Der Bau des neuen Angers (1984)
Um den Anger als Mittelpunkt bildete sich die erste Siedlung. Hier am Steintisch im gehegten Kreise unter einer Linde sprach der Vogt im Namen des Landesherrn Recht
Hier gab Sonntags nach dem Gottesdienst den Männern der Gemeinde die Anordnungen der Obrigkeit bekannt. Hier erzählte an lauen Sommerabendender Ahn von guten und von bösen Zeiten, von Pest, Hungers- und Kriegsnöten.
Und wenn am Kirchweihtage Fiedelmann und Flötenbläser der Jugend zum Tanz aufspielten, erscholl der Jubel durch das ganze Dorf. Kirche, Schule, Schenke und Backs befanden sich in der Nähe. Den Abstand von der Angerfläche zum Kirchbergswege bildeten eine Mauer aus Feldsteinen, die etwa 3m maß. Das Plateau des Angers war oval, die Durchmesserder beiden Linden ¾ und 1 ½ Meter.
Durch Beschluß des Gemeinderates vom 5. Januar 1901 wurde dem Anger das Todesurteil gesprochen.
An seine Stelle sollte ein Saal gebaut werden. Dem Beschluß folgte alsbald die Tat.
Vielleicht wurde im Mittelalter, als Geleitschutz, Zollstock und Marktrecht mit der Burg verknüpft waren, auch Markt auf dem Anger gehalten, da die Stadt zum Stein oben am Berge
für die reisenden Kaufleute sehr unbequem lag und der Weg hinter dem Anger, der heutige Kirchbergsweg noch im 30 - jährigem Kriege den Namen „ Krämegasse „ führte.
In einer von A. Fick herausgegebenen Broschüre „Das Dorf entlang, Beiträge zur Volkskunde eines Eichsfeldischen Dorfes“ wurde die Kirmesfeier in früheren Zeiten dargestellt.
Zwei Burschen mit gutem Leumund wurden zu Platzmeister ernannt, und zwar einer vom Pfarrer, der andere vom Schulzen. Sie wurden der Ehre gewürdigt, bei den Umgängen zu Fronleichnam und Maria Geburt den Baldachin ( Thronhimmel ) zu tragen.
Am Samstagabend zogen die Burschen mit Musik durch das Dorf zum Anger. Nachdem auf dem Angerstein die Deulinge unter den Kirmesburschen, zur allgemeinen Erheiterung, mit viel Seifenschaum und einem hölzernen Rasiermesser symbolisch rasiert waren, begann der Tanz.
Am ersten Kirmestage, nach den feierlichen Hochamte wurden die üblichen Ständchen gebracht.
Nachmittags erfolgte mit klingendem Spiel der Aufmarsch zum Anger. Bis zum Abend wurde unter den Linden getanzt und anschließend im Saale. Die Platzmeister sorgten für Ordnung beim Tanzen. Das Mädchen, daß beim Tanzen auf dem Anger einen Korb gab, konnte vom Platze gespielt werden. Tanzte eines ohne Ehre, so wurde in früheren Zeiten mit einem Strphfeuer der Anger ausgebrannt.
Montags, also am 2. Kirmestage, brachten die Mädchen nachmittags Kuchen mit auf den Anger, wo er mit anderen Burschen gemeinsam verzehrt wurde.
Am Dienstagnachmittag machte der Kirmeshammel, geschmückt mit einem Kranz um den Hals, auf dem Wege von der Schäferei zum Anger, erst dem Umzug durchs Dorf mit, ehe er geschlachtet wurde.
Vorher - am Dienstagmorgen, waren die Burschen mit den Musikanten durch das Dorf gezogen, um ihren Mädchen aufspielen zu lassen. Die Geehrten und deren Mütter ließen sich nicht lumpen und spendeten, je nach Vermögen, reichlich Wurst, Kuchen und auch Geld.
Die Idee von der Neugestaltung eines Angers äußerte auf der konstituierenden Sitzung des Vorbereitungskommitees „ 100 Jahre Kirmes “ am 12.12. 1983 der Vorsitzende der BSG Union Heinz Ruhland.
