum erfüllte sich für mich“, sagte er.

Schon vor vierzig Jahren begann er mit den Entwürfen für einen Flügelaltar für sein Heimatdorf. Sein Lebenswerk nun in seiner Heimatkirche im Chorraum als einen künstlerischen Lobpreis der Größe Gottes zu sehen, wiegt alle Mühen in den knapp zwei Jahren Schaffenszeit auf. Dieser Altar war die letzte große Arbeit von Joseph Richwien. Er starb am 6. Januar 1992 kurz vor Vollendung seines 8o. Lebensjahres in Lengenfeld u./Stein.

Der von Joseph Richwien geschaffene Flügelaltar ist sieben Meter hoch und 4,80 Meter breit. „Verewigt“ auf dem Abendmahlsbild des neuen Flügelaltars ist auch unser Pfarrer Ernst Witzel. Recht war es ihm zwar nicht, doch der Brauch will es so. Der Auftraggeber wird „irgendwie“ mit abgebildet.

Nach acht Wochen langer Arbeit konnte am Sonntag, dem 28.07.1991 die rekonstruierte Orgel in unserer Kirche „ad Beatam Maria Virginem“ eingeweiht werden.

Die Rekonstruktion wurde von Herrn Harald Schrödel aus Rastenberg bei Weimar durchgeführt. Die Lengenfelder Orgel ist das erste Werk des ehemaligen Lokführers, der selbst aus Liebe zur Musik und Achtung vor der „Königin der Musikinstrumente“ hervorragend die Orgel zum Lobe Gottes spielt. Als selbstständiger Orgelbauer ist er heute Tischler, Klempner und Schlosser in einer Person. So arbeitet er meist bis spät in die Nacht.

Die Lengenfelder Orgel ist mit ihren nun 27 klingenden Registern eine der größten im Eichsfeld. Bei der Rekonstruktion wurden Zinnorgelpfeifen gefunden, die die Jahreszahl 1884 trugen. In diesem Jahr wurde auch unsere neue Kirche am 26. Oktober benediziert.

Ein besonderes Lob gebührt an dieser Stelle den Schülern Martin Hildebrand, Jens Wehenkel aus Lengenfeld und Daniel Kaufhold aus Faulungen, die in ihren Sommerferien dem Orgelbauer bei der schwierigen Arbeit sehr eifrig halfen.

Auch der Organist unserer katholischen Kirchengemeinde, der seit 1975 die Gemeinde beim Gottesdienst mit „seiner“ Orgel begleitet, ist sehr erfreut über die gelungene Überholung dieses schönen Instrumentes. Nun kann er wieder alle „Register“ ziehen, um Gott in „Seinem Haus“ zu loben und zu danken.

Fast 6.000,00 Mark hat die Erneuerung der Orgel gekostet. Diese Summe wurde ausschließlich durch freiwillige Spenden der Lengenfelder aufgebracht.

So wurde auch mit großer Freude die Orgel am Sonntagabend durch ein festliches Konzert für Trompete, Horn und Orgel in der Kirche eingeweiht. Zum Vortrag kamen Werke von Bach, Hummel, Mozart und anderen Meistern. Es spielte der sehr bekannte Virtuose Dr. Hartmut Haupt, begleitet von Harald Linke mit Trompete und Horn. Beide Interpreten kamen extra zur Orgeleinweihung aus Jena. Die Instrumentalisten ernteten bei den zahlreich erschienenen Gästen viel Beifall und mussten einige Zugaben spielen. Herr Dr. Haupt bestätigte als Fachmann dem Orgelbauer Schrödel eine ausgezeichnete Arbeit an diesem Instrument. Im Namen des Pfarrgemeinderates bedankte sich Herr Hans-Joachim Rodekirch für diese gelungene Arbeit.

