Lambert Rummel: Ein Leben im Dienste der Heimat (1956)

Lengenfeld u. St.

Am Donnerstag beging der weit und breit bekannte Heimatforscher Lambert Rummel seinen 79. Geburtstag. Uns allen sind seine naturkundlichen Abhandlungen in unserem „Eichsfelder Heimatboten“ lieb und wert geworden. In Worbis gebürtig, wurde Bäckermeister Rummel vor etwa 40 Jahren in Lengenfeld ansässig. Hier beginnt seine wissenschaftlich so wirksame Schaffensperiode.

Von Kindheit an gehörte seine ganze Liebe der Natur, die er von frühester Jugend an mit unermüdlichem Forschungsdrang nach ihren Sehenswürdigkeiten und Geheimnissen durchstreifte. Er beobachtete Tiere und Pflanzen in ihrer Lebensgemeinschaft und in ihren Lebensäußerungen. Mit Stolz zeigt er jedem Besucher seine wertvollen, im Laufe von einigen Jahrzehnten entstandenen umfassenden biologischen Sammlungen, die jeden begeistern.

Er führte seine Forschungen nicht als Einzelgänger durch, sondern hatte durch die wissenschaftliche Korrespondenz persönlichen Kontakt mit namhaften, sogar ausländischen Wissenschaftlern. Aus den planmäßig angelegten Inzuchten des Buchenspinners Aglia tau züchtete er dessen geschwärzte Abart Aglia ferenigra, die in der vierten Generation eine rein ober- und unterseits geschwärzte neue, bisher unbekannte Art, eine echte Mutation darstellt. In der Entomologie erhielt dieser gezüchtete Buchenspinner den wissenschaftlichen Namen Aglia ferenigra extremo Rummel.

Heimatfreund Rummel besitzt auch außergewöhnliche Kenntnisse der heimischen Bodenarten, Gesteine und Pflanzen. Er weiß die Standorte der Orchideen und Halborchideen des Südeichsfeldes, hegt die seltenen Eibenbestände, Wacholdergruppen, Steppenheiden und ließ die Niststätten seltener Vögel unter Naturschutz stellen. Die geringen Überreste der Burg Stein bewahrte er vor der gänzlichen Zerstörung. Bei Ausgrabungen stellte er unlängst Spuren von Handtieren fest.

Unsere Thälmann-Pioniere und Schüler schätzen die Hilfe, die er der Schule mit seinen Sammlungen und reichen Erfahrungen gärt. Mit Vorliebe zeigt er Kindern und Studenten auf biologischen Wanderungen die Schätze unserer Heimat. So ist Meister Rummel als Verbindungsmann zwischen der heimatlichen Scholle und der Wissenschaft emsig tätig und meldet auch seine phänologischen Beobachtungen dem meteorologischen Dienst.

Wer sich wundert über das autodidaktisch erworbene große Wissen, das sogar Gelehrte in Erstaunen versetzt, dem gibt Heimatfreund Rummel folgende Erklärung: „Im Schulunterricht habe ich am Fangen und Erkennen der Schmetterlinge immer große Freude gehabt, die auch geblieben ist und heute nach Jahrzehnten noch unvermindert anhält. Wollte ich die Lebensweise der Schmetterlinge kennenlernen, musste ich mich mit den Pflanzen beschäftigen, die ihre Umwelt sind. So kam ich zur Biologie. Eine Folge davon war wieder, mich mit dem Boden vertraut zu machen, auf dem diese Pflanzen wachsen – ich kam zur Geologie. Der Schritt zur Geschichtserforschung der Heimat war dann nicht mehr groß. Das Wissen um diese Dinge ist also aus eigener Anschauung und eigenem Erleben geworden.” Die Arbeitsgemeinschaft „Junge Historiker” profitiert heute von diesen Erfahrungen.

Doch auch auf anderen Gebieten hat sich Meister Rummel große Verdienste erworben. Als Mitglied des ehemaligen Verkehrsvereins gab er wichtige Hinweise, er gründete in Lengenfeld einen Turnverein und sammelte den Stoff zu einer Dorfchronik. In jüngster Zeit wurde er bei der Wahl des Ortsausschusses der Nationalen Front des demokratischen Deutschlands als Ehrenmitglied gewählt. Als er in dieser Versammlung um seine Mitarbeit gebeten wurde, erklärte er: „Ich kann nicht verstehen, wie ein Deutscher in der Nationalen Front seine Mitarbeit versagen könnte, geht es doch um die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes.”

Wir wünschen unserem betagten Freund noch viele erfolgreiche Forschungs- und Lebensjahre bei bester Gesundheit und froher Schaffenskraft.

Autor: unbekannt
(Quelle: „Eichsfelder Heimatbote“, Ausgabe vom 09.06.1956)