Chronik der Pfarrei Hildebrandshausen (2019)
Einleitung
Wir bedanken uns bei Frau Maria Montag aus Hildebrandshausen, welche die Redaktion des Lengenfelder Echos bat, diese handschriftlichen Aufzeichnungen aus den Kirchenbüchern von Hildebrandshausen (vorliegend im Bistum Erfurt) hier zu veröffentlichen. Der Text war in Sütterlinschrift gefasst und wurde mit Hilfe der Familie Martin Bauer in deutsche Normalschrift übertragen.
Anlässlich der 150-Jahr-Feier kommen wir diesem Wunsch gern nach.
Die Redaktion im Jahr 2019
Hinweis zur Chronik
„Die Währung in Taler gilt nicht hundertprozentig als die richtige Währung. Es gab in dieser Zeit unterschiedliche Angaben auch mit Silbergroschen, Kupferpfennige etc. (₰)“. Von 1871 bis 1873 wurde in allen Staaten des Deutschen Reichs der Taler durch die Mark zu 100 Pfennig abgelöst, die ⅓ Taler entsprach“ (Wikipedia).
Aus der Chronik der Pfarrei Hildebrandshausen
Das Dorf Hildebrandshausen, welches seit Jahrhunderten als Filiale der Pfarrei Lengenfeld einverleibt war und daraus versehen wurde, ist im Jahre 1866 mit Genehmigung des Staates von Bischöflichen Gnaden, dem ehrwürdigen Bischof von Paderborn, Herr Dr. Konrad Martin, Hauptprälaten St. Heiligkeit des Papstes Pius IX, zur selbständigen Pfarrei erhoben worden. Zu dieser Pfarrei gehörte nicht nur das Dorf Hildebrandshausen, sondern auch das Rittergut Keudelstein mit seinen katholischen Bewohnern.
Es wurde nun die Pfarrstelle definitiv besetzt und der erste Pfarrer angestellt, am 16.10.1866, in der Person des Pfarrers Joseph Strecker aus Helmsdorf. Derselbe musste vorläufig zur Miete wohnen, da das Pfarrhaus noch nicht wohnlich eingerichtet war und dauerte deshalb bis Anfang August 1967, wobei dann die eigentliche Pfarrwohnung bezogen wurde.
Die feierliche Errichtung der Pfarrei, die Vorstellung und die Verpflichtung des besagten Pfarrers erfolgte am 29. Oktober durch den hochwürdigen Herrn Bischof Commissarius ehrenden Herrn, päpstlichen, geheimen Dr. der Theologie Clemens Zehrt, Ritter unter Assistent des Herrn Commisariatssekretär Werner Pudenz, der des Kapitels Geistlichen, welche sämtliche anwesend waren, nämlich: Herr Dechant Spier zu Lengenfeld und sein Kaplan Clemens Zert, Herr Definitoo Johann Reinländer zu Wendehausen, Herr Heisenberg zu Heyerode, Herr Pfarrer Serft zu Großbartloff und dessen Kaplan Herr Pfarrer Hesse zu Diedorf, außer diesen einige Pfarrer aus anderen Kapiteln. Herr Pfarrer Ständer zu Kalteneber, Herr Pfarrer Dedmar zu Höckerstedt, Herr Pfarrer Thomas Kaufhold zu Geisleden, Herr Pfarrer Thomas und Josef Kaufhold stammen beide aus Hildebrandshausen (Stopfels). Außerdem der Pfarrer Dunkelberg und der Schulleiter Müller von hier und Herr Pfarrer Hötzel zu Siemerode.
