Die Geschichte unserer Mühlen

Einleitung:
Schon seit frühester Zeit hat Lengenfeld unterm Stein immer drei Mühlen besessen. Im Oberdorf, der Friedaquelle am nächsten, liegt die Lengenfelder Obermühle als erste Mühle, welche die Frieda treibt. (Die Faulunger Mühlen werden durch das „Rohrwasser“, dem ersten Nebenbach der Frieda, betrieben.) Im Mitteldorf Lengenfelds liegt die Mittelmühle und am Ende des Dorfes, unterhalb Bischofsteins, die „Hain“- oder Hagelmühle.

Die Hagemühle

Die Hagemühle

Der Namen „Hain“- oder Hagelmühle, welche beides das gleiche bedeuten, gehen zurück bis zum 11. Jahrhundert. In dieser Zeit war der Begriff Hainich ein viel größerer als heute. Der Hainich erstreckte sich damals bis zum Westerwald. Der Name der Mühle stammt also vom Hainich. Man vergleiche Dr. Chr. Völker – „Unser Eichsfeld“,1939, (S. 115). In einer Papierhandschrift des Hauptstaatsarchives in München sind auf Blatt 8 der Mainzer Urkunden von 1281 Angaben über den Besitz der Burg Stein (pertinentes ad castrum czume Steyn) eingetragen. Aus diesen summarischen Angaben (in Villis cumia centibus) wollen wir nur die die Hagemühle betreffenden Angaben herausnehmen. Von der „Heynmule“ – gegen „Thomas“ (Thomastag – Einrichtungstag) 6 Heiligenstädter Talente – ferner für 8 Hufen Landes – ferner den Zoll daselbst, der mindestens 50 bis 60 Mark beträgt. Ein Talent galt 24 Schillinge, eine Mark 30 Schillinge. Der Flurteil Lengenfelds zwischen der Hagemühle und dem Schlossweg, wo früher dieser Zoll erhoben wurde, heißt heute noch die „Zollstede“. Die Hagemühle war ohne Zweifel die zur Burg Stein und dem späteren Amt Bischofstein gehörige Amts- oder Bannmühle, der ein größerer Bezirk „mahlpflichtig“ war. 1664 hatte nach dem Jurisdiktionalbuch vom Bischofstein die „Heynmühlen“ 2 Mahlgänge und Hans Helmbach war Besitzer derselben. Aus Urkunden des Stadtarchives von Wanfried ist zu ersehen, dass der Hagemüller von Lengenfeld den Wanfriedern gute Kundschaftsdienste (im 30jährigen Kriege) geleistet habe. Der älteste Teil der heute noch stehenden Hagemühle ist laut Inschrift 1517 erbaut und ist somit wohl der älteste Bau in Lengenfeld. 1711 finden wir die Hagemühle im Besitz des Hans Heinrich Kaufholf. 1751 bis 1757 ist der Georg Martin Pächter derselben. Von 1757 an war die Hagemühle im Besitz von Laurentius Lorenz. 1801 dessen Sohn Adam Lorenz, welcher sie zuerst an Michael Mühr verpachtete. Danach war ein Schuchard in der Hagemühle. Später gelangte die Mühle in den Besitz von Michael Hildebrand und war bis 1957 noch im Besitz seiner damaligen Witwe.