Unsere neue Weihnachtskrippe

Aufgebaut im Chor: 23.12.1986 - Einweihung: 24.12.1986, Heiligabend um 17:00 Uhr

Seit dem 23. Dezember 1986 besitzt unsere Kirche ein neues und besonderes Kleinod. An diesem Tage wurde zum bevorstehenden Christfest eine in ihrer Art einmaligen Weihnachtskrippe aufgestellt. Der weit über das Eichsfeld bekannte Kunstschnitzer Merker in Wilbich hat dieses Kunstwerk im Jahre 1986 geschaffen. Zu dieser Lindenholz-Weihnachtskrippe, die das gesamte Kirchenchor einnimmt, gehören 44 Figuren. Statt der üblichen zwei Schäferhunde hat sie einen Schäferhund und einen Dackel.

In einem besonderen Kindergottesdienst am Heiligabend um 17.00 Uhr wurde diese Krippe eingeweiht, die schon sechs Jahre lang in der Weihnachtszeit alle Gläubigen erfreut. Die Spendenfreudigkeit aller Lengenfelder ermöglichte die Anschaffung dieses Kunstwerkes. Die bisherige neugotische Krippe fand ihre Bleibe im St.-Josephs-Pfarrheim.

Eine Tradition in der Weihnachtszeit hat sich von 1884 bis heute erhalten. Ein Kind aus Afrika, auf einem kleinen Opferstock, steht noch heute bei der Krippe. Da es bei jedem Obolus, der in den Opferstock geworfen wird, nickt, heißt es im Volksmund nur das „Nickemännchen“.

Die Pieta

Die Darstellung „Maria mit dem Leichnam Christi“ stand als Nebenaltar schon in der alten Kirche (1611) Heute (1992) wird die Pieta, die ihren Platz in einer Nische in der Ostwand unter der Empore gefunden hat, als Helferin in jeder Not von allen Lengenfeldern angerufen und verehrt.

Der heilige Bonifatius

Bevor der Besitzer des Klosters Zella, Major von Fries, am 1.7.1945 mit den abrückenden amerikanischen Besatzungstruppen nach Westdeutschland flüchtete, hat unser damaliger Pfarrer Johannes Krebs (1928 - 1957) diese Statue von ihm als Geschenk erhalten. Nachdem der Kirchenmaler Joseph Richwien dieses Kunstwerk restauriert hatte, steht der hl. Bonifatius seit 1974 an der Nordwand unter der Empore.

Altes Altarbild (Gemälde)

Dieses Altarbild „Kreuzigungsgruppe mit Jesus, Maria, Maria Magdalena und Johannes“ schmückte schon im Jahre 1615 als besonderes Kunstwerk unsere alte. Am 18. März 1882 wurde es ebenfalls als Altarbild in der Notkirche in der Backgasse aufgestellt. Seit dem 20. Oktober 1884 hängt es als besonderer Schmuck an der Turmwand im rechten Seitenschiff.

Die fünf Wunden und das mit Dornen gekrönte Haupt Jesu Christi

Jesu Christi für uns am Kreuz gestorben durch die heiligen Wunden

Deiner rechten Hand                               Deiner linken Hand

Deines rechten Fußes                              Deines linken Fußes

Deiner hl. Seite

„Die fünf Wunden und das mit Dornen gekrönte Haupt Jesu Christi“

Der Kaufmann Johannes Montag, wohnhaft in Lengenfeld u./Stein, stiftete am 13. Juni 1856 für unsere Kirche „die fünf holzgeschnitzten und staffierten Wundmale und das mit Dornen gekrönte blutige Haupt Jesu Christi“.

Die sechs Darstellungen vom Leiden unseres Herrn Jesus Christus, die auch an diesem Tage in der alten Kirche aufgestellt wurden, fanden am 18. März 1882 ebenfalls ihren Platz an den Seitenwänden der Notkirche (Barackenkirche) in der Backgasse, die ab 19. März 1882 während des Neubaues unserer neuen Kirche bis zu deren Benediktion am 26. Oktober 1884 genutzt wurde. Diese sechs Darstellungen wurden stets am Karfreitag bei dem Gang vom Hochaltar zur Grablegung Jesu Christi mitgeführt. Nachdem diese Wundmale ihren endgültigen Platz am 20. Oktober 1884 auch in unserer neuen Kirche an den Tragpfeilern unter der Empore gefunden hatten, wurden sie bei der großen Innenrenovierung im Okober 1963 aus unserer Kirche entfernt und auf dem Boden unseres Pfarrhauses gelagert.

