Altvatersloch

Nicht weit von dem eichsfeldischen Dorfe Lengenfeld, das durch die Eisenbahnbrücke bekannt ist, die über den Ort führt, liegt das ehemalige Benediktinernonnenkloster Zella, auch Friedenspring genannt.

– Wie ehemals die alten geistlichen Jungfrauen den jüngeren erzählten, soll das Kloster von einem gewissen Herrn von Tastan, aus einem angesehenen Geschlechte, gestiftet worden sein. Derselbe war einer der gefürchtetsten Raubritter seiner Zeit. Nichts war ihm heilig, und selbst nach den Gütern der Kirche wagte er die Hände auszustrecken. Dafür ergriff ihn aber in späteren Jahren die bitterste Reue, und weil er sich trotz der vielen aufgehäuften Schätze nicht glücklich fühlte, sondern beständig vor dem Zorne des Höchsten zitterte, so beschloss er endlich, alles, was er auf so schändliche Weise erworben hatte, zu frommen Zwecken zu verwenden. Er erbaute das Kloster Zella, stattete es reich aus und ließ es mit Klosterfrauen aus dem Orden des hl. Benediktus besetzen.

Er selbst soll sich über dem Kloster in einer Felsenhöhle, Altvatersloch genannt, aufgehalten und hier den Rest seines Lebens in strenger Buße zugebracht haben.

Karl Wüstefeld
(in: "Obereichsfeldischer Sagenschatz", Heiligenstadt: Cordier, 1920.)