Am selben Tag wurde auch feierlich der Grundstein gelegt zum Bau einer neuen Kirche, die längst schon dringendes Bedürfnis gewesen ist, weil die alte Kirche zu klein war, durch den oben genannten Herrn bischöflichen Commisarius unter Assistens sämtlicher genannten Herren. Mit der gleichzeitigen Einsegnung wurde ein „doppeltes Fest“ gefeiert. Bei dieser Feier waren auch einige Laien anwesend, unter anderem der Bauunternehmer Hermann Weise aus Mühlhausen. Zuerst wurde der Grundstein gelegt, dann erfolgte die Errichtung der Pfarrei und die Verpflichtung durch den Commisarius Zert, worauf dann der Herr Dechant Spier den neuen Pfarrer in sein Amt einführte. Nach der chorsingenden Schola hielt der Pfarrer ein feierliches Hochamt mit Leviten, in welchem der Herr bischöfliche Commisarius die Festpredigt hielt und die Feier mit Te Deum und feierlichem Segen schloss. Die Pfarrwohnung hat die politische Gemeinde von Hildebrandshausen besorgt, indem die das sogenannte Junkershaus, welches sie früher vom Rittergut Keudelstein abgekauft hatte, für den Pfarrer wohnlich hat einrichten lassen und dasselbe ungefähr auf 2000,00 Taler zu stehen. Für die Erhaltung muss selbstverständlich die Kirchengemeinde Sorge tragen. Nebengebäude sind keine vorhanden, sollen aber bald gebaut werden. Wenigstens einige Ställe für Kühe und Schweine. Zwar ist der Fiskus Patron, aber eine Verpflichtung, eine Pfarrwohnung zu beschaffen hat er nicht anerkannt und hat die hiesige Kirchengemeinde ernennen müssen. Für alle Zukunft für die Pfarrwohnung sorgen zu wollen und nur unter dieser Bedingung ist die staatliche Genehmigung zur Errichtung einer eigenen Pfarrei Hildebrandshausen gegeben. Wogegen der Fiskus zum Pfarrgehalt jeweils auch zum Kirchenbau als Patron den pflichtmäßigen Beitrag leistet.
Die Gemeinde Hildebrandshausen, welche schon längst das Bedürfnis hatte einen eigenen Pfarrer als Seelsorger zu haben, besonders wegen der hl. Mission im Dezember 1861, abgehalten von Priestern aus dem Redemptoristenorden, war jedoch nicht im Stande die Mittel zur Unterhaltung eines Pfarrer aus eigenen Kräften zu beschaffen. Deshalb wurde der Staat, welcher Patron ist, um seine Beihilfe gebeten. In Folge mehrfacher Unterhandlungen erklärte sich endlich im Jahre 1866 der Staat bereit, zunächst auf 10 Jahre jährlich 200, 00 Taler zur Unterhaltung eines eigenen Pfarrers beizutragen und zwar 92,00 Taler jährlich als Abfindung an den Pfarrer zu Lengenfeld zu leisten. Die übrigen 108 des Pfarrers in Hildebrandshausen als jährlichen Gehaltszuschuss. Außerdem erklärte sich die Gemeinde bereit dem Pfarrer jährlich als Gehalt 100,00 Taler zu zahlen, welches von der Kirchengemeinde erhoben wird. Dazu kommt, wie bisher an den Pfarrer von Lengenfeld Zugedachtes, bestehend in 6 Metzen und 2 2/3 Metzen, 16 Metzen, 1 Maltersack Korn und eben so viel Hafer Pfarrfrucht, nämlich 74 Gerechtigkeiten haben 2 Metzen Korn und ebensoviel Hafer zu 2/3 an den Pfarrer und 1/3 an den Küster zu entrichten. Die Pfarrei welche 2 Gerechtigkeiten hat, hat also an den Pfarrer oder Küster jährlich 4 Metzen Korn oder Hafer zu entrichten, welches selbstverständlich die Gemeinde zu entrichten verplichtet ist. Sie hat sich aber bisher geweigert diese Pflicht zu erfüllen, ferner 4 Metzen, 3 1/3 Metzen Korn und ebenso viel Hafer Zinsfrucht (an den Pfarrer allein).
