Adam Richwien zum 30. Todestag
Du lebst nach meinem Glauben
In einem anderen Land, nur aus der Zeit –
Man keltert aus den Trauben,
die dort gedeihn, den Wein der Ewigkeit.
Du hast zu allen Dingen,
so scheint es mir, den Standort nur vertauscht;
Du hörst die Glocken klingen
Wie ehedem, als du auf sie gelauscht.
Dorfheimat – Erdenstelle,
die köstlich, was die lieb, in sich beschloss,
dass es, verzückte Welle,
in Lieder und Gedanken sich ergoss.
Mit wachen Augen immer
Der Seele aller Schöpfung auf der Spur;
In Tag und Sternenschimmer,
in Lust und Leid verhorcht der Kreatur.
Da war der zahme Rabe,
der immer wiederkam mit lautem Krah
und klug, mit viel Gehabe,
die gleichsam Kunde gab von fern und nah.
Die Krankheit ließ dich selten
Noch Weite sehn. Er flog für dich hinaus,
versponnen in die Welten
das Hier und Dort, so harrtest du vorm Haus.
Er blieb bis auf die Stunde,
als er im Hof die Trauermenge sah.
Er zog verstört die Runde
Und flog dann fort. Wie Klage klang des Krah...
Du lebst nach meinem Glauben
In einem andern Land, nur aus der Zeit –
Man keltert aus den Trauben,
die dort gedeihn, den Wein der Ewigkeit.
Josef Richwien
(Sohn des Heimatdichters Adam Richwien)