Auf der Klosterschrenn

Weitab vom lärmenden Menschenmeer
Grüßt mich ein goldbeglänztes Tal,
Ganz wie das wogende blaue Meer
Im letzten Abendsonnenstrahl!
Friede! lispeln meine Lippen,
Friede! tönt’s von tausend Klippen.

Hier fährt die Seele auf leichtem Kahn
Ins Traumland, das sie selbst nicht kennt;
Sie schwingt sich im Traume himmelan
Aus Tiefen, wo das Schicksal brennt.
Versunken sind alle Sorgen,
Es schreit kein heute, kein Morgen!

Weiß nicht, was in der herbstlichen Pracht,
Wie bunter Heimatkindertraum,
Die Seele so heimatselig macht
Unter grünendem Eibenbaum.
Unnennbar selige Stunde – – –
Der Quell rauscht voller im Grunde.

Ein seltsam Klingen auf moos’gem Gestein,
Ein Lied so weich und friedeschön.
Ich lausche und sinn’ in die Nacht hinein,
Traumwunder kommen, Schatten geh’n.
Aus Felsenhöhlen und Spalten
Steigen uralte Gestalten.

Auf Felsenhöhen so urweltgleich,
Wo bunter Blätter talwärts wehn,
In ewig wogendem Waldbereich
Geh’n Wunder, die wir nie verstehn. – – –
Wie große Ewigkeitsoktaven
Verhallt’s im stillen Heimathafen.

August Hahn