Der Kreuzweg in Lengenfeld unterm Stein (2016)

Lage/Anfahrt

Das Eichsfelddorf Lengenfeld u. Stein gehört heute zum Landkreis Unstrut-Hainich und bildet zusammen mit Hildebrandshausen eine Verwaltungsgemeinschaft. Der im Tal der Frieda gelegene, bereits 897 urkundlich erwähnte Ort liegt 19 Kilometer westlich der Kreisstadt Mühlhausen.

Der Kreuzweg ist leicht zu finden. Die hoch gelegene Pfarrkirche „St. Mariä Geburt“ kann als Orientierungspunkt dienen. Ganz in ihrer Nähe befindet sich das „St. Josefsheim“ (Pfarrheim), um das sich die einzelnen Stationen gruppieren.

Geschichtliches

Der Freikreuzweg in Lengenfeld u.St. zählt zu den jüngsten des Eichsfeldes. Im Jahre 1984 konnte die Pfarrgemeinde ein neues Pfarrheim einweihen. Pfarrer Ernst Witzel (Pfarrer von 1978-1992) regte dann den Bau eines Stationsweges rund um das „St. Josefsheim“ an und fand dafür begeisterte Helfer. Die Stationen schufen die Maurer Rudolf Gunkel und Josef Mähler, die Formen für den Guss der Betonteile fertigte der Schmied Martin Simon an.  Der Freikreuzweg wurde am 18. September 1988 durch Franziskanerpater Thomas Schmidt eingeweiht.

Gestaltung

Die Stationen sind auf weniger als 100 m Länge auf der Hoffläche des Pfarrheims verteilt. Die Doppelnutzung als Hofraum und Stationsweg schränkt die Wirkung der Anlage erheblich ein. Die Form der einzelnen Stationen ist trotz ihrer modernen Ausführung in Betongusstechnik von der traditionellen Hausform mit Sockel, Bildniskammer und Satteldach geprägt. Inschriften oder kleine Holzkreuze sind allerdings nicht vorhanden. Die Sockelzonen der ca. 1,65 Meter hohen Stationen sind jeweils mit Kalksteinplatten verkleidet. In den Nischen befinden sich Reliefs (42 x 24 cm) aus Lindenholz. Der Bildhauermeister Heinz Günther aus Hüpstedt ließ sich bei den Entwürfen von Grafiken des Malers und Illustrators Josef Hegenbarth (1884-1962) inspirieren. Das kleine Format zwang zur Konzentration. Die Bildwerke überraschen durch die ungewöhnliche und phantasiereiche  Darstellungsweise der altbekannten Bildthemen. Der Kreuzwegzyklus schließt mit einem Auferstehungsmotiv ab.

Brauchtum

Die Gemeinde Lengenfeld u. Stein betet den Stationsweg an einem Sonntag in der Fastenzeit.

Empfehlungen

Es empfiehlt sich ein Besuch der nahe gelegenen Pfarrkirche „St. Mariä Geburt“, zumal in dem neugotischen Bauwerk das letzte bedeutende Werk des im Eichsfeld und Thüringen populären Kirchenmalers Joseph Richwien zu finden ist. 1991 schuf der Künstler für seine Heimatgemeinde einen monumentalen Flügelaltar (Hauptaltar, 7 Meter hoch) mit einer Kreuzigungsgruppe. In der Predella ist der Initiator des Lengenfelder Stationsweges, Pfarrer Ernst Witzel, als Mundschenk verewigt.

Aber auch die früheren Arbeiten Richwiens, wie die Deckenmalereien und besonders die ausdrucksstarken Kreuzwegbilder sollten Beachtung finden.

In Lengenfeld u. Stein kann das Schloss Bischofstein, eine Vierflügelanlage des bekannten Eichsfelder Baumeisters Johann Christoph Heinemann aus dem Jahre 1747 besichtigt werden. Auf dem Burgberg, zu dessen Fuß das barocke Schloss erbaut wurde, sind Ruinenreste der alten Burg Steyn zu finden. Das bekannte, 240 Meter lange Eisenbahnviadukt von 1880 fällt jedem Besucher sofort auf. Es war Teil der Eisenbahnstrecke Berlin-Koblenz und ist heute zu einem Wahrzeichen von Lengenfeld u. Stein geworden. 

Empfohlen werden kann  auch ein anschließender Ausflug zum ehemaligen Benediktinerinnenkloster Zella (heute Alten- und Pflegeheim) oder zu den sieben ältesten Kreuzwegstationen des Eichsfeldes im benachbarten Hildebrandshausen.

Peter Anhalt, 2016

Quellen/Literatur

Blacha, Anneliese, Aus dem Leben des Kunst- und Kirchenmalers Joseph Richwien, 1912-1992, in: Eichsfeld Monatszeitschrift 38. Jg. (1994) Heft 1, S. 13-15. Kleine Chronik der Gemeinde Lengenfeld u. Stein, Festschrift zur 1100-Jahrfeier 1997. Recherchen von Schwester Josefa Teschner, Brief vom 6.05.2004. )