Walther Fuchs
Heimatforscher und Ortschronist
Am 13. Oktober 1918 wurde Walther Fuchs in Lengenfeld unterm Stein als Sohn des Schuhmachermeisters August Fuchs geboren und wuchs mit 3 Brüdern im elterlichen Haus auf.
Nach Absolvierung der Volksschule von 1925 bis 1930 in Lengenfeld unterm Stein, besuchte er von 1930 bis 1931 die Rektoratsschule in Dingelstädt.
Ab 1931 war es ihm vergönnt, die Oberrealschule auf „Schloss Bischofstein “ zur Erlangung des Abiturs zu besuchen.
Im Jahre 1938 rief man ihn zum Reichsarbeitsdienst. Im gleichen Jahr wurde er zum aktiven Wehrdienst zur Wehrmacht einberufen. Aus dem 2. Weltkrieg kehrte er 13mal verwundet, mit einem kaputten Arm und Bein zurück.
Im Jahre 1946 besuchte er die Pädagogische Fachschule in Heiligenstadt.
Von 1946 bis 1972 war er als Lehrer an der Oberschule in Lengenfeld unterm Stein tätig. Wegen eines weiteren Kriegsleidens, der Schwerhörigkeit, musste er den Lehrerberuf im Alter von 54 Jahren aufgeben.
Von 1973 bis 1978 war er als Sachbearbeiter beim Rat der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein tätig.
Im Jahre 1978 wurde er Invalidenrentner.
Von jung auf hatte sich Walther Fuchs dem Sport verschrieben, er war Mitbegründer des neuen Sportvereines, viele Jahre verantwortlich tätig und seit 1992 Ehrenmitglied.
Der Heimatforschung widmete er intensiv viele Jahre seines Lebens. So erarbeitete er Stammbäume, Ahnentafeln und die verschiedensten Chroniken seines Heimatortes.
Er scheute weder Arbeit, Zeit, Mühe noch Geld für die Heimatforschung. Immer war er bemüht, für die Nachwelt unsere Geschichte, Begebenheiten aus Natur und Gesellschaft in Wort und Bild festzuhalten.
Am 21. September 1995 verstarb er ganz plötzlich und unerwartet, nach kurzer schwerer Krankheit, in Göttingen im Krankenhaus.
Der kulturelle Wert seines vorliegenden Schaffens ist von immenser Bedeutung, weit über seinen Heimatort hinaus.
Der Gemeinderat der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein hat sein Wirken und Schaffen mit der Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein postum gewürdigt.
+++In memoriam Walther Fuchs+++
Ein Nachruf von Willi Tasch
Walther Fuchs wurde als Sohn des Schuhmachermeisters August Fuchs und dessen Ehefrau Martha am 13. Oktober 1918 geboren und wuchs mit drei Brüdern im elterlichen Haus auf. Bei Vater August war der Kunde ,,König“, und so wurden die reparierten Schuhe von klein auf durch die Jungen zu den Kunden zurückgebracht. Hierdurch kam auch Sohn Walther in viele Häuser und lernte die Familien mit ihren Freuden, Sorgen und Nöten kennen.
Von 1925 bis 1930 besuchte er die hiesige Volksschule und von 1930 bis 1931 die Rektoratsschule in Dingelstädt. Ab 1931 bis 1938 war es ihm vergönnt, die Oberrealschule auf "Schloss Bischofstein“ unter Leitung von Herrn Dr. Wilhelm Ripke mit dem Erreichen des Abiturs zu besuchen. Für einen Dorfjungen zu dieser Zeit gar nicht so einfach – schon aus finanziellen Gründen – denn die Schule "Schloss Bischofstein“ wurde von vielen Söhnen ,,gut Betuchter“ besucht.
