Die Hagemühle (nach einer Sage)
Es schimmert der Frieda silbernes Band
Im saftigen, blühenden Wiesenland.
Es klappert im sonnigen Frühlingstag
Dort unten am Bache die Mühle im Hag.
Und oben an steiniger Felsenwand
Vom Stein die Linde grüßt weitab ins Land.
Am Uhlenstein droben im trutzigen Forst
Wohl mancher vor Alter die Rinde borst.
Manch Wetter bricht dort sich in Sturmesnacht;
Es zucken dir Blitze, im Geäste es kracht.
Da stehen die alten Geister dort auf,
Beschwören seltsame Bilder herauf.
Dort durch die Scharte so eng und schmal
Da fuhren des Steiners Geschosse zu Tal.
Hier gegen des Steiners Tücke gefeit
Hält’s „Fräubchen von England“ im Panzerkleid
Auf schneeweißem Ross von edelster Art,
Erprobt und bewährt im Kampfe so hart.
Der Steiner hält trutzig die Scharte besetzt,
Derweil sich die Mannen zu Tode gehetzt.
Im Ausfall zerrieb sie der Feinde Hauf,
Im Ansturm nun dringt sie den Hang hinauf.
Verloren, verloren der trutzige Stein –
Die Feinde, sie schlagen das Burgtor schon ein.
Da greift seine Hand noch ein letztes Mal
Den Bogen – der trägt nun das Unheil zu Tal:
Der edlen Frau dort ins mutige Herz,
Durch Panzer und Kleid dringt das silberne Erz.
Es sinkt vom Kampfe ermüdet die Hand,
Rot färbt sich vom Blute das Ackerland...
Dort unten im Tal bei der Mühle im Hag,
Da schlummert sie bis zum Vergeltungstag.
Am Uhlenstein oben manch Wetter sich bricht –
Da reitet der Steiner zum Blutgericht.
Dort unten im Tale die Mühle im Hag,
Die klappert im sonnigen Frühlingstag.
Im grünen, saftigen Wiesenland.
Hell schimmert der Frieda silbernes Band.
Doch steigt am Uhlenstein ein Wetter auf,
Beschwört es die alten Bilder herauf.
Dann jagen die Wolken im Wetterlicht;
Es reitet der Steiner zum Blutgericht.
Da stöhnen die Räder der Mühle im Hag –
Es kommt ein düsterer Vergeltungstag.
Adam Richwien