3 Hufen Land haben Zins und Lehen an den hiesigen Pfarrer zu entrichten, 3 Mätzen vom Acker und Hafer und bei Kauf oder Verkauf 10 % Lehngeld. Dieser Zins oder Lehen ist von einem Erzbischof und Kurfürsten von Mainz im 16 Jahrhundert zur Verbesserung der Pfarreinkünfte an die Pfarrei Lengenfeld geschenkt, wie die Pfarrakten daselbst nachweisen und bei der Firmung 1866 dem hiesigen Pfarrer überwiesen. Von den beiden Gerechtigkeiten der Pfarrei hat der Pfarrer jährlich 2 Teile Holz zu beziehen aus dem Gerechtigkeitswald auf dem Dünberg entweder 1 Schock Wellen oder ½ Klafter Scheitholz, wovon er aber den Hauerlohn bestreiten muss. Land ist weiter nicht bei der Pfarrei und auch weiter kein Holz, obwohl Land in Aussicht gestellt war und namentlich auch am Tage der Grundsteinlegung der Kirche und in Gegenwart des Commisarius versprochen, dem Pfarrer jährlich ein Klafter Scheitholz aus dem Gemeindewald zukommen zu lassen. Es ist bei dem Versprechen geblieben, ferner die Gelder, welche jetzt (anno 1870) einige 50% betragen. (Im ganzen aus der Kirchenkasse - Wäsche einige 75 Taler?)
Ostereier lässt der Pfarrer am grünen Donnerstag einsammeln 5-6 Schock, auch werden die Lichtgelder entrichtet 4,00 Taler?, dazu kommt die Stuhlgebühr. Jede Gerechtigkeit hat das Nutzungsrecht einer Stelle für das weibliche Geschlecht in der Kirche, also hat die Pfarrei 2 Stellen und zwar die Nr. 36 + 45, welche bei der Verlosung am 18. Juli 1869 der Pfarrei zugefallen sind.
Nach mehrjährigen Verhandlungen mit der Regierung wurde auch von Seiten des Staates, des Patrons, der Neubau der Kirche unaufschiebbar notwendig, anerkannt und genehmigt. Es wurde bewilligt für den ganzen Bau eine Summe von 17000,00 Taler(?), wovon die Gemeinde nochmal 2604,-, Taler(?) berechnet, waren aber später bedeutend höher gestellt, nämlich auf 3500,00 Taler? von der übrigen Summe 1/3 zu zahlen hat. Der Fiskus als Patron die 2/3. Der Bau begann mit der Ausgrabung des Fundamentes in der 2. Hälfte des Jahres 1866. Der Grundstein wurde schon am 29. Oktober gelegt und das Mauerwerk aus schönen Quadern ausgeführt. Im folgenden Jahr hatte der Bau guten Fortgang unter spezieller Leitung des Herrn Bauführer Meinzer aus Heiligenstadt und es wurden die Mauern des Schiffes und des Chores der Kirche, bis zu einer Höhe von 30 Fuß vollständig ausgeführt, sodass das Dach noch vor Weihnachten vollendet wurde. Auch die Sakristei wurde fertig und der Turm etwas höher als die Mauern des Schiffes und des Turmes, welcher 120 Fuß hoch ist. 70 Fuß Mauerwerk und 50 Fuß die Pyramide von Holz, wurde im Sommer des Jahres 1868 vollendet, sodass die Glocken, die noch vorhanden sind, noch vor Oktober aus der alten Kirche in die neue gebracht und im Turm aufgehängt werden konnten. 2 Beichtstühle sind ebenfalls aus der alten Kirche geholt und in der neuen aufgestellt worden. Die Kanzel wurde auch noch fertig sowie auch die übrigen Emporen. In der obigen Summe von 1700,00 Taler? ist auch die neue Orgel mit 800,00 Taler? in welche der Fiskus 2/3 bezahlt mit einbegriffen. Dieselbe hat der Orgelbauer Knauf aus Bleicherode gebaut für die obige Summe von 800,00 Taler? und gemäß bis zum 1. November 1868 vorschriftsmäßig aufgestellt. Der Herr Seminarlehrer aus Heiligenstadt hat die Revision der Orgel gegen Mitte Dezember mit Ausnahme einiger geringer Mängel für gut befunden, welche Mängel im folgendem Frühjahr 1869 beseitigt sind. So konnte die neue Kirche noch Ende 1868 als Gotteshaus den Winter hindurch schon genutzt werden.