Unser Pfarrer Ernst Witzel, seit dem 13. August 1978 in Lengenfeld u./Stein, der unsere Kirche mit seinen alten Kunstdenkmalen zur Freude aller Lengenfelder in etwa so gestaltete, wie sie früher einmal war, ließ auch diese sechs Wundmale von dem Restaurator Peter - Raphael Richwien in ihrer ursprünglichen Weise hervorragend renovieren und an den vier Hauptpfeilern des Kirchenschiffes und an den zwei Mittelpfeilern der Empore anbringen. So bewundern seit Sonntag, den 12. März 1992, dem Beginn der Passionswoche, alle Lengenfelder Christen wieder diese traditionsreichen Wundmale zur Erinnerung an das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus.

Sind doch gerade diese Abbildungen auch ein besonderes Zeugnis der Opferbereitschaft unserer Vorfahren.

Der Kaufmann Johannes Montag, geboren am 21.1.1779 in Lengenfeld u./Stein, gestorben am 25.1.1862 in Lengenfeld u./Stein ist der Ur-ur-ur-Großvater von Anneliese Montag (Petersberg bei Fulda), Herbert Oberthür (Pfarrer in Hundeshagen), Rainer Wehenkel, Franz-Josef Wehenkel und Lisa Richwien in Lengenfeld u./Stein.

Quellennachweis: Inventarverzeichnis und Stiftungen unserer Kirche, Kirchenbücher, Band I, II, III und IV

Der neue Kreuzweg in sechzehn Bildern

Dieser Kreuzweg, den unser Kirchenmaler Joseph Richwien in Kasein-Malerei schuf, beginnt mit dem Bild „Jesus am Ölberg“ und endet mit der „Auferstehung Christi“. Einweihung: 7. März 1976 (siehe Kirchenchronik Bd. I, S. 243. Bilder – Stationen, Jesus am Ölberg, Stationen I. - XIV., Auferstehung.

Unsere Orgel

Als nach Fertigstellung unserer neuen Kirche (1882/84) im September 1884 mit den Innenausbauarbeiter begonnen wurden, lieferte auch der Orgelbauer Robert Knauf in Bleicherode die neue Orgel mit 26 klingenden Registern. Nach mehreren Reparaturarbeiten, besonders am Blasebalg, baute die Orgelbau - Anstalt Wiegand Helfenbein in Gotha im Jahre 1928 unsere Orgel auf Elektrifizierung mit Verlegung des Blasebalges in die II. Etage des Kirchturmes um. Die Kosten dieser Arbeit beliefen sich auf 3 861,50 Reichsmark.

Am 3. Juni 1991 begann die Orgelbaufirma Harald-Josef Schrödel mit einer äußerst notwendigen Generalüberholung der Helfenbein - Orgel (Gotha). Diese Arbeit umfasste wegen der großen Abspracheverzögerung die Demontage des Spielschrankes, den Ausbau des Pfeifenwerkes I/II mit Manual und Pedal (ca. 1628 Pfeifen) und Ausbau der Membranleisten (292 Stück) mit Reinigung des Orgelraumes und des Pfeifenwerkes. Teilweise mussten neue Membranen oder Bälge aus Ziegenleder angefertigt werden. In einer unbeschreiblichen räumlichen Enge wurden zwei Wassereimer Staub und Schmutz mit dem Staubsauger entfernt. Am 24. Juni 1991 wurden die ersten Stimmarbeiten im II. Manual durchgeführt.

Die kleinste Pfeife der Orgel misst 15 mm. Demgegenüber hat die größte Pfeife eine Länge von 5,30 m.

Der Franziskus-Altar

König Heinrich und die hl. Elisabeth von Thür. Gestiftet am 28.8.1886 von den Mitgliedern des III. Ordens.

Walther Fuchs
Lengenfeld unterm Stein, 1992