Die Heidenklus in der Bahnhofstraße
Im Wetter, hart vom Sturm verweht,
ein Bildstock an der Straße steht.
Vom Alter grau sein steinern Kleid –
ein Zeichen aus vergang’ner Zeit.
Der Landmann, der ans Tagwerk geht,
der Wanderer, der im Kampfe steht,
ums Brot in ferne Lande zieht
grüßt stumm das Bild, spricht ein Gebet.
Die Mutter, die ihr Kind geleitet,
hinaus ins Leben voll Gefahr,
hat wohl die Hände ausgebreitet,
dass ihr das Beste es bewahr.
Ach, nicht an jedem Weg ein Bildstock steht,
die breite Straße das Verderben geht.
Ach, hart am Wege oft das Laster winkt,
und die verlorene Tugend Klagen singt.
O Eichsfelds Söhne, Töchter, hört!
Wenn ihr die Schritte heimwärts kehrt,
geht an dem Bildstock dort vorbei,
dass es wie bei dem Abschied sei!
Du alter Bildstock könntest klagen wohl
wie mancher, suchend nach dem Glück,
hinausgezogen ist so hoffnungsvoll,
kehrt still im Totenschrein den Weg zurück.
So mancher, der in weiter Ferne weilt,
tief traurig wieder heimwärts ist geeilt –
das Mütterlein, es liegt in Sterbensnot;
oder gar, es ist schon bleich und tot.
Altersgrauer Bildstock, wenn ich scheiden muss
dir dann gilt mein letzter Gruß.
Betritt die Heimat wieder dann mein Fuß,
Graues Klüschen, dir mein erster Gruß.
Adam Richwien