Die feierliche Laudatio fand am 29.12.1868 statt und wurde vorgenommen vom hochwürdigen Herrn Commissarius Zehrt. Er hielt eine hl. Messe in der alten Kirche und führte dann die Gemeinde als Prozessionsleiter von der alten Kirche in die Neue, worauf dann die Laudatio erfolgte. Der Herr Probst und Assessor Lorenz zu Heiligenstadt hielt das Hochamt mit Leviten. Anwesend waren außerdem die beiden genannten Herren, die Herren Dechant Spier und Kaplan Grebenstein zu Lengenfeld, Definitor Reinländer zu Wendehausen, Hildeberg zu Heyerode, Hesse zu Diedorf, Gertriede zu Struth, Neufert zu Großbartloff und Pfarrer Schollmeier zu Geismar. Die Festpredigt hielt der Herr Commissarius Zehrt und so wurde die Feier mit dem Tedeum beschlossen.
Herr Pfarrer Josef Kaufhold zu Wiesenfeld war ebenfalls in seiner Heimatgemeinde bei der Feier anwesend.
Im Laufe des Jahres 1869 ist dann noch manches beschafft worden, jedoch sind die beiden Altäre immer noch nicht vollendet, weil es an den Geldern fehlt und der Herr Bauinspektor Siemon zu Mühlhausen die eingereichten Zeichnungen zurückgegeben, da die Gemeinde dafür allein aufkommen müsse. Ob nun die königliche Regierung auch auf Bittgesuch, welches in diesen Tagen abgeht (15.09.1870) eingehen oder 2/3 auf Staatsmitteln bewilligen wird, muss sich ergeben. Vielleicht, denn bis jetzt sind die 17000,00 Taler?, welche festgelegt waren noch nicht verausgabt, sondern erst 16337. Es sind also noch vorhanden: 663,- für welche sich das fehlende noch beschaffen ließe, nämlich die beiden Altäre, die Mauer um die Kirche herum (zu 400,- ) und auch eine neue Turmuhr. Schon 1860 ist ein neuer Kelch angeschafft, aus Kupfer und Silber alles gut vergoldet; gefertigt von Keuzing in Paderborn (44,00) ferner ein neuer Himmel mit weißer Wolle und Damast mit Gestell und Stäben (25,00) ein neues weißes Meßgewand mit Leviten (125,00). Letzteres hat die Gemeinde bezahlt, während der Kelch durch Kollekte bezahlt ist. Im Jahr 1869 ist ein Kronleuchter aus Glas von einem Guttäter bezahlt, ferner ein neues, sehr feines weißes Messgewand für 95,00 Taler?. Dieses ist aus Würzburg vom Paramentenverein, sowie auch die anderen Genannten, bezahlt ist alles von Guttätern (Spendern), sowie auch ein schwarzs Meßgewand, bezogen von Everten? in Paderborn zu 28,00Taler?, Zwei Stolas 3,00 Taler? und ein neues schönes Altartuch, zu 7,00 Taler? gefertigt, Alles von den Jungfrauen geschenkt, 6 Altarleuchter, jeder 4,00 Taler? geschenkt, 6 neue K..tafeln(?) geschenkt, außerdem noch einige Altartücher, ein neues Deckchen vor dem Allerheiligsten aus Würzburg 11 ½ Taler?, beides geschenkt.
Obwohl auch die neue Kirche die kirchliche Weihe erhalten hat und als Gotteshaus genutzt wurde, so fehlte ihr doch noch die eigentliche Weihe, (die bischöfliche Konsekration). Doch diese sollte bald folgen und ihr zuteil werden, durch unseren hochwürdigen Herrn Bischof Dr. Konrad Martin.