Dieser Vorschlag wurde sofort aufgegriffen. Am 14. März 1984 fand dann endlich eine Standortberatung mit dem Bürgermeister August Dienemann, Karl Hildebrand, Arno Marx, Helmut Richwien und den Mitgliedern der AG Denkmalpflege Hans - Georg Hildebrand und Ludwig Mähler statt.
Karl Hildebrand stellte einen Teil seines Grundstückes bereit und Helmut Richwien übernahm die Gesamtleitung.
Als Standort wurde der Platz vor dem Bürgermeisteramt gewählt. Dieser Anger sollte dann
kultureller Mittelpunkt des Dorfes werden.
Ausgerüstet mit kühnen Ideen und einem festen Willen ging es dann am 14. 8 . 1984 mit Ausschachtungsarbeiten durch einen T 74 der BDS los.
An den Wochenenden des Monates September wurde dann hart zugepackt. Bruchsteine aus dem Steinbruch Effelder wurden für die Mauer verwendet. Die Brigade Fred Launicke unter der Leitung von Helmut Richwien war ständig im Einsatz.
Ansprache des Bürgermeisters zur Eiweihung des neuen Angers am 21. Oktober 1984
Es entspricht einer alten Tradition, daß in den Ortschaften des Eichsfeldes der Anger der Mittelpunkt eines Dorfes ist. Entsprechend der Traditionspflege hat der örtliche Rat im Juni des Jahres 1983 beschlossen, den bis dahin ungeordneten Platz vor dem Bürgermeisteramt entsprechend alter Unterlagen aus der Ortschronik als Anger umzugestalten.
Aus Anlass der 100. jährigen Kirmes unserer Gemeinde wollen wir das seit August begonnene und bis heute fertiggestellte Objekt übergeben.
Heute, da die Platzmeister der Jahre 1946 bis 1984, die Nottertaler Blasmusikanten sowie der Lok Spielmannszug aus Mühlhausenzugegen sind, wollen wir noch einmal den Dank aussprechen an das Kollektiv von Helmut Richwien, der den Anger herstellte, an den Gartenbauingenieur Konrad Martin Hagemannn, an den Karl Hildebrand, der das Teilgrundstück bereitstellte und an Heinrich Mähler, der die Linde zur Verfügung stellte.
Wir alle hoffen und wünschen uns, daß dieser Anger kultureller Mittelpunkt unserer Gemeinde wird und bleibt.
Ich bitte nunmehr den hier anwesenden Platzmeister Rudolf Hardegen das Band zu zerschneiden und den Anger mit einem Tanz einzuweihen.
Lengenfeld/Stein, den 11.Oktober 1984
Anno 1984 - den 11. Oktober wurde nach 3 - wöchiger Bauzeit die neue Angerlinde gesetzt.
Im Jahre des 35. Geburtstages unserer Republik und der 100.Wiederkehr der Kirmes in Lengenfeld/Stein wurde unter dem Bürgermeister August Dienemann, dem ABV der Volkspolizei Helmut Seidel, dem Pfarrer Ernst Witzel ein neuer Anger errichtet.
Die Linde, im 6. Jahr des Wuchses, wurde von Herrn Heinrich Mähler bereitgestellt, vom Standort auf dem Kirchberg am 10. Oktober zum neuen Anger verlegt und am Donnerstag, den 11. Oktober 1984 um 17.00 Uhr gesetzt.
Der neue Anger wurde hergestellt von:
Helmut Richwien 56 Jahre - Leiter
Peter Richardt Fred Launicke
Ottmar Gerstmeier Hubert Steinwachs
Hans -Georg Witzel Herbert Richwien
Konrad Martin Hagemann (Gärtner)
Hans - Georg Hildebrand
Karl - Ludwig Mähler
Damit besitzt Lengenfeld/Stein endlich einen traditionellen eichsfeldischen Anger, der auf dem Festumzug am 21. Oktober 1984 um 14.00 Uhr durch die Platzmeister Bernd Hedderich und Maike Fröhlich eingeweiht wird.
