Am frühesten Morgen geht‘s hinaus - Die alte Sitte des Maisprungs hat sich im Eichsfeld erhalten

Eine althergebrachte Sitte auf dem Eichsfeld ist der sogenannte „Maisprung“, eine Wanderung in den frühesten Morgenstunden des 1. Mai.

In Heiligenstadt zum Beispiel sind Iberg, Dün, Elisaebthöhe und Maienwand Ziel dieser Wanderung.

Die ersten grünen Reiser im Arm, kehren die Mädchen mit ihren Burschen zeitig wieder nach Hause zurück, um den Festtag dann weiter in der großen Gemeinschaft begehen zu können. Den „Maisprung“ begleiten muntere Lieder und in den meisten Gruppen fehlt auch die Klampfe nicht.

Es ist ein Bild jugendlichen Frohsinns und heiterer Lebensfreude, das die Jungen und Mädchen auf ihrem „Maisprung“ bieten, und es passt sehr gut zum Tagesbeginn und zur Stimmung des 1. Mai als dem Festtag der Werktätigen in der ganzen Welt. Solche „Maitouren“,          wie sie anderswo heißen, werden auch aus anderen deutschen Landschaften berichtet. Oft nimmt die ganze Familie daran teil. Gern lagert man sich, wenn das Wetter es zulässt, an einer Quelle, deren Wasser gerade am 1. Mai eine besondere Bedeutung zukommt. Es sind die sogenannten „Maibrunnen“, und der Volksglaube maß dem Wasser eine besondere Heilkraft zu. Wahrscheinlich haben wir Brauchtum aus vorchristlicher Zeit vor uns. Die aus innerem Drang und alte Gewohnheit bis heute erhaltene Maiwanderung ist wahrscheinlich eine Nachwirkung des uralten „Maitages“, der Frühlingsfeier.

Schon zu Beginn des 17. Jahrhundert sind solche Wanderungen am 1. Mai bezeugt. Die Menschen vereinigten sich in Freunde und Frohsinn und dankten Gott, der nach der langen harten Winterszeit diesen Mai und neues Leben schenkte. Auf einer Reise in Rumänien erfuhr ich, dass dort am 1. Mai der sogenannte „Majalus“, ein Waldfest, gefeiert wurde.

In der Flurnamengebung finden wir „Maienwald“, „Maienholz, „Maibusch“, „Maibrunnen“, Maiberg usw. An manchen Orten holte man am 1. Mai den Maistrauß für die Hirtenfeste. „Maien“ wird auch für kirchliche Feste aus dem Walde geholt, besonders zum Schmücken der Muttergottes-Altäre im Marienmonat Mai. Mancher „Maiwald“ o. ä. dürfte jedoch seinen Namen daher haben, weil er den „Maitag“ unter seinen Wipfeln sah.

Im Kreis Heiligenstadt gibt es den „Maiberg“, einen Waldberg nördlich von Rustenfelde. Er heißt so nach dem frischen Grün der Birken, die einst hier standen. Bekannt ist auch die Maienwand bei Uder.

Dr. Erhard Müller
(Quelle: Eichsfelder Heimatborn, Nr. 17 vom 30.04.1965)