Nachdem der geliebte Oberhirt die neue Kirche in Wingerode und Bernterode, Kreis Worbis konsekriert und an den genannten und noch einigen anderen Stationen das hl. Sakrament der Firmung gespendet, wollte er es sich nicht versagen, auch noch unsere Gemeinde mit seiner hohen Gegenwart zu erfreuen und auch die neue Kirche feierlich zu konsekrieren.
Nachdem alles zum festlichen Empfange des treuen Oberhirten vorbereitet, die Häuser mit Girlanden und Kränzen geschmückt und auch mehrere beflaggt, traf derselbe um 6 Uhr am Abend des 28.06.1869 hier ein, um den folgenden Tag am Feste der hl. Apostelfürsten Peter & Paul die heilige Handlung vorzunehmen. Dieselbe fand statt unter Leitung des Herrn Bischöflichen Commissarius Zehrt, Azsessor Pudenz, Dechant Spier, Pater Zölestin auf dem Hülfensberg, Pfarrer Kaufhold zu Geisleden (geboren in Hildebrandshausen), Pfarrer Dellberger, Pfarrer Gertler, Pfarrer Kleinbänder, Kaplan Grafenstein, außerdem anwesend der Herr Regierungspräsident von Hölzer, die Herren Christoph und Conrad Martin, der Rittergutbesitzer auf Keudelstein und Höppner Pächter daselbst. Der Bauunternehmer Hermann Wiese und der Bauinspektor Simon mit seinem Bauführer, ferner der Herr Pfarrer Geermann zu Martinfeld.
Die heilige Handlung begann um 8 Uhr und dauerte bis 12 Uhr, mit feierlichem Hochamt und Predigt, welche der Hochwürdige Herr Bischof selbst gehalten. Als Tag für die Kirmes ist auf Wunsch der Gemeinde auf den 2. Sonntag im Oktober festgelegt worden.
Das Festessen dauerte bis gegen 4 Uhr, worauf der Hochwürdige nach Keudelstein fuhr und der Präsident über Wanfried zurück nach Erfurt.
Nachdem nun die Kirche konsekriert war, wurden die Stellen in der Kirche und zwar in den Stühlen verteilt bzw. verpachtet. Nach der Bestimmung des Hochwürdigen Commissarius sollte der Nutzungsberechtigten von Stellen in der alten Kirche dasselbe Recht in gleichem Maße auch in der neuen Kirche eingeräumt werden und sollte ihre Verteilung durch Lose geschehen. Diese Verlosung fand statt am 27.06.1869, am Tage vor der Ankunft des Hochwürdigen Bischofs, obwohl von Seiten der Einwohner die heftigsten Widersprüche erhoben und großer Lärm gemacht wurde. Ein altes Recht auf 2 Stellen haben nur die Gerechtigkeiten, die dafür auch entsprechend Leistungen und Abgaben haben; nämlich 2 Matzen Korn und Hafer an den Pfarrer und Küster und 1 gehäuftes Mätzchen Korn fürs Läuten an den Küster, was meistens 20,00 Taler? beträgt. Dafür haben sie das Nutzungsrecht einer Stelle für das weibliche Geschlecht. Männerstellen dagegen haben nicht alle, sondern nur 28. Diese Letzteren sind nicht verteilt und wegen des großen Aufruhrs ist dies ein Jahr später, am 28.06.1870 erfolgt, weil der Kirchenvorstand der Hoffnung war, dass die heftige Verbitterung sich mit der Zeit legen würde. Bei der Verlosung am 27.06.1869 wurde schon heftig gestritten und bei der Verpachtung am 06.07.1869 setzte sich der Streit fort. Dann schien alles in Ordnung, aber es fehlte nur wenig, dann wäre es in eine Prügelei ausgeartet. Die Verpachtung kam aber durch und es wurden alle Stellen im Schiff, welche nicht verlegt waren verpachtet, auch die 2 der 27 