Als man noch das Salzbuch führen musste (1958)

Eine lästige Einrichtung – Der Salzschmuggel blühte

In Struth findet sich noch der Flurname „Sälzerweg“. Gemeint ist damit jener Weg, der von der früheren Eigenrieder Warte, in der Verlängerung der Verbindung aus Hessen, durch die Struther Flur führt. Auf ihm beförderten die Frachtfuhrmänner das so lebenswichtige Salz, welches Sooden lieferte. Es musste sparsam damit umge­gangen werden, denn Grubensalz gab es damals noch nicht. Das Salz wurde durch die Behörden auf die Familien umgelegt. Aus dem Jahre 1824 lesen wir darüber in der Mühlhäuser Chronik von Professor Jordan:

„Mit Anfang dieses Jahres wurde die Salz-Consumption eingeführt, deshalb in jedem Hause ein Büchlein angelegt wurde, in welchem sein Salz-Quantum benannt war, das jeder ohnerläßlich bei Ablauf des Jahres mußte gekauft haben, die Person zu 12 Pfund. In dem Buche wurde jede ein­zelne abgeholte Portion vom Kaufmann eingeschrieben, das Pfund zu 10 Pfennigen“.

Der Magistrat der Kreisstadt gab am 5. Februar 1834 bekannt:

„Wenngleich die Verteilung des hiesiger Stadt für das lau­fende Jahr auferlegten Salz-Quantums wiederum unter genauer Berücksichtigung der Vermögens- und Familienverhältnisse, der Gewerbe und des Viehstandes geschehen, ist, und gegen das vorige Jahr vier Tonnen 377 Pfund mehr haben untergebracht wer­den müssen, folglich um so weniger Er­mäßigungen eintreten können, so haben wir doch Termin zur Anhörung der Be­schwerden über die Salzrepartition auf den 19. und 26. d. Mts. jedesmal Nachmittags 3 Uhr in der kleinen Rathsstube anberaumt. Bedingung ist, daß jeder Reklamant sein Salzbuch mit zur Stelle bringt.“

In jenem Jahr scheint also Salz in Überfluss vorhanden gewesen sein, so dass sich die Verbraucher zur unbedingten Abnahme verpflichten mussten. In jedem Ort gab es damals auch einen „Seiler“ (Salzverteiler). Jede Gemeinde hatte darüber hinaus noch ein gesamtes, größeres Salzbuch zu führen. Das entnehmen wir einer Anzeige aus dem Jahre 1826, in welcher es heißt:

„Das Salzbuch der Gemeinde Struth ist in voriger Woche verloren worden; wer es gefunden, beliebe es bei dem Seiler in Struth abzugeben.“

(Die Salzzuteilung ist allgemein als lästig empfunden worden. Auch in Heiligenstadt musste die Abnahme manchmal erzwungen werden. Dagegen blühte der Salzschmuggel — Schriftleitung).

Vinzenz Hoppe
(Quelle: „Eichsfelder Heimatborn, Ausgabe vom 29.11.1958)