Baugeschichte unserer Kirche

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Baugeschichte unserer Kirche

1. Einführung zur Baugeschichte

Obwohl der Heilige Bonifatius bei seiner Missionstätigkeit in den Jahren 722 bis 745 in Thüringen 741 das Bistum Erfurt errichtete, sein Nachfolger Lullus (754-786) die Klöster Fritzlar, Ohrdruf und Hersfeld gründete und es nach den ältesten Urkunden des Klosters Hersfeld schon mehrere Kirchen in Thüringen gab, sind uns aus dieser Zeit keine Kirchen im Eichsfeld bekannt.
Erst in die Zeit des Erzbischofs von Mainz Otgarius (825 - 847) fällt die Erwähnung der Stiftskirche zu Heiligenstadt. Im Jahre 929 wird die Kirche zu Duderstadt genannt. Bereits 987 erhält der Erzbischof Willigis (975 - 1011) vom Grafen Wicher die Kirche Dorla geschenkt, die zu einer Kollegiatskirche erhoben wird. Die Erbauung der Kirche Uder fällt in die Zeit zwischen 1089 bis 1109, denn Ruthard von Mainz, der während dieser Zeit regierte, schenkte dem Propst zu Heiligenstadt neben Uder noch vier weitere Kirchen, die leider nicht mit Namen genannt werden.
Da der Erzbischof von Mainz zu dieser Zeit schon Besitzungen in Lengenfeld u. Stein besaß, wird auch hier, in einem der größten Dörfer des Obereichsfeldes schon eine Kirche gestanden haben. Mit dem Jahre 1337, in dem der erste Pfarrer von Lengenfeld u./Stein - Rudolph - urkundlich genannt wird, wird auch die Kirche zum ersten Mal erwähnt.

2. Die alte einschiffige KIrche auf dem Kirchberg

Da die ältesten Schriftstücke im Pfarrarchiv mit dem Jahre 1580 beginnen, kann seit dieser Zeit erst mit einer wahrheitsgetreuen chronologischen Aufzeichnung der Baugeschichte unserer Kirche begonnen werden. An verschiedenen Stellen des Mauerwerks der einschiffigen Kirche waren die Jahreszahlen 1517, 1609, 1661 und 1719 eingehauen. So kann man annehmen, dass diese Kirche am Anfang des 16. Jahrhunderts - wahrscheinlich 1517 erbaut worden ist. Zu diesem Zeitpunkt läuteten in dieser Kirche schon

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[Bild]

Lengenfeld
1530

Unsere ganz alte Kirche steht schon auf dem Kirchberg
– einer alten Landkarte entnommen

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drei Glocken. Darüber geben uns die Kirchenrechnungen aus dieser Zeit wie folgt Auskunft:
In jeder Kirchenrechnung ab 1580 finden wir in der Ausgabe:
"Dem Kirchendiener zu Glockenschmer geben …"
Kirchenrechnung von 1587:
"1 Schnbg. 10 Pf. hat der Hain Muller verdient, als er an der großen Glocken den Zapfen anders gemacht."
"8 Pf. vor 1 Pfund Oel zu der Mittelglocken gebraucht."
Kirchenrechnung von 1594:
"1 Schnbg. 1 Pf. vor einen Riemen in die kleine Glocken an den Klöppel gekauft."
Von der wechselvollen Geschichte unserer Kirchen-Glocken werden wir in einem besonderen Abschnitt erfahren.

In Vorbereitung auf die Anschaffung von drei neuen Glocken, die dann auch in den Jahren von 1597 bis 1599 geschah, wurde im Jahre 1594 eine Generalausbesserung an der alten Kirche vorgenommen. Hierüber gibt uns die Kirchenrechnung von 1594 wie folgt Auskunft:

Mehr Ausgabe Geldt verbauet

Vor Holtz und sonsten so zum Bauen gehorig:

4 R

4 Schn.

 

Valten Melcher Keudeln zu Falken vor drey Eichen Bäume so zu den Brettern uff der Kirchen gebraucht

 

4 Schn.

 

Dem Förster Hans Berwolden zu Trankgelde geschenkt

 

15 Schn.

 

Den Nachbarn zu Bier und Brot geschenkt so die Eichen Bäume aus Valten Melchers Holz nach Lengenfeld gefuhrt

 

6 Schn.

 

Sindt verdrunken als man Andreas Geugern die Kirchen restlich zu decken verdingt in Beiseins Schultzen und Scheffen sampt etzlicher Mann aus der Gemeinde

 

2 Schn.

2 Pf.

Diesem Gedinge noch vor Andreas Geugern gegulden

2 R

8 Schn.

 

Vor vier Tausend Brettnagel so zum Decken gebraucht

 

2 Schn.

 

Vor 1 Pfundt Lein in die Schwertze damit die Bretter geschwerzt

 

15 Schn.

 

Den Nachtbarn zum Drinken geschenkt, so das Eichen vor dem Greiffenstein abgeholt

 

4 Schnb.

 

Damit die Bretter geschwerzt

1 R

3 Schn.

 

Dem Oberförster zu Drankgelde geben von dem Holtze so man vom Greifenstein bekommen

 

16 Schn.

 

Hans Huppachen und Schreiber Hansen zu Trankgelde geben von gemeltem Holtze

 

7 Schn.

 

sindt verzehrt worden als man Andreas Geugern die Kirche in eins verdingt zu decken und zu berappen, In bey seins Schultzen, Schöffen und Vormund sampt etzlicher man in der Gemeinde

2 R

14 Schn.

 

Vor vier Tausend Brett Nagel zu Mohlhausen gekauft welche etwas großer und stärker gewesen als die vorigen

 

2 Schn.

 

vor Nagel damit die Bleche umb die Knauffe uff die Kirche genagelt

   