Berechtigten und zwar auf ein Jahr. Dieses verschaffte der Kirchenkasse eine Einnahme von etwas mehr als 41,00 Taler?, was umso freundlicher begrüßt wurde, als dieselbe seit Errichtung der Pfarrei ein jährliches Defizit von einigen 20,00 Taler? hatte, welches auf diese Weise leicht gedeckt werden konnte. Man hätte nun denken sollen, die Erbitterung wäre eine augenblickliche und würde sich daher bald legen. Allein dem war nicht so. Man wollte Recht haben, wo man es nicht hatte und es an Wählern nicht fehlte, so dauerte es gar nicht lange und es wurde eine Beschwerdeschrift nach der anderen gefasst und verschiedenen Behörden abgegeben. Die 1. Beschwerde ans Landratsamt eingereicht, dies jedoch verwies ins bischöfliche Commissariat, da es keine Einigung in rein innerkirchlichen Angelegenheiten hat. Die päpstliche Antwort konnte natürlich nicht ändern, als die Beschwerde früher dafür zu bescheiden, dass recht gehandelt wurde. Allein das half nicht. Es ging eine 2. Beschwerde an das Generalcommissariat zu Paderborn, aber auch von dort erfolgte dasselbe. Doch damit war man noch nicht zufrieden. Selbst nach der heiligen Mission wurde noch einmal eine Beschwerde an das Hochwürdige Commissariat zu Heiligenstadt eingereicht, aber auch mit demselben Bescheid abgefertigt, es sei recht gehandelt. Auch Advokaten hat man zu Rate gezogen und hätte gern einen Prozess angestrengt, allein das ging nicht, weil diese Angelegenheit nicht vor das Forum des weltlichen Gerichts gehört. Noch zu erwähnen ist, dass es auch an Winkeladvokaten nicht gefehlt hat, welche geschrieben haben und alle möglichen Mittel angewandt, damit der Friede immer gestört wurde. Es folgten nun diejenigen separat, welche 2 Stellen haben, welche sich aus der Verlosung ergeben haben.
Verlosung am 27. Juni1869
Lfd. Nr. Nr. d. Stelle Name der Berechtigten
1 62 Johannes Müller (Michels)
2 89 Karl Diete, Mühlenbesitzer
3 41 Peter Gille, Schneidermeister
4 49 Jakob Weiter, Kämmerer
5 86 Thomas Heinrich Diete
6 37 Georg Hardegen, Ackersmann
7 33 Christian Kaufhold, Ackersmann
8 66 Valentin Kaufhold, Ackersmann
9 31 Georg Kaufhold, Handelsmann
10 64 Thomas Oberthür, Handelsmann
11 72 Conrad Philipp Riese
12 32 Peter Diete u. Franz Oberthür
13 57 Franz Grimm, Handelsmann
14 63 Michael Kaufhold, Ackersmann
15 36 Die Pfarrei
16 45 dieselbe
17 Johannes Hagedorn
18 Jakob Diete, Ackersmann
19 82 Witwe Johannes Anhalt, auf dem Rasen
20 53 Peter Hesse, Arbeiter
21 85 Franz Michel Müller
22 79 Peter Diete, Ackersmann
23 77 Johannes Oberthür u. Wilhelm Anhalt
24 51 Michael Hosbach
25 75 Wilhelm Müller, Schmied
26 23 Lorenz Riese
27 68 Valentin Drechsler
28 44 Franz Michael Hosbach
29 113 Witwe Heinrich Kremmer
30 28 Joseph Lemmel, Wagner
31 22 Thomas Müller, Ackersmann
32 81 Peter Kaufhold, Schreiner
33 29 Peter Oberthür u. Bernhard Grimm
34 38 Johannes Hosbach, Schulze
35 35 Peter Börner
36 83 Karl Beck, Ackersmann
37 116 Georg Hosbach, Ackersmann
38 69 Witwe Förster Dunkelberg
39 87 Peter Diete, Handelsmann
40 52 Alwin Beck
41 90 Georg Beck u. Georg Oberthür
42 42 Michael Müller u. Witwe Fischer
43 55 Jakob Grebenstein, Arbeiter
44 88 Heinrich Grimm, Handelsmann
