Buchbesprechung zu drei Werken des Lengenfelder Lehrers Anton Fick (1966/1967)

Anton Fick, Schloß Bischofstein im Eichsfelde, nach archivalischen und geschichtsliterarischen Quellen bearbeitet, I. Teil, bis zum Jahre 1360. 1960, Kart. DM 4,50.

Beiträge zur Geschichte des kurmainzischen Amtes Bischofstein im Eichsfelde. 1957. Geb. DM -,80.

Das Dorf entlang. Beiträge zur Volkskunde eines Eichsfeldischen Dorfes. 1952 [behandelt Lengenfeld im Amt Bischofstein].

Alle drei im Selbstverlag; Auslieferung durch Verlag Trautvetter und Fischer Nachf., Marburg/Lahn und Witzenhausen.


Das mainzische Amt Bischofstein liegt am Südrand des Obereichsfelds, landschaftlich und geschichtlich eng mit dem westlich angrenzenden Eschweger Raume, vor allem mit Wanfried, verbunden. Seine Bedeutung liegt nicht zum wenigsten darin, daß es von wichtigen Straßenverbindungen, namentlich vom Werra-Übergang nach Mühlhausen, durchzogen ist. So darf die Burg auf dem Stein – und so hieß sie zunächst auch – wohl als alter, vielumstrittener Platz und gegebener Mittelpunkt für den späteren Verwaltungsbezirk angesehen werden. Nicht umsonst haben ihn die thüringischen Landgrafen zeitweilig in ihre Hand gebracht, und nach 1247 ließen es sich die Mainzer Erzbischöfe Mühe und Zeit genug kosten, um ihr bedrohtes Herrschaftsgebiet im nördlich anschließenden Eichsfeld durch den Gewinn dieser wichtigen Grenzposition zu sichern und abzurunden. Seitdem blieb der Bischofstein, wie er künftig – erstmals 1375 – genannt wurde, leidlich fest in ihrer Hand und wichtig auch für die Verbindung zu der weiterhin vielumworbenen Ganerbschaft Treffurt mit dem Werrazugang.

Die vorliegenden Beiträge entstammen der langjährigen Sammeltätigkeit des dort heimischen Verfassers, der nicht nur eine umfangreiche, auch entlegene Werke umfassende Literatur herangezogen, sondern auch vielerlei ungedruckte Quellen aus den einschlägigen Archiven verwertet hat (genannt werden außer dem sachlich wichtigen Staatsarchiv Magdeburg noch die Staatsarchive Dresden, Hannover, Marburg, München, Würzburg sowie das Stadtarchiv Mühlhausen), Dazu kommen zahlreiche ortseigene Überlieferungen vor allem zur Volkskunde und Topographie, Erinnerungen und Erzählungen oft in mundartlicher Form und vielfache gute Beobachtungen von Land und Leuten. Also gerade das Quellenmaterial, dessen Erfassung dem Heimatforscher gar nicht genug empfohlen werden kann, mit dem er unersetzliches und unbekanntes, meist schneller Vergänglichkeit anheimfallendes Lokalgut bergen und erhalten kann. Bedenkt man dazu, daß das Eichsfeld unter dem milden Regiment des kurmainzischen Krummstabes bis ins 19. Jahrhundert ein organisch erwachsenes und auch danach lange noch nicht gestörtes Eigenleben geführt hat, so kann man nur wünschen, daß noch manches andere aus seinen Sammlungen veröffentlicht werden kann.

Freilich wäre damit der Wunsch zu verbinden, daß die Darstellung künftig etwas übersichtlicher werden möge. Namentlich das erstgenannte Heft über Schloß Bischofstein wird auch dem etwas mit der Sache Bekannten ausgesprochene Mühe bereiten. Es ist doch ein sehr buntes und zuweilen schwer genießbares Durcheinander der verschiedensten Materien, Nachrichten und Auszüge (die Ersterwähnung des Namens Bischofstein ist z. B. kaum zu finden). Auch ist die sehr eingehend dargebotene Literatur zu ungleichmäßig eingearbeitet, alte und neue Meinungen unterschiedslos durch- und ineinander gebracht, mancherlei störende Versehen, namentlich bei auswärtigen Ortsnamen, stehengeblieben. Das Frankenbuch von Karl Rübel sollte trotz seiner unzweifelhaft anregenden Ausführungen mit erheblicher Vorsicht behandelt werden. Auch die namenkundlichen Bemerkungen vertrügen noch mehr Zurückhaltung. Bei der Vielzahl der berührten Familien mit dem Namen Stein wäre der Aufsatz von K. A. Eckhardt über das Fuldaer Vasallengeschlecht vom Stein unbedingt nachzutragen.

Die vorstehenden Bemerkungen sollen die mühevolle und ertragreiche Arbeit des Verfassers nicht herabsetzen. Sie sollen den interessierten Leser nur darauf vorbereiten, daß die Lektüre nicht ganz leicht ist (die beiden anderen Schriften sind auch übersichtlicher, da sie von vornherein einzelne Abschnitte locker aneinandersetzen). Aber sie ist m. E. doch wertvoll genug, um sie zu empfehlen.           


Claus Cramer
(Quelle: Zeitschrift für hessische Geschichte und Landeskunde, Band 77/78, 1966/1967, S. 239 – 240)