10 Pf.

vor Dellen Nagel so zum Decken verbraucht

 

8 Schn.

 

vor 36 beste Stricke geben so zu den Gerüsten gebraucht

 

4 Schn.

 

Vor Zwey Pfundt Lein geben so zur Schwertze gebraucht damit die Bretter geschwertzt

 

2 Schn.

 

Vor vier Pfundt Menge geben so der Decker in die Kirchen verbraucht

 

3 Schn.

 

Vor 6 Pfundt Rott Stein Farbe geben

 

6 Schn.

 

Vor 6 Butten mit Kinrauch so der Decker in die Kirchen verbraucht

   

2 Pf.

Von den Nageln und andern Rustung so man zu Mohlhausen zu Zoll geben müssen

1 R

   

Zu den sieben blechern Knauffen bezahlt

 

1 Schn.

 

Klein Baltzern vor 2 Viertel Lein geben in die Farben

 

2 Schn.

 

Valten Helmbodts Jungen geben zu Botenlohn hat 9 Hundert Nägel zu Mohlhausen abgeholdt

1 R

7 Schn.

 

Zwey Tausend Nägel geben so der Decker uff die Kirchen verdeckt

   

6 Pf.

Dem Man von Wilbich geschenkt daß er 11 Hundert Nägel mit von Mohlhausen gebracht

1 R

   

Vor ein Viertel Lein Hans Heuckenrott abgekauft daß Man zur Farbe und Brettern bekommen

 

2 Schn.

 

Kerner Caspars Junge zu Trankgelt geschenkt als die Knauffe sind fertig worden

 

8 Schn.

 

Beiden Lengenfeldischen Holtzförstern zu Trank gelde geschenkt, von dem Holtze so zum Gerüsten gebraucht

 

5 Schn.

11 Pf.

Vor rote Farba in die Kirchen verbraucht

 

4 Schnb.

2 Pf.

noch vor bester Stricke so man zu den Gerüsten in die Kirche verbraucht

 

4 Schn.

 

noch vor zwey Pfundt Lein zur Farbe in die Kirche verbraucht

 

1 Schn.

4 Pf.

Vor 5 Truppen so der Decker zur Farbe gebraucht

 

2 Schn.

 

Botenlohn Ursel Schlempers geben daß sie Leim Farbe und anderes zu Mohlhausen geholdt

 

5 Schn.

 

Vor 5 Butten Kinrauch geben so noch zur Kirche gebraucht

 

4 Schn.

 

Noch vor 2 Pfundt Leim geben

 

6 Schn.

8 Pf.

noch vor 16 Pfundt rote Farbe geben so der Decker verbraucht

 

4 Schn.

 

Vor gelbe Farbe geben welche der Decker gebraucht zu molen

 

1 Schn.

8 Pf.

Vor Dellen Nägel zu den Brettern in die Kirche gebraucht

 

2 Schn.

 

Ursel Schlempers von diesen obbemelten Stücken zu Mohlhausen abzuholen

 

7 Schn.

 

Vor 2 Schock bestern Stricke zu den Gerüsten in die Kirche gebraucht

 

9 Schn.

 

Jacob Harttman geben so er uff die Knauffe uff die Kirchen gemacht

 

6 Schn.

 

Zum Creutze uff der Kirchen Jacob Hartmann bezahlt

 

2 Schn.

 

Jacob Hartmann die Bretter zum Dache zu mahlen geben

 

1 Schn.

 

noch vor dellen Nägel

   

4 Pf.

Vor Brettnagel Jacob Hartmann bezahlt und iin die Kirche dem Dach verbraucht

   

6 Pf.

Jacob Hartmann vor 3 Isen Nagel geben

   

2 Pf.

Von einer Picken zu spitzen damit man die Löcher mit gemacht in die Kirchen

 

7 Schn.

 

Andreas Geugern (Manchmal steht auch Guegern in der Rechnung.) von dem Knauff uff die Kirchen zu setzen

   

3 Pf.

Vor ein Duppen zur Farbe gekauft

34 R

   

Meister Andreas Guegern von der Kirche eine Seite des Dachs zu decken, und wo es nottig Aus Zu flicken, und von oben an bis unden aus umb und thumb zu berappen, und zu schwertzen zu belohnung geben

 

10 Schn.

 

obgemelten Gueger von den letzten 3 Knauffen uff zu setzen geben

 

12 Schn.

 

nochmals dem Gueger vom Dache uffem Beinhause Aus Zu flicken geben.

6 R

6 Schn.

 

Vor 21 Malder Kalligk das Malder vor 6 Schnb. Jacob Rossinge bezahlt

6 R

9 Schn.

 

Vor 33 1/2 ledder Kalligk Jacob Rossing bezahlt

 

4 Schn.

 

Vor 7 Metzen wysse Jacob Rossing bezahlt

 

4 Schn.

 

Vor Ziegeln Jacob Rossing bezahlt

 

1 Schn.

 

Vor 4 Metzen Kalligk so uffm Beinhause verbraucht Rossing bezahlt

 

2 Schn.

 

Vor ein Halb Pfundt Menge und ein Halb Pfundt Leim geben, so in die Kirchen verbraucht

   

2 Pf.

Der Borners vor 1 Duppen geben zur Farbe.

   

6 Pf.

Vor 1 Kandel Biers geben als man mit dem Decker des Lohnes halber abgerechnet

2 R

2 Schn.

 

mit Meister Andresen und seinen Gesellen verzerdt als er die gedingte Arbeit fertig gemacht

   

4 Pf.

Vor Latten Nägel geben so uffm Beinhause verbraucht worden

 

1 Schn.

 

Von einer Mulgen und einem Eimer zu binden geben

74 R

6 Schn.

1 Pf.

Alles Geldt so verbauwet