45 54 Peter Hesse
46 78 Heinrich Grimm, Handelsmann
47 71 Witwe Georg Oberthür
48 84 Johannes Herold, Ackersmann
49 47 Georg Herold, Arbeiter
50 65 Heinrich Preiß u. Jakob Müller
51 50 Heinrich Oberthür, Gastwirt
52 30 Franz Oberthür, Arbeiter
53 59 Wilhelm Diete
54 73 Jakob Müller, Gastwirt
55 24 Heinrich Diete, Handelsmann
56 39 Philipp Riese
57 155 die Küsterei
58 67 Michael Fick, Handelsmann
59 48 Witwe Anselm Klier
60 70 Michael Lorenz
61 46 Johannes Rindermann, Ackersmann
62 43 Peter Oberthür
63 117 Hans-Georg Rindermann u. Ochsenfahrt
64 74 Sebastian Müller
65 115 Georg u. Anton Kaufhold
66 114 Liborius u. Johannes Montag
67 26 Georg u. Johannes Montag
68 27 Johannes Kaufhold, Ackersmann
69 58 Witwe Heinrich Hesse
70 60 Johannes Peter Diete
71 91 Johannes Herold
72 80 Joseph Ochsenfahrt
73 25 Georg Diete
74 40 Heinrich Grimm, am Teiche
75 34 Thomas Kaufhold
Verlosung am 8. August 1870
Lfd. Nr. Nr. d. Stelle Name der Berechtigten
1 106 Johannes Müller Michels u. Georg Grimm
2 111 Karl Diete
3 105 Georg Hardegen
4 9 Christian Kaufhold
5 100 Valentin Kaufhold
6 8 Franz Grimm
7 13 Michael Kaufhold
8 109 Jakob Diete
9 98 Peter Diete am Anger
10 11 Johann Oberthür u. Wilhelm Anhalt
11 97 Thomas Müller u. Michael Hagedorn
12 96 Karl Beck
13 107 Peter Diete, Handelsmann
14 102 Adam Beck
15 10 Heinrich Grimm
16 110 Heinrich Oberthür, Gastwirt
17 109 Heinrich Preiß u. Jakob Müller
18 108 Jakob Müller, Gastwirt
19 94 Michael u. Lorenz Herold
20 12 Peter Oberthür
21 104 Michael Diete
22 95 Witwe Anselm Klier
23 101 Georg u. Anton Kaufhold
24 93 Johannes u. Liborius Montag
25 99 Johannes Kaufhold
26 14 Johannes Peter Diete
27 92 Johannes Herold
28 118 ????
Seit dieser letzten Verlosung sind nun Stellen in den anderen Bänken verlost worden unter der ausdrücklichen Bedingung, dass für die Christenlehre, feierliche Hochzeiten und die 1. Hl. Kommunion diese geräumt sein müssen. Vorstehende Verlosung ist vom hochwürdigen bischöflichen geistlichen Commissariat eingesegnet und genehmigt, unter dem 23. September 1870. Es muss noch erwähnt werden, dass das Rittergut Keudelstein nach altem Recht 4 Stellen erhalten hat und zwar die Nr. 4, 5, 6 und 7. Die übrigen Stellen sind am 7. Juli 1870 wiederum auf 1 Jahr verpachtet.
Nachdem nun die neue Kirche auch die bischöfliche Conseration erhalten, sollte bald darauf einen allseitig gefühlten Bedürfnis Rechnung getragen werden und dies war das Verlangen nach einer heiligen Mission. Zwar war eine solche in hiesiger Gemeinde abgehalten worden, vom 21. Bis 31. Dezember 1868 durch die hochwürdigen Patres aus dem Redemptoristenorden. Allein danach derselben bereits ein ganzes Decenium verflossen war, konnte eine hl. Mission aufs Neue allerseits nur erwünscht sein. Und so wurde eine solche zum 2. Male abgehalten, vom 9. Bis 16. Januar 1870 durch die 3 hochwürdigen Herren Patres aus der Gesellschaft Jesu: Koder, Engler, Schwätzen. Sämtliche Pfarrangehörige nahmen teil an derselben mit dem Eifer und empfingen mit sichtbarer Rührung und Zerknirschung die hl. Sakramente, viele sogar 2 und 3 Mal, und es sollte sich nicht ein Einziger vom Empfang derselben ausgeschlossen haben.