In zahlreichen Arbeitseinsätzen an nassen Herbstabenden wurde dieses neue Zentrum des Dorfes errichtet.
Wir wünschen den nachfolgenden Platzmeistern der 100. Kirmes sowie der Gemeinde, die in diesem Jahr 1530 Einwohner besitzt, daß der neue Anger zu einem kulturellen Mittelpunkt wird und hier frohe und friedliche Stunden verlebt werden.
Die Kirmesplatzmeister von Lengenfeld unterm Stein
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1984 Bernd Hedderich, Maik Fröhlich
1984 Peter Ruhland, Klaus - Dieter Straubel
Mathias Steinwachs, Martin König
1981 Bruno Hedderich, Siegfried Stützner, Roland Pudenz
1980 Uwe Eichner, Mathias Mielke,
Karl - Josef Wehenkel, Georg Bode
1979 Hans - Reinhard Eichner, Franz - Georg Hildebrand
Eberhard Scharf, Günther Gunkel
1978 Hans - Reinhard Witzel, Manfred Martin, Gerhard Witzel
1977 Walter Schröter, Achim Simon
Günther Fuchs, Lothar Hedderich
1976 Bernd Nörenberg, Lothar Hedderich
1975 Martin Tasch, Bernhard Rosenstock
1974 H. - G. Hildebrand, Heinz - Georg Fiege
1973 Herbert Jagoda, Herbert Müller
1972 Karl - Ludwig Mähler, Karl - Martin Fiege
1971 Hans - Werner Geier, Eberhard Hardegen
1970 Heinz Ruland, Albert Struthmann
1969 Arnold Riese, Dieter Mehler
1968 1. Bernhard Gaßmann, Ludwig Schröter
2. Arnold Riese, Dieter Mehler
1967 1. Franz Oberthür, Gerhard Höppner
2. Bernhard Gaßmann, Josef Erneck
1966 1. Franz - Josef Schäfet, Werner Schröter
2. Hans Erneck, Gerhard Höppner
1965 1. Hans Rodekirch, Günther Hartmann
2. Franz - Josef Schäfer, Werner Schröter
1964 1. Franz - Josef Ruland, Heinz - Bernd Müller
2. Hans Rodekirch, Günther Hartmann
1963 1. Erhart Jung, Erwin Predatsch
2. Franz - Josef Ruland, Karl - Heinz Riese
1962 1. Lothar Steinwachs, Siegfried Müller
2. Erhart Jung, Erwin Predatsch
1961 1. Hans Sparing, Emil Ihring
2. Lothar Steinwachs, Albert Oberthür
1960 1. Walter Witzel, Konrad Martin Habig,
2. Hans Sparing, Emil Ihring
1959 1. Franz - Josef Müller, Jakob Lorenz
2. Walter Witzel, Konrad Martin Habig
1958 1. Herbert Hartmann, Erich Wehenkel
2. Franz - Josef Müller, Jakob Lorenz
1957 1. Arno Marx, Erni Höppner
2. Herbert Hartmann , Erich Wehenkel
1956 1. Heinz Diete, Heinz Richwien
2. Arno Marx, Erni Höppner
1954 1. Heinz Rummel, Josef Apel
2. Josef Ruland, Josef Schröder
1953 1. Werner Daniel, Josef Hardegen
2. Heinz Rummel, Josef Apel
1952 1. Horst Morgenthal, Karl Hahn
2. Werner Daniel, Josef Hardegen
1951 1. Martin Simon, Hermann Hagemann
2. Horst Morgenthal, Karl Hahn
1950 1. Hubert Hagemann, Siegfried Witzel
2. Martin Simon, Hermann Hagemann
1949 1. Josef Bode, Edmund Fischer
2. Hubert Hagemann, Siegfried Witzel
1948 1. Albert Wehenkel, Josef Busse
2. Josef Bode, Edmund Fischer
1947 1. Franz Hardegen, Josef Scharf
2. Albert Wehenkel, Josef Busse
1946 1. Karl Steinwachs, Rudi Hardegen
2. Franz Hardegen, Josef Scharf
1945 - 1939 2. Krieg
1938 Franz Müller, Konrad Scharf
1937
1936
1935
1934 1. Karl Witzel, Georg Otto
2.
