Das große Bonifatius-Jubiläum auf dem Hülfensberge (1924)

Das Eichsfeld, im Herzen Deutschlands gelegen, hat im Jahre 1924 dreimal die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Vom goldenen Priesterjubiläum des bischöflichen Kommissarius des Obereichsfeldes, vom Eichsfelder Tag und dem Bonifatius-Jubiläum auf dem Hülfensberge musste die gesamte Presse Notiz nehmen. In zahlreichen illustrierten Blättern erschienen Bilder, sodass wir in dem Bestreben, unser Heimatländchen populärer zu machen, ein gutes Stück weitergekommen sind.

Die Erinnerung an die Einführung des Christentums und besonders die Fällung der Donareiche im Jahre 724 durch den hl. Bonifatius hat den Hülfensberg in den Mittelpunkt des kulturgeschichtlichen Interesses gerückt.

Freilich streiten die Gelehrten nach deutscher Art und Gründlichkeit wieder einmal über die Frage, wo in aller Welt, bei welchem Geismar der große Apostel den Sieg des Christentums äußerlich krönte, ob bei Fritzlar, Hofgeismar oder dem eichsfeldischen an der Frieda. Gerade in diesem Jahre musste der alte Kampf auflodern, wo das Volk sich zur 1200-Jahr-Feier rüstete. Wissenschaftlich wird die Frage aber nie endgültig entschieden werden. Darauf kommt es dem Volk auch gar nicht an. Ihm geht die Überlieferung über die gelehrte Forschung.

Am 31. August strömten Eichsfelder und Hessen trotz argen Regenwetters den Hülfensberg hinauf. Bischof Kaspar Klein von Paderborn erschien selbst zur Jubelfeier. Er hielt nach feierlichem Gottesdienst die Festpredigt und stimmte das Te Deum an. Mit Rücksicht auf den unentschiedenen Gelehrtenstreit musste die Eichenfällung fast ganz in den Hintergrund treten. Auch in der Festrede des P. Erasmus Baumeister, Halle, der nachmittags im Freien sprach, wurde der Kampf nicht berührt. Dagegen betonten alle, die zu Worte kamen, stark die Einführung des Christentums und seine Verankerung durch Bonifatius überhaupt. Neben der großen Kulturtat erscheint die Eichenfällung schließlich nur als schmückendes Beiwerk. Wenn das Eichsfeld zum Hülfensberge wallfahrtet, so gilt die Ehre zuerst und zuletzt allein Gott dem Herrn.

Im Refektorium des Franziskanerklosters versammelten sich um den Bischof Gäste von nah und fern zu einem zwanglosen Beisammensein. Wir bemerken den greisen Kommissarius Osburg mit zahlreichen Geistlichen vom Eichsfelde und aus der sächsischen Diaspora, den Reichsarchivrat Dr. Schäfer (Potsdam), den Schriftsteller Franz Herwig, P. Schwedthelm aus St. Ludwig, P. Lukas Koch (als Vertreter des Provinzials) und mehrere führende Männer aus der eichsfeldischen und hessischen Heimatbewegung.

Karl Löffelholz
(Quelle: „Mein Eichsfeld – Heimat-Jahrbuch für 1925“, Duderstadt: Mecke, S. 56 – 57)