Im Jahre 1938 rief man ihn zum Reichsarbeitsdienst, wo man Scherzhafterweise sang: ,,Fünfundzwanzig Pfennig ist der Reinverdienst (täglich), ein jeder muss zum Arbeitsdienst“. Im gleichen Jahr noch wurde er zum aktiven Wehrdienst zur Wehrmacht einberufen und musste daher den unseligen Zweiten Weltkrieg vom ersten bis zum letzten Tag auf verschiedenen Kriegsschauplätzen miterleben. Man kann es kaum glauben, Walther Fuchs wurde in diesem Krieg 13-mal verwundet und kehrte aus ihm mit kaputtem Arm und Bein zurück. Doch das Leben muss weitergehen. Froh war jeder, überlebt zu haben, und dass nicht mehr bombardiert und geschossen wurde.
So besuchte er im Jahre 1946 die Pädagogische Fachschule in Heiligenstadt und kehrt als ,,frischgebackener“ Lehrer in sein geliebtes Lengenfeld zurück. Es war ihm vergönnt, von 1946 bis 1972 an der Oberschule in Lengenfeld seine Berufung mit großer Liebe und Hingabe auszuüben. Walther Fuchs, ein überzeugter Christ, hat auch hier immer im Rahmen des Möglichen versucht, seinen anvertrauten Schülern christliche Werte in einer sozialistischen Schule zu überbringen. Die heutigen 30- bis 60-Jährigen – fast zwei Generationen – haben bei Herrn Lehrer Fuchs die Schulbank gedrückt, und viele von ihnen sprechen heute noch voller Hochachtung und Verehrung von ihm. Noch in der alten Schule bei der Gemeindeschänke musste in der Pause so mancher Schüler bei Tante ,,Mariechen“ seine Zigaretten der Marke ,,Carmen“ holen.
Zu allem anderen machte sich leider zusätzlich noch ein Kriegsleiden – die Schwerhörigkeit – bemerkbar. So musste Walther Fuchs 1972 seinen geliebten Beruf im Alter von 54 Jahren schweren Herzens aufgeben.
Von 1973 bis 1978 war er als Sachbearbeiter in der Gemeindeverwaltung Lengenfeld tätig. Eine segensreiche und fruchtbare Arbeit für die Geschichte der Gemeinde wurde in dieser Zeit durch ihn be- und aufgearbeitet. Im Jahre 1978 schied er von dort als Invalidenrentner aus.
Von jung auf hatte sich Walther Fuchs dem Sport verschrieben und war selbst einmal ein guter Fußballer. Jahrelang war er maßgeblich an der Entwicklung des Sportes in Lengenfeld beteiligt.
Plakate für alle Vereine und alle Anlässe wurden von ihm in seinem unverkennbaren handschriftlichen Stil gemalt. Moderne Kopiergeräte, wie sie heute in jeder Büro- und Amtsstube stehen, gab es noch nicht.
Von Kindesbeinen an hat er sich der Natur und dem nahe gelegenen Wald an unseren Hängen verschrieben. Die ersten Schneeglöckchen und Waldpilze konnte man bei der Familie des Naturfreundes Walther Fuchs finden.
Das ,,Schloss Bischofstein“ lag ihm zu allen Zeiten besonders am Herzen, und mit den vielen fremden Mitschülern aus ganz Deutschland sind die guten Kontakte bis heute nicht abgebrochen, auch nicht während der langen Zeit der Trennung und Teilung Deutschlands. Als Rentner nutzte er vor der Wende mit seiner Frau Else die Möglichkeit, an Treffen ehemaliger Schüler im damals anderen Teil Deutschlands teilzunehmen. Gleich nach der Wende wurde ein solches Treffen auf ,,Schloss Bischofstein“ organisiert und abgehalten. Selbst ein Schulfreund aus Amerika suchte ihn hier auf.
Die Nachkriegs- und Besatzungszeit verschonte auch den kriegsversehrten Walther Fuchs nicht, denn einmal wurde er von ,,unseren Freunden“ zusammengeschlagen. Auch die vielen Verwundungen machten ihm immer wieder zu schaffen. Ein besonders furchtbares und schmerzliches Erlebnis war für ihn die erste „,Zwangsaussiedlung“ aus dem so genannten Sperrgebiet im Jahre 1952. Immerhin waren davon in Lengenfeld 35 Familien betroffen. Dieses Erlebnis ergriff ihn in seiner Gesundheit so, dass man ihn ins Krankenhaus einliefern musste.
