Aus der Geschichte von Schloss Bischofstein (1950)

Das im Jahre 1747 erbaute Herrenhaus, ehemals Sitz des mainzischen Amtes Bischofstein, bildet mit den im Rechteck angeordneten Wirtschaftsgebäuden ein stattliches Gehöft.

Im Nutzungs-Anschlag von 1803 heißt es:


„Gebäude und Stallungen im Viereck. Eine Banse, in der 400 Schock Getreide aufgelastet werden können. 7 heizbare Stuben. 4 Kammern. Amts- und Repositenstube. Die Gefängnisse. Backhaus. Schäferhaus. Kuhstall für 20 Stück. Pferdestall für 6 Stück. Über den Stallungen sind mit Gips belegte Speicher zur Aufschüttung des Zinsgetreides.”


Zwei von den ehemals drei großen Einfahrtstoren sind vermauert. Die Unterseite des Schlusssteines am mittleren Portal trägt die Inschrift: „Christoph Heinemann. Architektus 1747“.

Das Herrenhaus ist ein stattlicher Barockbau mit Flügelanlage.

Über dem nach der Hofseite gelegenen Portale ist ein Wappen angebracht, das in seinen vier Feldern zweimal das mainzische Rad und zweimal einen steigenden Hund aufweist. Die Inschrift lautet:


„JOH. FRIED. CARL D. G. ARCHIEP. MOG. S. R. I. P. GER ARCHICAN. EL. PRINCEPS ELECTOR.“


Die Abkürzungen bedeuten:

„Johann Friedrich Carl dei gracia Archiepiscopus Moguntisensis sancti romani imperii per germanim archicancellarius electus.“ (Übersetzt lautet der Text: Johann Friedrich Carl durch Gottes Gnade Erzbischof von Mainz, des Heiligen Römischen Reiches für Deutschland Erzkanzler, Kurfürst)


Mit der Zuteilung zu Preußen hörte das Schloss auf, Sitz eines Amtes zu sein. Bereits in der Zeit des Königreichs Westfalens kam es in Privatbesitz.

Längere Zeit war es mit etwa 300 Morgen Land im Besitze einer Familie Müller.

In den Jahren nach 1900 erwarb es Dr. Marseille, der hier im Jahre 1908 eine Erziehungsschule einrichtete. Sein Nachfolger, Dr. Ripke, baute die Schule zu einer Vollanstalt unter staatlicher Aufsicht. Etwa 100 Schüler aus allen Gegenden Deutschlands und aus auslanddeutschen Familien genossen hier Unterricht bis zur Primareife, Wohnung und Verpflegung.

Nach dem Zusammenbruch 1945 hat das Schloss verschiedenen Zwecken gedient und ist zurzeit (1950) ein Erholungsheim für Lehrer und Lehrerinnen.


Anton Fick
(Quelle: „Chronik der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein und des Bischofsteins“. Unveröffentlichte Maschinenschrift, datiert auf den 23.08.1951, Kapitel: „Das neue Schloss“)