Die Mittelmühle

Die Mittelmühle

Ältere Urkunden über die Erbauung der Mittelmühle sind uns nicht bekannt. Sie hat aber sicherlich schon vor dem 30jährigen Kriege bestanden, denn im Kirchenbuch von Lengenfeld wird schon der Mittelmüller genannt. Nach dem 30-jährigen Kriege wurde diese wieder neu- oder umgebaut. Nach der Überlieferung stammen die Steine der Radkuhle und die des Mühlenkellers von den Steinen der im 30jährigen Kriege zerstörten Burg Bischofstein. Besonders die Form der Kellereingänge der Mühle beweisen dieses. (vergl. L. Rummel „Verschleppte Steine“ – „Unser Eichsfeld“ – Jahrgang 1938, S. 86)
1711 wird in den Gemeinderechnungen ein Peter Wehrer als Mittelmüller festgestellt. Im Kirchenbuch zu Lengenfeld finden wir das dem „Wehrer“ alle Kinder bis auf eine Tochter gestorben sind. Diese Tochter hat einen Hahn geheiratet. 1723 wird ein Konrad Hahn als Besitzer der Mittelmühle benannt und dessen Nachkommen. Peter Hahn hatte die Mühle 1957 noch in Besitz. Die Gebäude der Mittelmühle waren Bischofstein lehnspflichtig.

Die Obermühle

1421 verkaufte Hermann von Weberstedt den Gebrüdern Berlden und Reinharden Keudel unter vielen anderen Gerechtsarmen und Gütern „eine Molen“ und eine „Wiesenstedt ufm Kirchhob“ zu Lengenfeld. (nach A. Höppners „Keudelschen Archivbüchern) Da nun aus Urkunden des 30jährigen Krieges (Strauß’ Chronik von Wanfried) außer dem Hagemüller noch ein „Herrenmüller“ genannt wird und auch schon der Mittelmüller in dieser Zeit aus den Kirchenbuch von Lengenfeld nachgewiesen ist, muss dieses nur der Obermüller gewesen sein. Da die Obermühle auf Keudelschem Lehnsgrunde unweit der Keudelsgasse liegt und die Obermühle dem Keudel zins- und lehnspflichtig war, können wir mit Recht folgern, dass die „Mohlen“, die in der Weberstedter Keudelschen Verkaufsurkunde genannt wird, nur die Obermühle gemeint sein konnte. 1711 war die Obermühle im Besitz der Familie Vogt, welche um 1900 nach Bad Nauheim verzogen ist und die Mühle an Redemann verkauft. Die Obermühle war bis 1957 noch in Betrieb und wurde von der LPG bewirtschaftet.

Die „Sege- bzw. Schnietmühle“


1746 wird laut Gemeinderechnung ein Platz abtaxiert, bei der „Segemühle“. Bei dieser Sege-Mühle hat es sich um die von unseren Ahnen genannte „Schnietmüllen“ aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehandelt. Im Lengenfelder Kirchenbuch finden wir auch noch eingetragen: „Ein kleines Kind des Schnittmüller begraben“. Wann diese Schnitt- oder Segemühle eingegangen ist, ist urkundlich nicht festzustellen, aber es ist immer noch von Großeltern erwähnt wurden, dass sie am Blankentalswasser gestanden hat.

Die Teufelsnasenmühle

Die Mühle an der TeufelsnaseDie Mühle an der Teufelsnase

In den Gemeinderechnungen wird seit 1700 ein morastiger Wiesenflecken an der Teufelsnase als Gemeindeeigentum genannt, mit jährlich an den Bischofstein zu zahlenden Erbzins von 2 Schneebergern. Diesen Wiesenflecken hatte seit 1792 der Mittelmüller Josef Hahn für 7 Taler, 5 ggr. gepachtet. 1809 kaufte er den Flecken für 200 Reintaler. Josef Hahn wollte seinen Sohn Georg, der Müller und Mühlenbauer gelernt hatte, eine Öl- und Schlagmühle auf dieser Wiese bauen lassen. Diese Mühle wurde 1822 gebaut. 1845 wurde dieser Mühlbetrieb von der Familie Hahn aufgegeben und 1861 von dem Erbpächter W. Müller (Bischofstein) abgerissen und ist nicht wieder aufgebaut worden.
Noch heute kann man die Überreste des Sammelteiches auf dem Flurstück von Karl Hildebrand an der Teufelsnase feststellen.

Lambert Rummel
(Quelle: Lengenfelder Echo, Dezember-Ausgabe 1957, S. 3 – 4)