Selbst viele Auswärtigen wohnten mehreren Predigten bei und empfingen die hl. Sakramente. Als Beichtväter fungierten außer den 3 oben genannten Patres Herr Pater Cölestin, derzeit pensioniert auf dem Hülfensberg und ab und zu der eine oder andere der Herren Contrates. Im Kapitel geschlossen wurde die hl. Mission den 16. Januar abends gegen 6 Uhr durch hochwürdigen bischöflichen Commissarius Herrn Dr. Zehrt, außerdem Herr geistlicher Rat päpstlicher geheimer Ehrenkaplan Ritter unter Assistenz der sämtlichen Herrn Geistlichen des Kapitels Lengenfeld. Möge dieselbe unter dem Segen Gottes recht viele herrliche Früchte tragen.
Die neue Kirche entbehrte noch immer der hölzernen Altarwände. Der Fiskus weigerte sich beharrlich zu den Kosten beizutragen.
Es entschloss sich daher eine Guttäterin die Altarwand für den Nebenaltar mit einer Nische in der Mitte derselben für eine Muttergottesstatue, sowie auch die Statue zu beschaffen. Die hölzerne Altarwand ist vom Tischler Wand aus Kella im Jahr 1872 und kostet 115 Taler oder 315 Mark. Die Muttergottesstatue mit dem Jesukinde hat der Bildhauer Karl zu München, Prienerstr. Nr. 33 verfertigt und kostet incl. Verpackung und Porto 75 Taler?, sodass also die Altarwand des Nebenaltars nebst Muttergottesstatue 190 Taler? kostet. Ende Juli des oben genannten Jahres 1872 ist die Statue hier angelangt am Feste Maria Himmelfahrt, welches am 18. August gefeiert, wurde celebriert von dem jetzigen Pfarrer Joseph Strecker, bevollmächtigt vom hochwürdigen bischöflichen Commissarius zu Heiligenstadt.
Nach mehrfachen Verhandlungen erklärte die Regierung zu Erfurt sich endlich einverstanden im Jahre 1874 das der Fiskus als Patron zur hölzernen Altarwand des Hochaltars 2/3 Beitrage. Für die Beschaffung der Altarwand des Hochaltars hat der Fiskus 500 Mark bezahlt. Dieselbe wurde nun vom königlichen Landesinspektor Session zu Mühlhausen im Einvernehmen mit dem Kirchenvorstand im Herbst 1874 dem Tischlermeister Schuchard zu Dingelstädt übergeben. Zu dem Preis 250 Taler oder 750 Mark unter der Bedingung, dass sie bereits bis zum Frühjahr 1875 aufgestellt werde. Letzteres ist dann geschehen. Ende April 1875, sodass auch der Hochaltar eingeweiht werden konnte.
Geschichte
Seit 1671 wurden die jeweiligen kirchlichen Eintragungen von Hildebrandshausen auf dem Pfarramt in Lengenfeld erledigt und erst 1793 in Hildebrandshausen selbst. Der erste Kirchenbau in Hildebrandshausen erfolgte 1713 und war auf den Titel "Kreuzauffindung" geweiht (heute „Heilig Kreuz“).
Im 19. Jahrhundert betrieb man in Hildebrandshausen vorwiegend „Raschmacherei“, Handwollkämmerei und Landwirtschaft oder arbeitete außerhalb. 1862 hatte das Dorf ca. 850 Einwohner. 1907 bekam Hildebrandshausen eine Trinkwasserversorgung, und 1919 erfolgte der Anschluss an das Elektrizitätswerk.