Trotz alledem hat er sich in diesen langen Jahren intensiv mit Heimatforschung, der Erstellung von verschiedenen Chroniken, Stammbäumen und Ahnentafeln beschäftigt. Zahlreiche Orts- und Familienchroniken wurden von ihm zusammengetragen. Hierzu hat er viel Bildmaterial aus Lengenfeld und dem Eichsfeld geschaffen und war daher oft mit dem Fotoapparat anzutreffen. Er scheute weder Arbeit, Zeit, Mühe noch Geld für diese seine Berufung. Immer war er bemüht, für die Nachwelt vieles in Text und Bild festzuhalten. Den kulturellen Wert für die Zukunft kann man nicht nach Tagen und Monaten, nein, nur nach Jahren bemessen und kann auch nicht in einem finanziellen Wert ausgedrückt werden. Kurz gesagt, eine solche aufopferungsvolle Arbeit ist unbezahlbar.
Walther Fuchs war ein Mann, der ganz selten ,,nein“ sagen konnte und der jedem helfen wollte. Selbst zu Hochzeiten, Jubiläen und sonstigen festlichen Anlässen waren seine Festschriften immer wieder gefragt. Doch das Schicksal verschonte auch ihn und seine Familie nicht. Einige schwere Schicksalsschläge – der plötzliche Tod von lieben Menschen – suchten ihn heim. Aber immer wieder raffte er sich auf und blieb für seinen Nächsten der hilfsbereite, liebenswerte aber bescheidene Mensch.
Zu diesem vorstehenden Lebenslauf anlässlich seines 75. Geburtstages - am 13. Oktober 1993 - möchte ich zur Vervollständigung nach seinem plötzlichen und schmerzlichen Tod anmerken:
Walther Fuchs liebte es nicht, im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stehen, daher wirkte er gern still und bescheiden. Auch war seine Gesundheit in letzter Zeit nicht vom Besten, so dass er nicht nach großen Ehrungen und Feierlichkeiten strebte, ja, er versuchte, sie nach Möglichkeit zu umgehen. Das ,,goldene Ehejubiläum" mit seiner Frau Else verbrachte er daher voriges Jahr im Kreis seiner engsten Familie in einem Erholungsort im Schwarzwald. Dieser Aufenthalt mit seinen Lieben - wovon er liebevoll erzählte und schwärmte - war ein für ihn und seine Nächsten unvergessliches Erlebnis - ja fast ein krönender Abschluss seines bescheidenen und opferbereiten Lebens. Nach diesem schönen Erholungsurlaub wurde er von einigen schweren Erkrankungen heimgesucht. Walther Fuchs wird uns unvergessen bleiben.
Willi Tasch
Anmerkung:
Am 21. September 1995 verstarb Walther Fuchs ganz plötzlich und unerwartet, nach kurzer schwerer Krankheit, in Göttingen im Krankenhaus. Der kulturelle Wert seines vorliegenden Schaffens ist von immenser Bedeutung, weit über seinen Heimatort hinaus.
Der Gemeinderat der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein hat sein Wirken und Schaffen mit der Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde Lengenfeld unterm Stein postum gewürdigt.
Auswahl seiner Werke:
- Chronik der Kirche AD BEATAM MARIAM VIRGINEM Lengenfeld unterm Stein
- Chronik "30 Jahre Lengenfeld unterm Stein"
- Chronik des St.-Elisabeth-Krankenhauses Lengenfeld unterm Stein
- Schulchronik Lengenfeld unterm Stein (2. Teil - Fortsetzung und Überarbeitung von Walther Fuchs)
- Chronik "50 Jahre Fußball" in Lengenfeld unterm Stein
- Verschiedene Einzelchroniken (zum Teil unvollendet) von Familien (Ahnentafeln und Stammbäume), Häusern und Einrichtungen