1933 1. Karl Richwien, Ernst Mähler
2. Alois Witzel, Georg Otto
1932 1. Heinrich Schröder, Franz Riese
2. Karl Richwien, Ernst Mähler
1931 1. Karl Höppner, Josef Lorenz
2. Heinrich Schröder,Franz Riese
1930 1. Peter Hardegen, Alois Montag
2. Karl Höppner, Josef Lorenz
1929 1. Michael Lorenz, Paul Hildebrand
2. Peter Hardegen, Alois Montag
1928 1. Thomas Kaufhold, Ernst Mähler
2. Michael Lorenz, Paul Hildebrand
1927 1. Georg Riese, Martin Morgenthal
2. Thomas Kaufhold, Ernst Mähler
1926 1. Josef Busse, Franz Oberthür
2. Georg Riese, Martin Morgenthal
1925 1. Heinrich Fischer, Anton Mähler
2. Josef Busse
1924 1.
2. Heinrich Fischer, Anton Fischer
1923
1922
1921 1.Peter John, Anselm Müller
2.
1920 1. Anreas Busse, Hermann Menge
2. Peter John, Anselm Mähler
1919 1.
2. Andreas Busse, Herman Menge
1946 Karl Steinwachs Rudi Hardegen
1947 Franz Hardegen Josef Scharf
1948 Albert Wehenkel Josef Busse
1949 Edmund Fischer Josef Bode
1950 Hubert Hagemann Siegfried Witzel
1951 Martin Simon Herrmann Hagemann
1952 Horst Morgenthal Karl Hahn
1953 Werner Daniel Josef Hardegen
1954 Heinz Rummel Josef Apel
1955 Josef Ruhland Josef Schröder
1956 Heinz Diete Heinz Richwien
1957 Arno Marx Erni Höppner
1958 Wilfried Wehenkel Herbert Hartmann
1959 Jakob Lorenz Franz - Josef Müller
FOTO
1960 Walter Witzel Konrad Martin Habbig
1961 Hans Sparing Emil Ihring
1962 Lothar Steinwachs Siegrfied Müller
wegen Maul - und Klauenseuche ausgefallen
1963 Erhard Jung Erwin Predatsch
1964 Franz Josef Ruhland Heinz Bernd Müller
1965 Günther Hartmann Hans Rodekirch
1966 Franz - Josef Schäfer Werner Schröder
1967 Gerhard Höppner Franz Oberthür
1968 Bernhard Gaßmann Ludwig Schröder
1969 Arnold Riese Dieter Mähler
1970 Heinz Ruhland Albert Struthmann
1971 Hans - Werner Geier Eberhard Hardegen
1972 Karl - Maritn Fiege Karl - Ludwig Mähler
1973 Herbert Jagoda Herbert Müller
1974 Hans - Georg Hildebrand Hans - Georg Fiege
1975 Martin Tasch Bernhard Rosenstock
1976 Lothar Hedderich Bernd Nörenberg
!977 Walter Schröder Achim Simon
1978 Hans Reinhard Witzel Manfred Martin Gerhard Witzel
1979 Hans Reinhard Eichner Franz Georg Hildebrand
Eberhard Scharf Günther Gunkel
1980 Uwe Eichner Mathias Mielke
Karl - Josef Wehenkel Georg Bode
1981 Bruno Hedderich Sigfried Stützner Roland Pudenz
1982 Peter Ruhland Klaus - Dieter Straubel
Mathias Steinwachs Martin König
1985 Bernd Hedderich Meike Fröhlich
Walther Fuchs, Lengenfelder Ortschronist
1984