Adam Richwien
Lengenfelder Heimatdichter
Vor einem Häuschen in der Nähe unseres Krankenhauses, die „Spitzen“ genannt, saß in den zwanziger Jahren ein noch relativ junger Mann, der krank zu sein schien, in der Morgensonne an einem Tisch, auf dem stets Blumen standen. Er sah zu den Bergen und zum blauen Himmel hinauf und schrieb und schrieb. Kleine Verse, größere Gedichte und Erzählungen brachte er zu Papier. In den Zeitungen fanden wir sie wieder. Sie hatten eine so warmen Ton und wandten sich an das Gemüt. Dieser schlichte Mann sprach aus christlicher Überzeugung und Heimatliebe zu dem „Dörfchen dort unter dem Stein“ zu den Herzen der Leser.
Persönlich gekannt haben ihn nur die Leute in Lengenfeld und auch manche Einwohner aus den Nachbardörfern Faulungen und Hildebrandshausen. Erst als am 27. September 1928 die Zeitungen meldeten, der noch nicht vierzigjährige Adam Richwien sei gestorben, erfuhren die Leser, wer unter dem Pseudonym „Korzwarenpeter“, „Gottlieb Wichtelsteinchen“ und „Anton vom Friedabach“ die gemütvollen Volkserzählungen, Gedichte und Mundartverse in Reim und Prosa geschrieben hatte.
Adam Richwien wurde am 25. April 1889 zu Lengenfeld unterm Stein geboren. Sein Vater war Weber und Handelsmann. Auch auf das Wollkämmen verstand er sich.
Adam Richwien war das zwölfte und letzte Kind dieser typisch eichsfeldischen Familie vom alten Schlag. Den größten Teil seiner Kindheit verbrachte der kleine Adam am Heiligenberg, wo der Vater ein karges Stück Land erworben hatte. Die schöne Umgebung und das herrliche Friedatal übten auf das Kindliche Gemüt einen nachhaltigen Eindruck aus. Nach der Entlassung aus der Schule, in der er in seiner Klasse der beste war, wäre er gern Maler geworden. Doch der Vater wollte einen Ziegelbrenner aus ihm machen.
Nach kurzer Zeit wechselte der junge Adam wegen einer Herzkrankheit zur Zigarrenfabrik über. Trotz Verschlechterung seines Leidens fing nun das fruchtbare dichterische Schaffen an. Das „Eichsfeldische Volksblatt“ brachte nun seine Verse und Kurzgeschichten heimatlichen Charakters. Adam Richwien wurde zum Volksdichter.
Seine bekanntesten Werke und Gedichte sind: „Dorfheimat“, „Wohl auf der Ziegelei“, „Schwanengesang“ und„Kumm häime!“.
Es war eine merkwürdige Fügung, dass gerade an seinem Todestag folgende Verse von ihm gedruckt wurden:
Nun ist die letzte Frucht geboren,
Die Felder gähnen garbenlehr.
Darüber hin an jedem Morgen
Wälzt sich ein graues Nebelmeer.
Des Sichelliedes letzte Zeile
Verklang schon längst im fernen Ried,
Nun über eine kleine Weile
Formt sich daraus ein Sterbelied.
Die letzte Frucht - ein hart Erkennen
So bang in meine Seele steigt:
Noch ungefüllt sind meine Tennen,
- Nehm ich den Winter denn so leicht?
- Ein hart Erkennen - o wie bitter
Ist mir des Herbstes letzte Frucht.
Ich bin ein Armer, der der Schnitter
Verwehte karge Ähren sucht.
Walther Fuchs
Auswahl seiner Werke:
- „Dorfheimat – Erinnerungen eines Dorfjungen“, Lengenfeld unterm Stein, 1927
- „Wildrosen vom Raine“ – Gedichtsammlung (unveröffentlichtes Manuskript)
- „Auf Heimatpfaden“ – Sammlung von Erzählungen, Skizzen und Elegien (unveröffentlichtes Manuskript)
- „Wildkäsperklüdden“ – mundartliche Schnurren (unveröffentlichtes Manuskript)
- „Kreuzlindenrast“ – Religiöse Gedichte und Erzählungen (unveröffentlichtes Manuskript)
- „Szenenbilder aus dem Leben der hl. Elisabeth“ (dramatisches Theaterstück, unvollendet/fragmentarisches Manuskript)
Anmerkung: Dem Werk und Leben des Lengenfelder Heimatdichters ist die Literatur-Spezialrubrik: Adam Richwien gewidmet.